Theater: Zukunft der Mauer ist offen
Stadtrat Die Entscheidung über archäologischen Fund ist erst einmal vertagt worden
Die Stadt Augsburg lässt vorerst offen, ob und in welcher Form die historische Stadtmauer, die bei archäologischen Untersuchungen auf dem Gelände des Theaters gefunden wurde, für die Nachwelt erhalten werden könnte. Wie berichtet, haben die Archäologen dort Mauerreste aus mehreren Jahrhunderten freigelegt, die die Geschichte der Stadtbefestigung auf eine Art dokumentieren, wie es anderswo in der Stadt nicht gegeben sei.
Das Mauerwerk könnte für die Öffentlichkeit zugänglich bzw. sichtbar gemacht werden. Dazu müssten allerdings die Pläne für die Theatersanierung geändert werden. Es geht dabei um den geplanten Orchesterprobensaal auf dem Grünareal zwischen Großem Haus und Volkhartstraße. Diese Umplanung würde das Projekt um 4,3 Millionen Euro verteuern. Die Lösung von Theaterplaner Walter Achatz sieht vor, das Mauerwerk optisch anspruchsvoll in das Bauvorhaben einzubinden.
Der Stadtrat hat am Dienstag eine Entscheidung darüber vertagt. CSU-Fraktionschef Bernd Kränzle hatte für seine Fraktion weiteren Beratungsbedarf angemeldet. Es solle zudem mit den staatlichen Fördergebern geklärt werden, ob es nicht doch eine Unterstützung von staatlicher Seite geben könnte. Bislang sieht es danach aus, dass die Stadt für diese zusätzlichen Kosten allein aufkommen müsste.
Die Positionen zur Zukunft der Mauer sind bekannt: Die Befürworter argumentieren, dass es sich um ein archäologisch wertvolles Gut handle, das zum kulturellen Erbe der Stadt gehöre. Kritiker halten dieser Einschätzung die hohen Investitionskosten entgegen. Im Regierungsbündnis gibt es einige Bedenkenträger: SPD-Fraktionschefin Margarete Heinrich bestätigt, dass die SPD dem Vorhaben skeptisch gegenüberstehe. Es seien noch einige Punkte zu klären, sagt sie ferner: „Gegenwärtig gibt es keine einheitliche Meinung.“Ähnlich sieht es, wie zu hören ist, auch bei den Grünen aus.
Im Sommer hatten Archäologen in der Baugrube neben dem Theater die Überbleibsel der alten Stadtbefestigung freigelegt. Sie könnten sich eine Präsentation mit Schautafeln vorstellen, die die Mauerreste in den Kontext mit der Fuggerstraße stellen, die erst durch die Beseitigung der Stadtmauer entstand. An anderen Stellen in der Stadt wurden die Stadtmauerreste bei Bauarbeiten zwar gesichtet, dann aber wieder überbaut oder entfernt. Laut Stadtarchäologe Sebastian Gairhos bestehe am Theater nun noch die letzte Chance, die Vergangenheit der Stadtbefestigung so lückenlos zu dokumentieren.
Die Kosten für den Erhalt der Mauer sind im am Dienstag verabschiedeten städtischen Doppelhaushalt 2019/2020 nicht berücksichtigt. Sie könnten im ersten Nachtragshaushalt 2019 verbucht werden. Die Sanierung des Theaterstandorts ist mit Kosten von 186 Millionen Euro veranschlagt. Diese beinhalten nicht Ausgaben für Theater-Interimsspielstätten.