Aichacher Nachrichten

Norovirus grassiert im Aichacher Krankenhau­s

Gesundheit Mehrere Patienten und Mitarbeite­r sind bereits erkrankt. Eine Station ist inzwischen isoliert. Die Klinik rät derzeit von Besuchen ab. Welche Folgen der Ausbruch hat und was der Geschäftsf­ührer empfiehlt, um sich zu schützen

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach Übelkeit, Durchfall, Erbrechen – wer sich das Norovirus eingefange­n hat, ist zu bedauern. Die Magen-Darm-Infektion ist gefürchtet. Nicht nur, weil es den Betroffene­n sehr schlecht geht. Sondern auch, weil sie extrem ansteckend ist. Jetzt hat es das neue Aichacher Krankenhau­s erwischt. Mehrere Patienten und Mitarbeite­r sind bereits erkrankt. Die Klinikleit­ung rät inzwischen von Besuchen ab.

Auf Aushängen am Haupteinga­ng bittet sie darum, von Besuchen im zweiten Stock abzusehen. Dort wurde inzwischen eine Station auf der Südseite isoliert, wie Dr. Krzysztof Kazmiercza­k, Geschäftsf­ührer der Kliniken an der Paar, auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte. 20 Patienten befinden sich auf dieser Station. Einige von ihnen haben die Infektion bereits überstande­n. Am Montag waren drei der Patienten dort betroffen. Neue Patienten nimmt das Krankenhau­s derzeit nur im ersten Stock auf der Aufnahmeun­d auf der Intensivst­ation auf. Das Ziel: keine Bewegungen zwischen erster und zweiter Etage, um den Erreger nicht weiter zu verbreiten.

Seit anderthalb Wochen kämpft das Krankenhau­spersonal gegen die Noroviren. Sechs Patienten sind derzeit Kazmiercza­k zufolge erkrankt. Auch acht Mitarbeite­r hat es erwischt. Nach einem ersten Ausbruch schien die Lage unter Kontrolle. Doch dann – nach einigen Tagen Inkubation­szeit – folgte der zweite Ausbruch. Am Freitag war die Situation so ernst, dass sich das Aichacher Haus vorübergeh­end von der Integriert­en Leitstelle abmeldete und somit von Rettungswa­gen nicht mehr angesteuer­t wurde.

Seit Sonntag ist das Krankenhau­s zwar wieder bei der Leitstelle angemeldet. Dennoch läuft der Betrieb eingeschrä­nkt. Nur Notfall-OPs finden statt. Alle geplanten Operatione­n wurden verlegt. Acht bis zehn Eingriffe, so schätzt der Klinik-Geschäftsf­ührer, seien abgesagt. Wie lange das so bleibt, werde täglich neu entschiede­n. Einstweile­n bittet Kazmiercza­k Besucher, möglichst nicht ins Krankenhau­s zu Nicht nur, weil sie sich bei erkrankten Patienten anstecken könnten. Sondern auch, weil sie Erreger ins Krankenhau­s tragen.

Die Inkubation­szeit betrage fünf Tage. Es könne sein, dass ein Opa sich beispielsw­eise vor ein paar Tagen bei seinem Enkel mit dem Erreger angesteckt habe, heute kerngesund ins Krankenhau­s gehe und die Viren unwissentl­ich dorthin mitbringe – bevor morgen die Infektion bei ihm selbst ausbreche. „In einer Klinik liegen immer immungesch­wächte Personen“, betont Kazmiercza­k. Sie seien umso anfälliger.

Wo die Quelle für den Ausbruch am Krankenhau­s lag, lässt sich dem Geschäftsf­ührer zufolge gut nachvollzi­ehen: Ende vorletzter Woche sei ein Patient aus einer Pflegeeinr­ichtung ins Krankenhau­s verlegt worden – „leider mit falschen Informatio­nen“zu seiner Erkrankung. Wären die Sanitäter oder das Krankenhau­spersonal vorgewarnt gewesen, dass er möglicherw­eise das Norovirus habe, wären ganz andere Schutzmaßn­ahmen getroffen worden, so Kazmiercza­k. So seien zwei Kolleginne­n in der Notaufnahm­e gleich als Erste erkrankt.

Kazmiercza­k äußert sich zwar nicht dazu, aus welcher Einrichtun­g der Patient kam. Doch ihr Verhalten kritisiert er als „unprofessi­onell“. Eigentlich seien Einrichtun­gen wie Krankenhäu­ser, Pflegeheim­e, Schulen und Kindergärt­en verpflicht­et, dem Gesundheit­samt einen Noroviren-Ausbruch zu melden. Doch das funktionie­re oft „suboptimal“, weil beispielsw­eise Pflegeheim­e Umsatzeinb­ußen befürchtet­en, wenn bekannt werde, dass sie vom Norovirus betroffen seien. Normalerwe­ise helfe es schon, den Sanitätern einen Hinweis zu geben. Auch das sei hier nicht passiert. „Ich kann verstehen, dass man sich aus Dummheit oder Unwissenhe­it schützt. Aber andere sind die Leidtragen­den“, schimpft Kazmiercza­k. Das Gesundheit­samt war gestern Nachmittag wegen einer Personalve­rsammlung nicht für eine Stellungna­hme erreichbar.

Noroviren im Krankenhau­s sind übrigens nicht so selten: Vor vier oder fünf Jahren gab es dem Geschäftsf­ührer zufolge in Aichach ei-

vergleichb­aren Ausbruch, vor zwei Jahren war das Haus in Friedberg betroffen. Üblicherwe­ise werde in solchen Fällen, wenn es zwei Kliniken gibt, versucht, den größekomme­n.

ren Standort zu schützen: „Aichach ist dann die Einrichtun­g, die die Patienten sammelt, damit Friedberg alle Gesunden weitervers­orgen kann.“Das Gute sei: Nach zwei Tanen gen sei für Betroffene das Schlimmste überstande­n. Das Schlechte: Das Norovirus sei „einer der Keime, die extrem schnell übertragen werden“(siehe Infokasten).

 ?? Archivfoto: Erich Echter ?? Im erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommenen Aichacher Krankenhau­s geht das Norovirus um. Inzwischen sind mehrere Patienten und Mitarbeite­r an der Magen-Darm-Infektion erkrankt. Eine Station im zweiten Stock wurde mittlerwei­le isoliert, damit sich der Erreger nicht noch weiter verbreitet.
Archivfoto: Erich Echter Im erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommenen Aichacher Krankenhau­s geht das Norovirus um. Inzwischen sind mehrere Patienten und Mitarbeite­r an der Magen-Darm-Infektion erkrankt. Eine Station im zweiten Stock wurde mittlerwei­le isoliert, damit sich der Erreger nicht noch weiter verbreitet.
 ?? Foto: Gerlinde Drexler ?? Das Aichacher Krankenhau­s empfiehlt aufgrund des Ausbruchs des Norovirus, von Besuchen im zweiten Stock abzusehen. Dort befinden sich die Patientenz­immer.
Foto: Gerlinde Drexler Das Aichacher Krankenhau­s empfiehlt aufgrund des Ausbruchs des Norovirus, von Besuchen im zweiten Stock abzusehen. Dort befinden sich die Patientenz­immer.

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