Begeisterung bei Polder-Gegnern
Reaktionen Mit dem Aus des umstrittenen Hochwasserschutzprojektes endet ein langer Kampf von Kommunalpolitikern und Bürgerinitiativen
Rennertshofen/Burgheim Der Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern war noch gar nicht unterschrieben, da kursierten Sonntagnacht schon Details des 60 Seiten starken Papiers in der Öffentlichkeit. Ein zentraler Inhalt für die Region: Im Kapitel „Nachhaltiges Bayern“wurde zum Thema Hochwasserschutz vereinbart, auf dezentrale Maßnahmen, besseres Staustufenmanagement und weitere Renaturierungen von Gewässern zu setzen. Zwar sollen auch weitere Polder gebaut werden, doch zwei Standorte, Bertoldsheim/Burgheim und Eltheim/Wörthhof bei Regensburg sind gestrichen.
In den betroffenen Gemeinden hat diese Nachricht große Erleichterung und Freude ausgelöst. Immerhin ist vier lange Jahre über den Hochwasserschutz und die Sinnhaftigkeit einer Riesenwanne am Donau-Nordoder Südufer mit einem Volumen von 19 Millionen Kubikmetern gestritten worden. Federführend im Widerstand war Peter von der Grün als Sprecher der Bürgerinitiative „Kein Flutpolder Bertoldsheim/Marxheim“. Der Fachanwalt für Bau- und Arbeitsrecht, der bei den Landratsneuwahlen Anfang 2019 als Kandidat für die Freien Wähler antritt, gibt das Kompliment über die Parteigrenzen hinweg weiter. „Das ist ein Erfolg aller Beteiligten für die ganze Region. Alle, Bürgermeister, Parteien, Bürger, haben an einem Strang gezogen und versucht, den Polderbau politisch zu stoppen.“Schlussendlich sei dank dieser Initiative im Rahmen seiner Wahlkampftour Ministerpräsident Markus Söder im September nach Bertoldsheim gekommen.
Noch gut erinnert sich Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck an jenen Termin. „Nach seinem Besuch hatte ich ein gutes Gefühl. Das war ein sehr gutes Gespräch und der Ministerpräsident war unglaublich gut informiert über die Fakten und die Verhältnisse vor Ort. Hut ab! Als er gesagt hat, dass die Belastung mit zwei Poldern in einer Gemeinde zu groß ist, war ich mir ziemlich sicher, dass die Sache jetzt in die richtige Richtung läuft.“Ein richtig gutes Gefühl hat seit Sonntagabend auch Amtskollege Michael Böhm. „Endlich ein Erfolg nach so vielen Jahren beharrlicher Arbeit im Hintergrund“, kommentiert der Burgheimer Bürgermeister die Nachricht. Er könne jetzt einen dicken Haken hinter ein Problem setzen, das ihn seit mehr als drei Jahren intensiv beschäftigt habe.
Martin Mayer, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt, harrt derweil der Dinge, die da kommen. „Ich habe so eine Situation in 30 Jahren Wasserwirtschaft noch nicht erlebt. Aber wir warten auf Weisungen des Ministeriums.“Wenn die Planungen eingestellt werden, bedeute das aber nicht das Ende des Hochwasserschutzpaktes, ergänzt er. Andere Maßnahmen wie Deichrückverlegungen und Renaturierung liefen weiter. Die TU München als Verfasser der Studie, auf der das Aktionsprogramm 2020 plus der Staatsregierung fußt, „wird sich dahinterklemmen und durchrechnen, ob das mit weniger Poldern funktioniert“, ergänzt Mayer.