Frau schlägt Frau Weizenglas auf Kopf
Prozess 27-Jährige muss sich nach Vorfall auf dem Kühbacher Marktfest wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Aichacher Amtsgericht verantworten. Sie hat eine Erklärung parat
Aichach Recht deftig ging es bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen auf dem Kühbacher Marktfest im Juni zu. Eine 27-Jährige aus dem nördlichen Landkreis kippte gegen 22 Uhr einer 38-jährigen Besucherin den Inhalt eines Weizenglases über den Kopf. In der Fortsetzung zersplitterte das leere Glas auf dem Kopf der 38-Jährigen. Die 27-Jährige, die gestern wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht Aichach stand, sagte, die Kontrahentin sei ihr wohl ins Weizenglas gelaufen..
Der Grund für die Diskussion zwischen den beiden Frauen, die sich bis dahin überhaupt nicht kannten, lag vier Wochen zurück. Auf dem Brauereifest war die Schwester der Angeklagten mit der 38-jährigen Aichacherin aneinandergeraten und dabei hingefallen. Daran erinnerte sich die Angeklagte, als sie die 38-Jährige und ihren 34-jährigen Freund auf dem Marktfest sah.
Sie sei mit dem Weizenglas in der Hand hingegangen, um den Freund auf diesen Vorfall anzusprechen, sagte die 27-Jährige aus. Darauf reagierte die 38-Jährige scheinbar ungehalten. Sie beschimpfte und beleidigte die Angeklagte. „Es sind Wörter gefallen“, gab die 38-Jährige zu. Welche das waren, daran könne sie sich aber nicht mehr erinnern. Der Freund bestätigte, beide Frauen seien laut geworden. Als die Angeklagte ihr Weizenglas nahm und, so der 34-Jährige, „gemütlich um den Tisch“ging, dachte sich das Pärchen nichts. „Ich habe gedacht, sie geht“, sagte die 38-Jährige. Stattdessen goss die Angeklagte ihr von hinten das Bier über den Kopf. Nach einer Schreck- sekunde reagierte die 38-Jährige und packte die 27-Jährige, die sich schon ein paar Schritte entfernt hatte, an den Haaren. Die Angeklagte erinnerte sich noch gut: „Sie hat mich beim Schopf gepackt und durch die Leute gezerrt“, und ergänzte, „es hat irre wehgetan“. Sie habe Panik gehabt. Deshalb habe sie mit den Armen herumgefuchtelt. Dabei müsse ihr die 38-Jährige in das Weizenglas, das sie noch immer in der Hand hielt, gelaufen sein, vermutete die 27-Jährige.
Eine Aussage, bei der sich bei Amtsrichter Walter Hell „die Nackenhaare aufstellten“, wie er sagte. Wie soll es die 38-Jährige bei dieser Version schaffen, eine Platzwunde auf dem Kopf zu bekommen, wunderte sich der Richter. Die Platzwunde musste im Übrigen mit zwei Stichen genäht werden. Verteidiger Clemens Sandmeier hingegen hatte seine Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Pärchens und deshalb zwei zusätzliche Zeugen mitgebracht. Eine Arbeitskollegin der 27-Jährigen hatte das Ende des Streits beim Kühbacher Marktfest miterlebt. Während sich Sanitäter um seine verletzte Freundin kümmerten, habe der 34-Jährige die Angeklagte beschimpft. Ganz plötzlich sei er aber umgeschwenkt und habe seiner Freundin die Schuld gegeben, sagte die Zeugin aus.
Für Staatsanwältin Katharina Stoll waren die Aussagen des Paares glaubhaft. Sie hielt der Angeklagten zugute, dass sie alkoholisiert war und nicht vorbestraft ist. Stoll plädierte
Schwester der Angeklagten war mit der 38-Jährigen zuvor aneinandergeraten
Auf dem Kühbacher Marktfest kippte eine Frau einer anderen Besucherin den Inhalt eines Weizenglases über den Kopf. Symbolfoto: Alexander Kaya
Die Angeklagte muss nun 1500 Euro an das Rote Kreuz Aichach zahlen
wegen gefährlicher Körperverletzung für eine zehnmonatige Bewährungsstrafe und eine Geldauflage von 1500 Euro. Dem schloss sich der Amtsrichter in seinem Urteil an. Hell rechnete der Angeklagten an, dass sie den Vorfall zutiefst bereute. Die 1500 Euro muss sie an das Rote Kreuz Aichach zahlen. Ihr Verteidiger Sandmeier sah „allenfalls eine fahrlässige Körperverletzung“und hatte für eine Geldstrafe plädiert.