Wenn Männer weinen
Den Tatsachen ins Auge zu blicken, ist schmerzhaft. So sehr, dass Tränen fließen können. Selbst härtesten Männern öffnet es die Schleusen, wenn sie akzeptieren müssen, was sie nie akzeptieren wollten. Dass das Christkind nicht das gesamte auf DVD gebannte künstlerische Wirken von Pamela Anderson unter den Baum neben das Kuscheleinhorn der Zweijährigen legt. Bittere Momente.
Momente, wie sie in Häufigkeit und Intensität nur der Sport liefert. An die Latte klatschende Bälle sorgen wöchentlich für ungezählte feuchte Augen. Richtig gefühlig aber wird es, wenn sich Männer eingestehen, dass es nicht mehr reicht. Dass man den eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird. Michael Rösch gewann 2006 olympisches Gold mit der deutschen Staffel. In den vergangenen Jahren startete er für die WintersportGroßmacht Belgien. Nun aber: Karriereende. Wahrscheinlich wird er in seinem Leben nie mehr etwas besser können, als auf Skiern durch die Landschaft zu hetzen und schwarze Scheiben weiß zu schießen. Neuanfang mit 35 Jahren. Ein ähnliches Schicksal teilt Andy Murray, mit dem dezenten Unterschied, dass er nur eine vage Vorstellung seines Kontostandes benötigt. Geld wird in seinem Leben kein Problem mehr darstellen. Trotzdem: Auch seine Augen füllten sich mit Tränen, als er das Ende seiner Laufbahn bekannt gab.
Das Leben als Rockstar mag für Leber, Lunge und Co. schädlicher sein als Leistungssport. Drei dahingeschrammelte Akkorde reichen aber für Bühnenpräsenz und damit verbundene Ego-Streicheleien bis ins Rentenalter. Friedhelm Funkel schien ein ähnlicher Weg vorgezeichnet. Der Angus Young unter den Trainern. Nicht besonders einfallsreich, aber immer erfolgreich. Nun aber sollte auch für ihn Schluss sein. Er konnte sich mit den Bossen der Düsseldorfer Fortuna nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Darauf folgten: Tränen. Dann aber: Wende. Und doch noch mal ein Jahr Verlängerung. Was dann kommt, dürfte klar sein.