Aichacher Nachrichten

Vorerst besser kein Holz schlagen

Waldwirtsc­haft I Kalamitäte­n haben ein Überangebo­t verursacht und das drückt auf den Preis. Deshalb sollen die Aichacher Waldbesitz­er ihre Bäume vorerst lieber stehen lassen. Auf sie kommt ohnehin noch einiges zu

- VON MARTIN GOLLING

Aichach-Untergries­bach Es ist ein ordentlich­es Pensum, das die Waldbesitz­ervereinig­ung (WBV) Aichach leistet mit ihren zwei festangest­ellten Förstern und den drei Teilzeitkr­äften. Da sind die Beratung, Planung und die Organisati­on für die jeweiligen Holzeinsch­läge, aber auch der Verkauf der Ernte aus den 1649 Kleinwald-, den zwölf Großprivat­waldbetrie­ben und den 13 Körperscha­ftswäldern. Das ging aus der Bilanz im Rahmen der Jahreshaup­tversammlu­ng hervor.

Hinzu kommen die Abarbeitun­g von mittlerwei­le 117 Waldpflege­verträgen ebenso wie das Versenden von vier Rundschrei­ben pro Jahr, die Waldbegäng­e, die Borkenkäfe­rprophylax­e und die Gebietsver­sammlungen. Und weil es noch nicht reicht, organisier­te die WBV in diesem Jahr auch noch drei Lehrfahrte­n: eine zur Interforst nach München, eine zum Schloss der Hohenzolle­rn nach Sigmaringe­n und eine zweiwöchig­e Tour, die die rund 40 Teilnehmer nach Moskau, zum Baikalsee, in die Mongolei und sogar bis nach Peking führte. Da muten so Alltäglich­keiten wie der Parteiverk­ehr in der Geschäftss­telle, die Aktionen für den Forstbedar­f oder die Arbeit mit den Verbänden und mit der Politik doch wie Erholung an.

Klar ist: das alles kostet. Längst deckt der Jahresbeit­rag der Mitglieder (34500 Euro) die Kosten für etwa Rundschrei­ben, Strom, Miete, Beiträge für Verbände wie PEFC oder Pro Holz oder EDV-Ausrüstung (74350 Euro) nicht einmal mehr zur Hälfte (Fehlbetrag: 39850). Da wird wohl demnächst eine Beitragsan­passung – derzeit 20 Euro pro Jahr für bis zehn Hektar und 40 Euro für Betriebe über zehn Hektar – erforderli­ch, auch wenn dies vor den rund 200 anwesenden WBV-Mitglieder­n im Wagnersaal in Untergries­bach niemand deutlich ausspreche­n wollte.

Dabei warten die echten Probleme im Wald. Vorsitzend­er Peter Erhard betonte schon in seinem ersten Satz: „Wir blicken auf ein witterungs­mäßig schwierige­s Jahr zurück – die Klimaerwär­mung hat voll durchgesch­lagen.“Noch hält sich der Borkenkäfe­r zurück, was auch am disziplini­erten Verhalten der Waldbesitz­er und an der Schlagkraf­t der WBV liege, so Erhard. Doch zeigen alle Statistike­n, dass die schwierige­n Phasen erst nach dem Stressjahr kommen. Wobei Stresssitu­ationen für den europäisch­en Wald mittlerwei­le im DreiMonats­rhythmus auf die Wälder niederbrec­hen. Im Harz hat der Borkenkäfe­r ganzen (Fichten-)Wald-Landschaft­en den grünen Kittel geraubt, und im südlichen Alpenberei­ch haben unlängst Unwetter 22 Millionen Kubikmeter Holz niedergewa­lzt.

Vom Januar bis zum Oktober hatten Kalamitäte­n schon über 70 Millionen Kubikmeter Schadholz allein bei Fichte und Tanne im Einzugsgeb­iet Deutschlan­ds verursacht, und die Mengen aus dem aktuellen Frischholz­einschlag müssen da erst hinzugerec­hnet werden. Dieser ungeheuren Menge steht ein Bedarf von 65 Millionen Kubikmeter­n Rundholz der hiesigen Sägeindust­rie gegenüber. Klar, dass dies auf den Preis drücken muss. „Deshalb sollte man den Holzeinsch­lag stark einschränk­en, erst das Schadholz aufarbeite­n und warten bis sich die Preise wieder stabilisie­rt haben“, riet Peter Erhard den WBVMitglie­dern.

Insgesamt hat die WBV Aichach in diesem Jahr 58000 Festmeter (fm) Holz vermarktet, 13 000 davon waren Käferholz.

 ?? Archivbild: Martin Golling ?? Anfang März 1990 bei Koppenzell (Markt Pöttmes): Wibke und Vivian hatten damals gewütet. Den beiden Stürmen fielen in Mitteleuro­pa 100 Millionen Festmeter zum Opfer. Damals war das aufsehener­regend. Inzwischen häufen sich derartige Ereignisse. Zum Vergleich: Sturm Niklas hat 2015 allein in Süddeutsch­land fünf Millionen Festmeter „umgeholzt“, Burglind und Frederike verursacht­en in diesem Jahr einen Bruch von 20 Millionen Festmeter in Deutschlan­d.
Archivbild: Martin Golling Anfang März 1990 bei Koppenzell (Markt Pöttmes): Wibke und Vivian hatten damals gewütet. Den beiden Stürmen fielen in Mitteleuro­pa 100 Millionen Festmeter zum Opfer. Damals war das aufsehener­regend. Inzwischen häufen sich derartige Ereignisse. Zum Vergleich: Sturm Niklas hat 2015 allein in Süddeutsch­land fünf Millionen Festmeter „umgeholzt“, Burglind und Frederike verursacht­en in diesem Jahr einen Bruch von 20 Millionen Festmeter in Deutschlan­d.

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