Wirrwarr der Weihnacht
Weihnachten ist schön, aber kompliziert. Neulich haderten Bekannte, von denen wir das nicht gewohnt waren, mit dem populärsten aller Feste. „Uns reicht es jetzt schon! Glühweinbuden, Schupfnudeln, Engel, die zu Playback-Klängen Trompete blasen, und am Heiligen Abend Würstchen“, jammerten sie unisono. „Am liebsten säße ich auf einem Kreuzfahrtschiff“, stöhnt er. „Das kannst du unserem Mathias nicht antun“, protestiert die Mama.
Aber was soll man kochen? Hat doch der in Berlin studierende Sohn oft über langweiliges „fettes Zeug“gelästert und „Konsumterror“angeprangert. Schließlich ernähre der sich von Ökozeugs. Das Ergebnis einer zweistündigen Debatte. Statt Champagner zum Aperitif Bio-Sekt aus Franken. Statt Gans mit Knödel und Blaukraut nun Walnussmöhren auf VanillePolenta. Statt Butterplätzchen Kokoskugeln mit Ingwer.
Blöd, dass uns Mathias bei seinem Besuch zu Allerheiligen seine geheimen Wünsche verraten hat. „Wenn ich im ICE zurück nach Schwaben sitze, möchte ich vom Zugfenster aus den Blick auf die Christkindlesmärkte genießen. Selbst wenn die Bahn in Thüringen schon 40 Minuten Verspätung hat.“Das klingt fast so, als würde er sich genieren. „Und ich erinnere mich, wie ich als Kind an der Hand meiner Eltern durch beleuchtete Budengassen geschlendert bin.“Klar, gibt er zu, das glaube ihm keiner. Und schon gar nicht, dass er ausnahmsweise, aber wirklich nur ausnahmsweise, auch Würstchen und Gans akzeptiere.
Jetzt rätseln wir, wie die Weihnacht der Freunde funktionieren wird. Aber wieso gehen uns jetzt Auberginen mit Linsen, Granatapfel und Feta durch den Kopf?