Norovirus grassiert im Aichacher Krankenhaus
Gesundheit Mehrere Patienten und Mitarbeiter sind bereits erkrankt. Eine Station ist inzwischen isoliert. Die Klinik rät derzeit von Besuchen ab. Welche Folgen der Ausbruch hat und was der Geschäftsführer empfiehlt, um sich zu schützen
Aichach Übelkeit, Durchfall, Erbrechen – wer sich das Norovirus eingefangen hat, ist zu bedauern. Die Magen-Darm-Infektion ist gefürchtet. Nicht nur, weil es den Betroffenen sehr schlecht geht. Sondern auch, weil sie extrem ansteckend ist. Jetzt hat es das neue Aichacher Krankenhaus erwischt. Mehrere Patienten und Mitarbeiter sind bereits erkrankt. Die Klinikleitung rät inzwischen von Besuchen ab.
Auf Aushängen am Haupteingang bittet sie darum, von Besuchen im zweiten Stock abzusehen. Dort wurde inzwischen eine Station auf der Südseite isoliert, wie Dr. Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte. 20 Patienten befinden sich auf dieser Station. Einige von ihnen haben die Infektion bereits überstanden. Am Montag waren drei der Patienten dort betroffen. Neue Patienten nimmt das Krankenhaus derzeit nur im ersten Stock auf der Aufnahmeund auf der Intensivstation auf. Das Ziel: keine Bewegungen zwischen erster und zweiter Etage, um den Erreger nicht weiter zu verbreiten.
Seit anderthalb Wochen kämpft das Krankenhauspersonal gegen die Noroviren. Sechs Patienten sind derzeit Kazmierczak zufolge erkrankt. Auch acht Mitarbeiter hat es erwischt. Nach einem ersten Ausbruch schien die Lage unter Kontrolle. Doch dann – nach einigen Tagen Inkubationszeit – folgte der zweite Ausbruch. Am Freitag war die Situation so ernst, dass sich das Aichacher Haus vorübergehend von der Integrierten Leitstelle abmeldete und somit von Rettungswagen nicht mehr angesteuert wurde.
Seit Sonntag ist das Krankenhaus zwar wieder bei der Leitstelle angemeldet. Dennoch läuft der Betrieb eingeschränkt. Nur Notfall-OPs finden statt. Alle geplanten Operationen wurden verlegt. Acht bis zehn Eingriffe, so schätzt der Klinik-Geschäftsführer, seien abgesagt. Wie lange das so bleibt, werde täglich neu entschieden. Einstweilen bittet Kazmierczak Besucher, möglichst nicht ins Krankenhaus zu Nicht nur, weil sie sich bei erkrankten Patienten anstecken könnten. Sondern auch, weil sie Erreger ins Krankenhaus tragen.
Die Inkubationszeit betrage fünf Tage. Es könne sein, dass ein Opa sich beispielsweise vor ein paar Tagen bei seinem Enkel mit dem Erreger angesteckt habe, heute kerngesund ins Krankenhaus gehe und die Viren unwissentlich dorthin mitbringe – bevor morgen die Infektion bei ihm selbst ausbreche. „In einer Klinik liegen immer immungeschwächte Personen“, betont Kazmierczak. Sie seien umso anfälliger.
Wo die Quelle für den Ausbruch am Krankenhaus lag, lässt sich dem Geschäftsführer zufolge gut nachvollziehen: Ende vorletzter Woche sei ein Patient aus einer Pflegeeinrichtung ins Krankenhaus verlegt worden – „leider mit falschen Informationen“zu seiner Erkrankung. Wären die Sanitäter oder das Krankenhauspersonal vorgewarnt gewesen, dass er möglicherweise das Norovirus habe, wären ganz andere Schutzmaßnahmen getroffen worden, so Kazmierczak. So seien zwei Kolleginnen in der Notaufnahme gleich als Erste erkrankt.
Kazmierczak äußert sich zwar nicht dazu, aus welcher Einrichtung der Patient kam. Doch ihr Verhalten kritisiert er als „unprofessionell“. Eigentlich seien Einrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen und Kindergärten verpflichtet, dem Gesundheitsamt einen Noroviren-Ausbruch zu melden. Doch das funktioniere oft „suboptimal“, weil beispielsweise Pflegeheime Umsatzeinbußen befürchteten, wenn bekannt werde, dass sie vom Norovirus betroffen seien. Normalerweise helfe es schon, den Sanitätern einen Hinweis zu geben. Auch das sei hier nicht passiert. „Ich kann verstehen, dass man sich aus Dummheit oder Unwissenheit schützt. Aber andere sind die Leidtragenden“, schimpft Kazmierczak. Das Gesundheitsamt war gestern Nachmittag wegen einer Personalversammlung nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Noroviren im Krankenhaus sind übrigens nicht so selten: Vor vier oder fünf Jahren gab es dem Geschäftsführer zufolge in Aichach ei-
vergleichbaren Ausbruch, vor zwei Jahren war das Haus in Friedberg betroffen. Üblicherweise werde in solchen Fällen, wenn es zwei Kliniken gibt, versucht, den größekommen.
ren Standort zu schützen: „Aichach ist dann die Einrichtung, die die Patienten sammelt, damit Friedberg alle Gesunden weiterversorgen kann.“Das Gute sei: Nach zwei Tanen gen sei für Betroffene das Schlimmste überstanden. Das Schlechte: Das Norovirus sei „einer der Keime, die extrem schnell übertragen werden“(siehe Infokasten).