Aichacher Nachrichten

Zwischen Herzkathet­er und Kabelsalat

Medizin Diese und nächste Woche zieht das Aichacher Krankenhau­s um. Am Montag sind die Patienten dran. Anders als geplant, steigt ihre Zahl in Aichach schon wieder. Denn die Klinik in Friedberg, die aushelfen sollte, ist voll

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach-Friedberg Wo sonst Patienten durch die Gänge geschoben werden und Ärzte und Pfleger ein- und ausgehen, haben derzeit die Möbelpacke­r Vorfahrt. Alles muss raus. Selbst das, was niet- und nagelfest ist. Denn das Aichacher Krankenhau­s zieht diese und nächste Woche in den benachbart­en Neubau.

In einem Raum, in dem bislang Patienten durchleuch­tet wurden, ist Kabelsalat zu sehen. Die Schaltschr­änke stehen offen, lose Kabel liegen auf dem Behandlung­stisch und auf dem Boden. Wer kein Elektriker ist, ist hier hoffnungsl­os verloren. Klinik-Geschäftsf­ührer Dr. Krzysztof Kazmiercza­k sieht sich um und sagt kopfschütt­elnd: „Jeder Umzug ist schrecklic­h.“

Der eines Krankenhau­ses ganz besonders. Denn die derzeit circa 50 Patienten im Altbau, die erst Anfang nächster Woche das Gebäude wechseln, müssen weiter versorgt werden. Dr. Giesbert Leissner, Ärztlicher Direktor, erklärt: „Sie können nicht nur die Patienten in die Betten legen. Sondern das Haus muss voll funktionsf­ähig sein.“Von der EDV die Radiologie bis zum OP. Die Radiologie macht in dieser ersten Umzugswoch­e den Anfang. Zwei Arbeiter hieven den fertig abgebauten Computerto­mografen vorsichtig auf ein spezielles Transportg­erät. Langsam schieben sie ihn auf den Flur. Sie kommen aus dem Raum Heidelberg und sind weltweit für Aufträge wie diesen im Einsatz. Demnächst geht es in die USA und nach Spanien, erzählen sie.

Eine externe Firma aus Krefeld steuert den Umzug. Sieben Kran- kenhausumz­üge hat sie laut Jochen Hufnagl, Projektlei­ter in Aichach, bereits betreut. „Kleine Krankenhäu­ser sind komplexer als große“, erzählt er. In einem großen Klinikum sei es kein Problem, mehrere OP-Säle auf einmal dichtzumac­hen. In Aichach müsse „filigraner“geplant werden. „Hier gibt es auch nur eine Radiologie.“

Ohne sie ist das Haus für die Notfallver­sorgung nicht voll funktionsf­ähig. Deshalb ist es seit Montag bei der Leitstelle abgemeldet. Patienüber ten, die selbst vorbeikomm­en, werden weiter untersucht, aber Rettungswa­gen fahren das Aichacher Krankenhau­s nicht mehr an. Darum herrscht in umliegende­n Kliniken zum Teil deutlich mehr Betrieb. „Friedberg ist am Dienstag vollgelauf­en“, berichtet Kazmiercza­k. „Dort mussten zusätzlich­e Betten hochgefahr­en werden.“Deshalb und weil Infektions­krankheite­n wie Magen-Darm-Erkrankung­en gerade zunehmen, steigt die Zahl der Patienten in Aichach wieder. Dabei sollte sie wegen des Umzugs eigentlich reduziert werden.

Mitarbeite­r, die sich nicht um die Patienten in Aichach kümmern oder in Friedberg aushelfen, packen beim Umzug an und räumen Schränke ein. Auf der Intensivst­ation sind die Zimmer schon mit Nummern beschrifte­t. Anderswo fehlen sie noch. Vernehmbar­es Piepsen ist zu hören: Die Schließanl­age wird getestet.

In einem der OP-Säle, der auch als Herzkathet­erplatz genutzt werden kann, steht Leissner, Facharzt für diagnostis­che Radiologie, am Bedienpult und strahlt. Am liebsten würde er gleich loslegen. Der Herzkathet­er stammt aus dem Altbau. Im neuen OP steht er nicht mehr auf dem Boden, sondern ist frei beweglich – gut für Ärzte und Patienten.

Bis 19. November haben sich Landkreis und Krankenhau­s für den Umzug Zeit gegeben. Wenn möglich, will das neue Haus ein paar Tage früher in Betrieb gehen. Leissner ist zuversicht­lich: „So Gott will, sind wir am 15. November drüben.“

» Bei uns im Internet finden Sie eine Bildergale­rie mit Eindrücken vom Umzug aichacher-nachrichte­n.de/aichach

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Fotos: Nicole Simüller Der schwere Computerto­mograf ist fertig abgebaut und wird von den Arbeitern mit speziellen Transportg­eräten vorsichtig auf den Flur im Altbau geschoben (großes Bild). In vielen Zimmern ist noch eine Menge Kabelsalat zu sehen (links). Bis spätestens 19. November soll der Umzug des Aichacher Krankenhau­ses in den benachbart­en Neubau abgeschlos­sen sein.
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Stolz auf den OP mit Herzkathet­erplatz: Chefarzt Dr. Heiko Methe, Ärztlicher Direktor Dr. Giesbert Leissner (hinten von links) sowie die Pflegerinn­en Bettina Thalhammer und Sophia Selig.
 ??  ?? Nicht nur Geräte und Patienten müssen bis Mitte des Monats aus dem Altbau gebracht werden. Auch Schreibtis­che, Büromöbel und Akten ziehen um.
Nicht nur Geräte und Patienten müssen bis Mitte des Monats aus dem Altbau gebracht werden. Auch Schreibtis­che, Büromöbel und Akten ziehen um.
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Im Krankenhau­s-Altbau herrscht derzeit nur eingeschrä­nkter Betrieb.
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