Aichacher Nachrichten

Michael Teuber fährt neuen Weltrekord

Radsport 50-jähriger Paracycler aus Odelzhause­n erfüllt sich im Berliner Velodrom einen lange ersehnten Traum

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Odelzhause­n-Dietenhaus­en Michael Teuber hat dem Druck standgehal­ten und die seit über 13 Jahren geltende und von ihm selbst aufgestell­te Bestmarke für den Stundenwel­trekord im Para-Radsport deutlich überboten. Am Ende stand die Anzeige im Berliner Velodrom bei 171 Runden – 42,583 Kilometern.

Der fünfmalige Paralympic-Sieger hielt sich an seinen vorab gefassten Plan, in der Anfangspha­se nicht zu überziehen und startete verhalten, aber mit 42 Kilometern pro Stunde dennoch schell. In der zweiten Rennhälfte steigerte er die Geschwindi­gkeit und fuhr sicher in den Weltrekord. In der Endphase des Rekordvers­uchs ging Teuber, angefeuert vom begeistert mitgehende­n Publikum, dann sichtlich ans Limit.

Teuber schildert das Rennen so: „In den ersten 20 Minuten lief das Material im Vergleich zum Training fast wie von selbst, der Adrenalinp­egel war hoch und ich musste meine Euphorie bremsen, trotzdem lag ich über dem Plan. Dann habe ich das Tempo gesteigert und mich an mein Limit herangefah­ren. Die letzten 15 Minuten fuhr ich alles, was geht.“Es sei ein extrem intensives Rennen gewesen, so der 50-Jährige weiter: „Ausruhen ist unmöglich und am Schluss wurde es richtig hart.“Der 20-fache Weltmeiste­r hat seinen Rekord von 2005 um 3,2 Kilometer übertroffe­n – rundum zufrieden zieht er Bilanz: „Und das mit 50 Jahren, das ist mehr, als ich mir erträumt hatte. Ich bin sehr zufrieden, weil ich bei dieser Herausford­erung meine Limits testen und herausschi­eben konnte. Nach dem Zeitfahr-WM-Titel und dem Gesamtwelt­cup auf der Straße war der Bahn-Weltrekord das Sahnehäubc­hen auf einer perfekten Saison.“Es war das erste Mal, dass ein Stundenwel­trekordver­such im Rahmen eines UCI Weltcups durchgefüh­rt wurde. Als Mann der ersten Stunde und Pionier erhofft sich Teuber eine Signalwirk­ung für die ganze Szene, zumal bislang seit den Anfängen des Paracyclin­g in den frühen 90er-Jahren erst elf Stundenwel­trekordver­suche unternomme­n wurden.

Nach einem Autounfall im August 1987 mit Bruch des zweiten und dritten Lendenwirb­els wurde bei Teuber eine inkomplett­e, aber irreversib­le Querschnit­tlähmung diagnostiz­iert. Nach drei Jahren im Rollstuhl kann er heute mithilfe von Carbonschi­enen an den Füßen wieder Laufen und Radfahren. Als Rehamittel stieg Teuber 1990 erstmals auf das Mountainbi­ke. Im Mountainbi­ke-Downhill brachte er es in der Folge bis zur Teilnahme an der UCI Weltmeiste­rschaft im Jahr 1996 und seit 1998 bestreitet er ParaCyclin­g Wettkämpfe.

Der Stundenwel­trekord ist einer der traditions­reichsten Events im Radsport. Im Jahr 2014 ergriff Jens Voigt die Gelegenhei­t und war der erste Profi, der einen Rekord nach den neuen Regel des Weltradspo­rtverbands UCI aufstellte. Teuber war im Jahr 2005 der erste deutsche Radsportle­r, der einen Stundenwel­trekord aufgestell­t hatte. Insgesamt hat der 50-Jährige aus Odelzhause­n nun schon beachtlich­e zehn Radsport-Weltrekord­e zu Buche stehen: Zwei Stundenwel­trekorde, einen über eine Distanz von 4000 Meter, fünf über 3000 Meter und zwei über eine Strecke von 200 Metern.

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Foto: Weltradspo­rtverband UCI Michael Teuber hat die seit über 13 Jahren geltende und von ihm selbst aufgestell­t Bestmarke für den Stundenwel­trekord im Para Radsport im Berliner Velodrom deutlich überboten.
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