Warum Kita-Plätze knapp sind
Kalkulation Viele Eltern verstehen es nicht: Was macht die Bedarfsplanung in Kindergärten und Krippen eigentlich so schwierig? Warum wird es jedes Jahr eng und was tun die Kommunen?
Aichach-Friedberg Das Rezept für gute Kinderbetreuung in öffentlichen Einrichtungen ist bekannt: Möglichst viel und gut ausgebildetes Personal und reichlich Platz für die Kinder zum Spielen, Basteln und Austoben. Dazu noch ein akzeptables Budget für Projekte, Materialien und Ausflüge. Was könnte einer erfolgreichen frühkindlichen Bildung da noch im Wege stehen? Die Realität. Denn der Alltag in Krippen und Kindergärten sieht oft anders aus. Das Problem beginnt damit, dass die Plätze knapp sind.
6255 stehen im Moment mit Hortplätzen in Aichach-Friedberg zur Verfügung. Wolfgang Müller, Pressesprecher im Landratsamt, erklärt, dass zumindest für den Moment alle Probleme in Sachen Unterbringung durch das hohe Engagement der Beteiligten vor Ort gelöst werden konnten. Die allgemein angespannte Platzsituation sei nicht auf den Landkreis beschränkt. Die Kindertagesstätten seien ausgelastet, vereinzelt hätten sie aber noch Reserve-Kapazitäten.
Seit August 2013 haben Eltern Anspruch auf die Betreuung ihres Kindes in einer Kita, sobald es das erste Lebensjahr vollendet hat. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ermittelt das Jugendamt den Bedarf an Betreuungsplätzen im Landkreis regelmäßig. Das ist offenbar leichter gesagt als getan.
In die Statistik fließen zunächst die Zahlen der Kommunen ein. Zuzug, Wegzug und Geburten werden betrachtet. Außerdem müssen größere geplante Baugebiete gemeldet werden, da hier mit Familienzuzug zu rechnen ist. So werden Prognosen erarbeitet, die später nicht immer mit der Realität übereinstimmen. Ein Beispiel: Gerade erst wurde beschlossen, dass in Augsburg eine Uniklinik eingerichtet wird, die wahrscheinlich Familienzuzug in Aichach-Friedberg zur Folge haben wird. Die Frage nach Betreuungsplätzen im Landkreis wird dadurch steigen. Bis vor Kurzem hatte damit aber niemand gerechnet.
Wie das Landratsamt mitteilte, sind die meisten Betrachtungen auf zehn Jahre im Voraus beschränkt. Es gibt aber Prognosen, die sich mit den kommenden 20 Jahren beschäftigen, um grundlegende Tendenzen aufzuzeigen. Das abschließende Gutachten werde laut Landratsamt von einer externen Agentur erstellt und vom Jugendamt ausgewertet.
All das hat die Gemeinde Obergriesbach aber nicht vor der momentanen Situation bewahrt. Im Juli erst war das 3,5 Millionen Euro teure Kinderhaus Abenteuerland eingeweiht worden. Zwei Kindergartengruppen mit je 25 Kindern und eine Krippengruppe mit 18 Kindern sollten im Neubau Platz finden. Doch schon bei der Einweihung war klar, dass der Platz nicht reichen wird. Dabei habe die Gemeinde vorher alles kalkuliert und sogar einen Puffer eingeplant, wie der Obergriesbacher Bürgermeister Josef Schwegler berichtet.
Wie konnte das passieren? „Die Geburtenzahlen sind recht konstant“, sagt Schwegler. Während früher viele Kinder den Tag zu Hause bei Mama oder Oma verbrachten, würden sie heutzutage in Betreuungseinrichtungen geschickt. Sei es, weil die Großeltern nicht im Ort wohnen oder weil die Eltern schnell wieder Geld verdienen müssen. Vor allem die Ein- bis Dreijährigen seien früher mehr zu Hause betreut worden. In Obergriesbach nimmt im Moment vor allem die Zahl der Kindergartenkinder zu. „Sie wissen ja vorher nicht, wie viele sich anmelden“, erklärt Josef Schwegler. Die Gemeinde hat eine Notgruppe eingerichtet, die inzwischen auch schon von 19 Kindern besucht wird. Zurzeit diskutiert der Gemeinderat, ob die neue Kindergartengruppe und die neue Krippengruppe im Untergeschoss der früheren Obergriesbacher Schule untergebracht werden sollen. Josef Schwegler gibt zu: „Ich mache das jetzt seit 28 Jahren. Und die Kinderbetreuung war immer schon eine Herausforderung.“
Das ist in Mering nicht anders. Hier kümmert sich Sandra Schäffler um das Sachgebiet Kindergarten. „Mering ist ein Zuzugsort, da kann man den Bedarf ganz schlecht planen“, klagt sie. Dennoch sei es in diesem Jahr gelungen, fast alle Kinder in Betreuungseinrichtungen unterzubringen. Einige Kinder kamen bei Tagesmüttern unter, außerdem wurden Betreuungsgruppen vergrößert. Vorrangig seien Kinder behandelt worden, deren Eltern dringend einen Platz brauchten, weil sie beispielsweise berufstätig sind.
In Mering gibt es derzeit 595 Kindergartenplätze und 155 Krippenplätze für Kinder ab einem Jahr. Sandra Schäffler berichtet: „Wir haben 2015 eine neue Einrichtung eröffnet und 2016 auch.“Für 2019/2020 sei die nächste in Planung.