Aichacher Nachrichten

Welchen Frauen im Landkreis droht Altersarmu­t?

Arbeitsmar­kt Das Jobcenter in Aichach hat Alleinerzi­ehende im Wittelsbac­her Land besonders im Blick. Die Chefin der Arbeitsage­ntur sieht auch Frauen in Lebensgeme­inschaften mit Kindern gefährdet. Worauf sie achten sollten

- (kabe)

Aichach-Friedberg Alleinerzi­ehende sind besonders häufig von Armut betroffen. Das ist kein Geheimnis und doch hat sich in den vergangene­n Jahren in diesem Bereich kaum etwas bewegt. Es sind meist Frauen, die wegen der Kinderbetr­euung nur in Teilzeit arbeiten können oder deswegen gar keinen Job mehr finden. Nicht selten kämpfen sie sich erst allein durch den Alltag mit Kindern und später dann durch die Altersarmu­t. Das Jobcenter Wittelsbac­her Land hat deshalb einen Schwerpunk­t auf Alleinerzi­ehende gelegt, wie der Leiter des Jobcenters, Gottfried Denkel, berichtet.

Eine Mitarbeite­rin sei speziell dafür zuständig, Alleinerzi­ehende in Arbeit zu bringen. Das scheint sich auszuzahle­n. Im Moment geht es um 225 Mütter oder Väter im Landkreis, die Hartz IV beziehen. Zum Vergleich: Im Dezember 2017 waren es noch 23 mehr.

In den ersten drei Jahren nach der Geburt eines Kindes müssen Alleinerzi­ehende keine Jobangebot­e annehmen. In manchen Fällen rät das Jobcenter trotzdem dazu, schon früher wieder zu arbeiten, wie Gottfried Denkel sagt. Dies geschehe auf freiwillig­er Basis.

2018 hat das Aichacher Jobcenter insgesamt 53 Mal das sogenannte Einstiegsg­eld vergeben. Es werde hauptsächl­ich als Motivation für Alleinerzi­ehende ausgezahlt, so Denkel, und zwar immer dann, wenn ihnen unter dem Strich für eine geregelte Arbeit nicht mehr Geld übrig bliebe, als wenn sie Hartz IV erhalten würden. Zwei Mal wurde dieses Einstiegsg­eld an Selbststän­dige ausgegeben und 51 Mal an Menschen in sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ungen.

Insgesamt bekommen etwa 300 Menschen im Landkreis AichachFri­edberg so wenig Geld für ihre Arbeit, dass sie ihren Lohn vom Jobcenter aufstocken lassen, um die Lebenshalt­ungskosten decken zu können.

Etwa 250 Menschen stocken nach Angaben des Landratsam­tes ihre Altersrent­e mit einer Grundsiche­rungsleist­ung auf. Weitere 150 Menschen kommen dazu, die wegen einer Erwerbsmin­derung vorzeitig in Rente gegangen sind. Auch sie können von ihren Rentenbezü­gen allein nicht leben.

Die Schwierigk­eiten, Job und Kinderbetr­euung beizeiten unter einen Hut zu bringen, kennen auch Mütter, die nicht alleinerzi­ehend sind. Elsa Koller-Knedlik, Chefin der Arbeitsage­ntur Augsburg, sieht für diese Frauen ein erhöhtes Risiko, eines Tages von Altersarmu­t betroffen zu sein. „Frauen arbeiten oft in Bereichen mit ungünstige­n Arbeitszei­ten“, erklärt sie und nennt den Handel als Beispiel. „Wir sollten die junge Generation ermutigen, darauf zu achten, welchen Beruf sie wählen.“Ziel müsse es sein, sich mit dem Lohn der Arbeit selbst versorgen zu können. Das Scheidungs­recht habe sich geändert und jeder könne eines Tages in eine Lage geraten, in der er finanziell auf sich allein gestellt ist.

Frauen sollten sich damit beschäftig­en, wovon sie im Rentenalte­r leben wollen, fordert Elsa Koller-Knedlik. Voraussetz­ung für eine gute Vorsorge seien unter anderem günstige Bedingunge­n bei der Kinderbetr­euung. Die Chefin der Arbeitsage­ntur setzt zudem auf die Arbeitgebe­r. Auch sie seien gefordert. Homeoffice oder Telearbeit seien hilfreich für Familien mit Kindern. In einigen Unternehme­n gibt es auch Mutter-Kind-Zimmer, die genutzt werden können, wenn ein Kind erkrankt ist. So können Eltern trotzdem ihrer Arbeit nachgehen.

Ob Mütter ihren Anteil an der Entwicklun­g der Teilzeit haben, ist unklar. Fest steht laut Elsa KollerKned­lik aber, dass in einigen Branchen wie etwa im Gesundheit­sbereich – und hier besonders in der Pflege – die Teilzeitjo­bs deutlich stärker zunehmen als die Vollzeitjo­bs. Noch hat die Arbeitsage­ntur dafür keine Erklärung.

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Symbolfoto: Maurizio Gambarini, dpa Armutsrisi­ko Kind: Vor allem Alleinerzi­ehenden droht später Altersarmu­t, warnt die Agentur für Arbeit.

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