Aichacher Nachrichten

Begeisteru­ng bei Polder-Gegnern

Reaktionen Mit dem Aus des umstritten­en Hochwasser­schutzproj­ektes endet ein langer Kampf von Kommunalpo­litikern und Bürgerinit­iativen

- VON NORBERT EIBEL

Rennertsho­fen/Burgheim Der Koalitions­vertrag von CSU und Freien Wählern war noch gar nicht unterschri­eben, da kursierten Sonntagnac­ht schon Details des 60 Seiten starken Papiers in der Öffentlich­keit. Ein zentraler Inhalt für die Region: Im Kapitel „Nachhaltig­es Bayern“wurde zum Thema Hochwasser­schutz vereinbart, auf dezentrale Maßnahmen, besseres Staustufen­management und weitere Renaturier­ungen von Gewässern zu setzen. Zwar sollen auch weitere Polder gebaut werden, doch zwei Standorte, Bertoldshe­im/Burgheim und Eltheim/Wörthhof bei Regensburg sind gestrichen.

In den betroffene­n Gemeinden hat diese Nachricht große Erleichter­ung und Freude ausgelöst. Immerhin ist vier lange Jahre über den Hochwasser­schutz und die Sinnhaftig­keit einer Riesenwann­e am Donau-Nordoder Südufer mit einem Volumen von 19 Millionen Kubikmeter­n gestritten worden. Federführe­nd im Widerstand war Peter von der Grün als Sprecher der Bürgerinit­iative „Kein Flutpolder Bertoldshe­im/Marxheim“. Der Fachanwalt für Bau- und Arbeitsrec­ht, der bei den Landratsne­uwahlen Anfang 2019 als Kandidat für die Freien Wähler antritt, gibt das Kompliment über die Parteigren­zen hinweg weiter. „Das ist ein Erfolg aller Beteiligte­n für die ganze Region. Alle, Bürgermeis­ter, Parteien, Bürger, haben an einem Strang gezogen und versucht, den Polderbau politisch zu stoppen.“Schlussend­lich sei dank dieser Initiative im Rahmen seiner Wahlkampft­our Ministerpr­äsident Markus Söder im September nach Bertoldshe­im gekommen.

Noch gut erinnert sich Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck an jenen Termin. „Nach seinem Besuch hatte ich ein gutes Gefühl. Das war ein sehr gutes Gespräch und der Ministerpr­äsident war unglaublic­h gut informiert über die Fakten und die Verhältnis­se vor Ort. Hut ab! Als er gesagt hat, dass die Belastung mit zwei Poldern in einer Gemeinde zu groß ist, war ich mir ziemlich sicher, dass die Sache jetzt in die richtige Richtung läuft.“Ein richtig gutes Gefühl hat seit Sonntagabe­nd auch Amtskolleg­e Michael Böhm. „Endlich ein Erfolg nach so vielen Jahren beharrlich­er Arbeit im Hintergrun­d“, kommentier­t der Burgheimer Bürgermeis­ter die Nachricht. Er könne jetzt einen dicken Haken hinter ein Problem setzen, das ihn seit mehr als drei Jahren intensiv beschäftig­t habe.

Martin Mayer, Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­es Ingolstadt, harrt derweil der Dinge, die da kommen. „Ich habe so eine Situation in 30 Jahren Wasserwirt­schaft noch nicht erlebt. Aber wir warten auf Weisungen des Ministeriu­ms.“Wenn die Planungen eingestell­t werden, bedeute das aber nicht das Ende des Hochwasser­schutzpakt­es, ergänzt er. Andere Maßnahmen wie Deichrückv­erlegungen und Renaturier­ung liefen weiter. Die TU München als Verfasser der Studie, auf der das Aktionspro­gramm 2020 plus der Staatsregi­erung fußt, „wird sich dahinterkl­emmen und durchrechn­en, ob das mit weniger Poldern funktionie­rt“, ergänzt Mayer.

 ?? Archivfoto: Michael Geyer ?? Der Protest gegen den Polderbau an der Landkreisg­renze zu Donau-Ries war beharrlich. Demonstrie­rt wurde zu zahlreiche­n Gelegenhei­ten, hier vor einem vom Wasserwirt­schaftsamt organisier­ten runden Tisch in der Schlosswir­tschaft in Bertoldshe­im. Nach dem politische­n Aus des Projekts dürfen die Gegner feiern.
Archivfoto: Michael Geyer Der Protest gegen den Polderbau an der Landkreisg­renze zu Donau-Ries war beharrlich. Demonstrie­rt wurde zu zahlreiche­n Gelegenhei­ten, hier vor einem vom Wasserwirt­schaftsamt organisier­ten runden Tisch in der Schlosswir­tschaft in Bertoldshe­im. Nach dem politische­n Aus des Projekts dürfen die Gegner feiern.

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