Aichacher Nachrichten

Das Schlachtho­f-Quartier erfindet sich neu

Immobilien Seit zwölf Jahren saniert und entwickelt die Dierig Holding AG die Fläche am östlichen Rand der Innenstadt. Jetzt entsteht der erste Neubau auf dem Gelände, mit dem das Projekt dann abgeschlos­sen ist – mit einer Ausnahme

- VON ANDREA WENZEL

Der Augsburger Schlacht- und Viehhof war einst das zweitgrößt­e Schlachtze­ntrum Bayerns und belegte die Fläche zwischen Amagasaki-Allee und Johannes-Haag-Straße sowie Berliner Allee und Proviantba­chstraße. Heute wird das Gelände anders genutzt: Während es zur Amagasaki-Allee hin weiter einen Kompaktsch­lachthof gibt, findet sich jenseits davon das neu gestaltete Schlachtho­f-Quartier, das vorwiegend gastronomi­sch besetzt ist.

Dafür wurden die Gebäude in den vergangene­n zwölf Jahren saniert und neu vermietet. Der Neubau eines Bürogebäud­es entlang der Proviantba­chstraße soll die Neustruktu­rierung des Areals bis Anfang 2020 nun nahezu abschließe­n. Er ist abgesehen von einer im Bau befindlich­en Lagerhalle für die Hasenbräu-Mutter Tucher der erste Neubau auf dem Gelände.

Dass sich jener Teil des ehemaligen Schlachtho­fs so entwickelt hat, dafür sorgte die Dierig Holding AG. Zwei Jahre, nachdem der Schlachtho­f 2004 geschlosse­n wurde, kaufte der Konzern 2006 einen ersten und 2012 einen weiteren Teil des Areals; seither wird das Gelände neu entwickelt. Die zahlreiche­n denkmalges­chützten Gebäude wurden saniert – immer bedacht darauf, den Industrie-Charme und Reminiszen­zen an die 1898 entstanden­en Bauwerke zu erhalten. Dafür gab es den Denkmalpre­is des Bezirks Schwaben.

Gut zwölf Millionen Euro hat Dierig investiert und für 25 Mieter auf dem rund 52000 Quadratmet­er großen Areal ein neues Zuhause geschaffen. Erster Kunde war 2007 die Infau-Gesellscha­ft, die Beschäftig­ungsprojek­te für Jugendlich­e umsetzt. Die Hasen-Brauerei beschloss 2010 den Umzug ihrer Produktion­sstätte von der Innenstadt auf das Schlachtho­fareal und hat in der ehemaligen Großviehma­rkthalle mit dem Restaurant Kälberhall­e eine Art Bräustüber­l mit gutbürgerl­icher Küche eingericht­et. Dazu gesellen sich weitere gastronomi­sche Angebote. So werden auch in der ehemaligen Schlachtho­fgaststätt­e wieder Speisen serviert (Schlachtho­f-Res- taurant), das Spezialitä­tengeschäf­t Via del Gusto sowie das Restaurant N8Stallung bedienen Liebhaber der italienisc­hen Küche. Fans von BioBackwar­en gehen ins Café Himmelgrün, das die Bio-Bäckerei Schubert betreibt, die 2014 mit der gesamten Produktion auf das Schlachtho­fgelände zog. Der Schwerpunk­t des Quartiers liegt damit auf einer gastronomi­sch-lebensmitt­elorientie­rten Nutzung.

Aber auch Firmen und Betriebe, die damit nichts zu tun haben, sind Mieter der historisch­en Gebäude. Ins ehemalige Kühlhaus ist ein Fitnessstu­dio eingezogen, Bürofläche­n wurden geschaffen. Für keinen Mieter wurde neu gebaut, sie zogen alle in Bestandsge­bäude.

Das wird sich in diesem Jahr ändern: Dierig errichtet neben einer Lagerhalle für Tucher für rund vier Millionen Euro auch ein neues Bürogebäud­e mit 1500 Quadratmet­ern, das Anfang 2020 bezugsfert­ig sein soll. Es wird entlang der Proviantba­chstraße entstehen. So soll der bisher leer stehende Raum zwischen dem historisch­en Dienstgebä­ude (Veterinära­mt der Stadt Augsburg) und der Walter Wiedemann GmbH auf „passende Weise“geschlosse­n werden, wie Prokurist Benjamin Dierig sagt.

Die „Bürolofts am Proviantba­ch“werden über der bestehende­n Außenwand um das Schlachtho­fgelände „schweben“und bekommen eine Klinkerfas­sade. Von den acht Büroeinhei­ten sind sieben bereits vermietet, für die achte steht ein Abschluss des Mietvertra­gs kurz bevor. Die fünf Bäume, die für den Bau gefällt werden müssen, will Dierig nachpflanz­en. „In der nächsten Pflanzperi­ode nach Fertigstel­lung werden wir fast das Dreifache an Bäumen wieder einsetzen.“

Mit dem Bau der Bürolofts ist das Schlachtho­f-Gelände nun so gut wie komplett saniert und umgenutzt. Nur noch ein historisch­es Gebäude, die Pferdestal­lung, wartet auf ihre Bestimmung. „Dafür haben wir schon eine Idee – oder besser, einen Plan. Aber der wird noch nicht verraten“, so Dierig. Er verweist auf die anderen Projekte, die sich rund um das Schlachtho­f-Quartier im Textilvier­tel ergeben haben. Eines davon ist das „Kult-Quartier“von Klaus-Bau. Hier sollen in unmittelba­rer Nähe zum Schlachtho­f am Proviantba­ch 112 Wohnungen entstehen. Baubeginn ist im Frühjahr 2019. Bezugsfert­ig sollen die Wohneinhei­ten 2020 sein.

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Foto: Eckhart Matthäus So sieht der Schlachtho­f heute aus. In der Legende ist zu sehen, wie die Gebäude einst genutzt waren (Großschrif­t) und was heute dort zu finden ist (Kleinschri­ft).
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Animation: Dierig Holding AG So sollen die „Bürolofts am Proviantba­ch“aussehen. Baubeginn wird im Frühjahr sein, erste Mieter können Anfang 2020 einziehen.

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