Aichacher Nachrichten

In der Ruhe liegt seine Kraft

Sportportr­ät Marius Stancu trainierte viele Jahre die Basketball­er des TSV Aichach. Seit August ist der gebürtige Rumäne hauptsächl­ich als Großvater gefordert. Wie der 53-Jährige über Nacht Coach wurde und warum er weiter mitfiebert

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach Wie viele Spiele Marius Stancu in seiner Laufbahn als Trainer der Aichacher Basketball­er mitgemacht hat, weiß der gebürtige Rumäne nicht. Sicher ist nur, Stancu war immer mit Herzblut dabei. Daran ändert auch sein Rückzug nichts. Im August legte der 53-Jährige sein Amt nach mehr als 15 Jahren bei den Paarstädte­rn nieder, auch um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. „Ich bin zum zweiten mal Großvater geworden und wollte mich mehr der Familie widmen. Irgendwann ist es auch mal an der Zeit zu gehen.“

Es war eine lange Zeit bei den Korbjägern aus der Paarstadt, in der sich Stancu immer treu geblieben ist. „Das Team steht im Vordergrun­d.“Verändert hat er sich nur äußerlich. Vor mehr als zehn Jahren trafen wir den Aichacher schon einmal zum Porträt. Der Schnauzbar­t ist weg und auch die „überflüssi­gen Kilos“, wie er selbst sagt, sind verschwund­en. „Damals habe ich deutlich mehr gewogen. Heute achte ich mehr auf meine Ernährung.“Nur eines hat sich in all den Jahren nicht verändert. „Basketball war immer mein Leben und die Jungs wie meine Familie, meine Kinder.“Das hat sich seit seinem Rückzug auch nicht geändert. „Es ist mir unheimlich schwergefa­llen, aufzuhören. Ich habe lange mit mir gerungen. Aber mit Amir Arul hatten wir einen Co-Trainer. Ich hätte sicher nicht aufgehört, wenn kein potenziell­er Nachfolger bereitgest­anden hätte. Im Stich lassen würde ich die Jungs nie, aber jetzt ist es Zeit, einen Jüngeren ranzulasse­n.“Immer wenn möglich, ist Stancu bei den Heimspiele­n vor Ort und schaut, was seine Jungs machen – und dass nicht nur, weil sein Sohn Dennis weiterhin bei den Bezirkslig­a-Basketball­ern spielt. Aktuell macht sich der Disponent, der in Augsburg arbeitet, Sorgen um seine Mannschaft, denn der TSV kämpft gegen den Abstieg. „Es läuft nicht rund. Ich leide da natürlich mit und hoffe, dass die Jungs noch die Kurve kriegen.“

Stancu selbst hat mit den Paarstädte­rn große Erfolge gefeiert. Zwei Aufstiege von der untersten Klasse in die Bezirksobe­rliga hat er mitgemacht. „Es gibt nicht den einen Moment für mich. Die Meistersch­aften waren natürlich toll, aber für mich persönlich hat es am meisten Spaß gemacht, wenn die Jungs alles gegeben und gemeinsam ein verloren geglaubtes Spiel gedreht haben.“Lange Jahre war Stancu als Spielertra­iner aktiv, bis irgendwann die Knie nicht mehr mitmachen wollten. „Das war bitter. Ich wollte den Jungs helfen, aber es ging einfach nicht.“Bis dahin führte der ehemalige rumänische Juniorenna- tionalspie­ler als Aufbauspie­ler auf dem Parkett sein Team. „Auf dieser Position ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren. Man wird ständig unter Druck gesetzt und muss dem gewachsen sein.“So wie der 1,82 Meter große Stancu gespielt hat, war er auch als Trainer, sagt seine Frau Laura: „Marius ist der Ruhepol in unserer Beziehung. So hat er auch gecoacht. Er hat die Jungs nie angeschrie­n, sondern ganz ruhig seine Meinung und Lösungsvor­schläge vermittelt. Diese Ruhe ist auch seine große Stärke.“

Bevor Marius Stancu bei den Paarstädte­rn um Punkte kämpfte, war er Spielertra­iner in Schrobenha­usen, bis ihn eine Verletzung zu einer Pause zwang. „Ich wurde einfach gefragt. Eigentlich wollte ich nur spielen, da mein Deutsch noch nicht so gut war. Sie meinten aber, dass ich ihnen das Spiel auch so beibringen könnte.“Erst wenige Jahre zuvor flüchteten die Stancus aus Rumänien. „Wir haben uns nicht mehr frei gefühlt und dieses Gefühl vermisst“, erinnert sich Laura Stancu. „Wir haben es aber nicht bereut, weil wir in Deutschlan­d und speziell in Aichach sehr gut aufgenomme­n wurden.“Das Basketball­spielen lernte Stancu in der Schule, wobei zunächst Fußball Nummer eins war. Irgendwann musste er sich entscheide­n. „Das fiel mir nicht wirklich schwer. Basketball hat mir zu der Zeit einfach mehr Spaß gemacht und ich war auch talentiert­er.“Er trainierte hart. Mit 15 Jahren spielte er schon in der zweiten rumänische­n Liga. Mit seinem Heimatvere­in Gaz Methan Medias war er dann sogar in der Eliteklass­e am Ball. Er soll sogar seine Flitterwoc­hen für ein Trainingsl­ager ausfallen haben lassen.

Seit seinem Rückzug als Trainer hat der 53-Jährige mehr Freizeit. „Ich fahre viel Rad und wir reisen wieder mehr, weil vorher der Spielplan den Urlaub vorgegeben hat.“Der Basketball wird aber immer ein Teil seines Lebens bleiben. Auch ein Comeback bei den Aichacher Korbjägern scheint nicht ganz ausgeschlo­ssen. „Ich habe gesagt, dass ich im absoluten Notfall aushelfe.“

 ?? Fotos: Sebastian Richly, Benjamin Glas ?? Ruhig und klar in der Ansprache: Marius Stancu (links neben Sohn Dennis) als Trainer der Aichacher Basketball­er. 15 Jahre lang trainierte der ehemalige rumänische Juniorenna­tionalspie­ler die Korbjäger aus der Paarstadt. Seit August ist damit Schluss, dennoch fiebert der 53-Jährige nach wie vor mit.
Fotos: Sebastian Richly, Benjamin Glas Ruhig und klar in der Ansprache: Marius Stancu (links neben Sohn Dennis) als Trainer der Aichacher Basketball­er. 15 Jahre lang trainierte der ehemalige rumänische Juniorenna­tionalspie­ler die Korbjäger aus der Paarstadt. Seit August ist damit Schluss, dennoch fiebert der 53-Jährige nach wie vor mit.

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