Zwischen Herzkatheter und Kabelsalat
Medizin Diese und nächste Woche zieht das Aichacher Krankenhaus um. Am Montag sind die Patienten dran. Anders als geplant, steigt ihre Zahl in Aichach schon wieder. Denn die Klinik in Friedberg, die aushelfen sollte, ist voll
Aichach-Friedberg Wo sonst Patienten durch die Gänge geschoben werden und Ärzte und Pfleger ein- und ausgehen, haben derzeit die Möbelpacker Vorfahrt. Alles muss raus. Selbst das, was niet- und nagelfest ist. Denn das Aichacher Krankenhaus zieht diese und nächste Woche in den benachbarten Neubau.
In einem Raum, in dem bislang Patienten durchleuchtet wurden, ist Kabelsalat zu sehen. Die Schaltschränke stehen offen, lose Kabel liegen auf dem Behandlungstisch und auf dem Boden. Wer kein Elektriker ist, ist hier hoffnungslos verloren. Klinik-Geschäftsführer Dr. Krzysztof Kazmierczak sieht sich um und sagt kopfschüttelnd: „Jeder Umzug ist schrecklich.“
Der eines Krankenhauses ganz besonders. Denn die derzeit circa 50 Patienten im Altbau, die erst Anfang nächster Woche das Gebäude wechseln, müssen weiter versorgt werden. Dr. Giesbert Leissner, Ärztlicher Direktor, erklärt: „Sie können nicht nur die Patienten in die Betten legen. Sondern das Haus muss voll funktionsfähig sein.“Von der EDV die Radiologie bis zum OP. Die Radiologie macht in dieser ersten Umzugswoche den Anfang. Zwei Arbeiter hieven den fertig abgebauten Computertomografen vorsichtig auf ein spezielles Transportgerät. Langsam schieben sie ihn auf den Flur. Sie kommen aus dem Raum Heidelberg und sind weltweit für Aufträge wie diesen im Einsatz. Demnächst geht es in die USA und nach Spanien, erzählen sie.
Eine externe Firma aus Krefeld steuert den Umzug. Sieben Kran- kenhausumzüge hat sie laut Jochen Hufnagl, Projektleiter in Aichach, bereits betreut. „Kleine Krankenhäuser sind komplexer als große“, erzählt er. In einem großen Klinikum sei es kein Problem, mehrere OP-Säle auf einmal dichtzumachen. In Aichach müsse „filigraner“geplant werden. „Hier gibt es auch nur eine Radiologie.“
Ohne sie ist das Haus für die Notfallversorgung nicht voll funktionsfähig. Deshalb ist es seit Montag bei der Leitstelle abgemeldet. Patienüber ten, die selbst vorbeikommen, werden weiter untersucht, aber Rettungswagen fahren das Aichacher Krankenhaus nicht mehr an. Darum herrscht in umliegenden Kliniken zum Teil deutlich mehr Betrieb. „Friedberg ist am Dienstag vollgelaufen“, berichtet Kazmierczak. „Dort mussten zusätzliche Betten hochgefahren werden.“Deshalb und weil Infektionskrankheiten wie Magen-Darm-Erkrankungen gerade zunehmen, steigt die Zahl der Patienten in Aichach wieder. Dabei sollte sie wegen des Umzugs eigentlich reduziert werden.
Mitarbeiter, die sich nicht um die Patienten in Aichach kümmern oder in Friedberg aushelfen, packen beim Umzug an und räumen Schränke ein. Auf der Intensivstation sind die Zimmer schon mit Nummern beschriftet. Anderswo fehlen sie noch. Vernehmbares Piepsen ist zu hören: Die Schließanlage wird getestet.
In einem der OP-Säle, der auch als Herzkatheterplatz genutzt werden kann, steht Leissner, Facharzt für diagnostische Radiologie, am Bedienpult und strahlt. Am liebsten würde er gleich loslegen. Der Herzkatheter stammt aus dem Altbau. Im neuen OP steht er nicht mehr auf dem Boden, sondern ist frei beweglich – gut für Ärzte und Patienten.
Bis 19. November haben sich Landkreis und Krankenhaus für den Umzug Zeit gegeben. Wenn möglich, will das neue Haus ein paar Tage früher in Betrieb gehen. Leissner ist zuversichtlich: „So Gott will, sind wir am 15. November drüben.“
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