Die größten Bahnprojekte der Region
Verkehr In den nächsten Jahren will die Deutsche Bahn Zugverbindungen verlässlicher und schneller machen. Welche Strecken ausgebaut werden. Und wo es Verbesserungsbedarf gibt
Immer mehr Fahrgäste reisen mit dem Zug – im ersten Halbjahr 2018 stellte die Deutsche Bahn mit mehr als 70 Millionen Passagieren einen neuen Rekord auf. Gleichzeitig kam aber auch jeder vierte Fernverkehrszug mit Verspätung im Bahnhof an. Im Schienennetz der Region soll sich in den nächsten Jahren einiges tun, um die Situation zu verbessern.
● Ausbau der Strecke München-Memmingen-Lindau Wer die rund 300 Kilometer lange Strecke zwischen München und Zürich mit dem Zug zurücklegt, sei derzeit deutlich länger unterwegs als mit dem Auto, gibt die Deutsche Bahn selbst zu – das soll sich ändern. Davon profitieren wird vor allem die Strecke zwischen München und Lindau. Durch die Elektrifizierung und den Umbau der Gleise und Stationen entlang der Linie sollen Züge künftig deutlich schneller unterwegs sein – die Bahn peilt eine Fahrzeit von weniger als zwei Stunden zwischen München und Lindau an. Und sie stellt eine bessere Anbindung von Bahnhöfen im Allgäu und in Schwaben an überregionalen Verkehr in Aussicht.
● Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs Die Umgestaltung des Augsburger Hauptbahnhofs ist eines der größten Bauprojekte Schwabens der vergangenen Jahrzehnte. In Augs- burg soll durch den Umbau eine „Mobilitätsdrehscheibe“für die Region entstehen, deren Ziel in Zukunft auch ein kurzgetaktetes S-BahnNetz für den Raum Augsburg sein soll – auch wenn die S-Bahnen wohl nicht mehr von der Deutschen Bahn betrieben werden. Straßenbahnlinien werden künftig über einen Tunnel und eine unterirdische Station angebunden. Bis 2023 sollen das Gebäude komplett umgebaut und der Vorplatz attraktiver gestaltet sein. Die Gesamtkosten für den Bahnhofsumbau könnten den Stadtwerken Augsburg zufolge auf bis zu 250 Millionen Euro steigen, zunächst war mit deutlich weniger gerechnet worden.
Für Karl-Peter Naumann von Pro Bahn ist der Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs „richtig und wichtig“. Durch die Gestaltung des neuen Bahnhofs könne der öffentliche Nahverkehr aufgewertet und die Umstiegszeit für Fahrgäste verkürzt werden.
● Drittes Gleis zwischen Augsburg und Donauwörth Der Zugverkehr in Nordschwaben soll durch ein drittes Gleis deutlich verlässlicher werden. Für das Projekt gibt es noch keinen genauen Zeitplan, es wurde vergangenes Jahr aber in den sogenannten vordringlichen Bedarf eingestuft und damit sozusagen zum verbindlichen Ziel erklärt. Den Ausbau der Strecke bezeichnet Naumann als extrem wichtig, um die Pünktlichkeit der Züge zu erhöhen. Der Güterverkehr nehme deutschlandweit zu, deshalb seien Projekte wie dieses im Hinblick auf den von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer geplanten Deutschlandtakt von großer Bedeutung. Zugverbindungen sollen überregional miteinander abgestimmt werden, um unnötige Wartezeiten und Überschneidungen zu verhindern. „Auch wenn Direktverbindungen für Augsburg besser wären, könnten so immerhin Anschlüsse nach Nürnberg oder München besser erreicht werden“, sagt Naumann.
● Streckenausbau zwischen Augsburg und Ulm Der etwa 85 Kilometer lange Abschnitt ist Teil der Verbindung zwischen München und Stuttgart und benötigt laut Bahn Entlastung. Wie die Strecke ausgebaut wird, ist noch nicht ganz klar. Zwischen Augsburg und Dinkelscherben soll den aktuellen Planungen nach ein drittes Gleis entstehen. Für den weiteren Abschnitt sei auch eine Neugestaltung denkbar, heißt es von der Bahn. Die Fahrzeit zwischen Augsburg und Ulm soll in jedem Fall verringert werden. ● Zweite Stammstrecke München Fast 850000 Menschen nutzen laut Bahn jeden Tag die Münchner S-Bahnen. Während die Metropolregion um München stetig wächst, stößt das S-Bahn-Netz an seine Grenzen. Eine zweite Stammstrecke soll die bestehende entlasten. Die Gleise, die teils unter und teils über der Erde verlaufen, werden zwischen den Bahnhöfen Laim im Westen und dem Leuchtenbergring im Münchner Osten verlegt. Kernstück ist ein sieben Kilometer langer Tunnel. Entlang der zweiten Stammstrecke sollen sich nur drei Haltestellen – am Hauptbahnhof, Marienhof und Ostbahnhof – befinden. Die Bahn plant in diesem Zuge die Einführung eines ExpressS-Bahn-Systems, durch das das Münchner Umland besser an die Innenstadt angebunden werden soll. Reisende sollen zudem schneller zum Flughafen gelangen. Die zweite Stammstrecke soll bis 2026 in Betrieb gehen und könnte aktuellen Prognosen nach knapp vier Milliarden Euro kosten. Aus Sicht der Pendler aus der Region sei das Projekt in jedem Fall zu begrüßen, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Er mahnt jedoch auch: „Das viele Geld, das in den Ausbau der Stammstrecke wandert, fehlt an anderer Stelle.“So spare die Bahn beispielsweise bei der Reaktivierung kleinerer Strecken und Bahnhöfe.
In Schwaben gibt es gleich mehrere Großbaustellen