Renovierte Fotografen im Schneewittchenschlaf
Schätze im Silbensee Manche Verschreiber passieren aus Unachtsamkeit. Andere, weil das Unterbewusstsein oder Technik ungewollt dazwischenfunken. Wir haben unsere kuriosesten Beispiele des vergangenen Jahres für Sie gesammelt
Kein Redakteur, kein Korrektor und kein Leser will sie in der Zeitung haben: Rechtschreibfehler. Manchmal aber sind sie so kurios, dass man darüber lachen kann. Deshalb machen wir heute mal eine Ausnahme: Wir haben die schönsten Verschreiber für Sie gesammelt, die uns im vergangenen Jahr in Zuschriften an unsere Redaktion, eigenen Artikeln oder anderswo aufgefallen sind. Aichach-Friedberg Was müssen Kinder nicht alles lernen, bis sie groß sind und selbstständig durchs Leben gehen können? Einen ungewöhnlichen Ansatz hatte dazu ein Vortrag, der im vergangenen Jahr im Landkreis stattfand. Der Titel ließ aufhorchen: „Wie Babys besser schlagen lernen“. Wie soll da noch gewaltfreie Erziehung funktionieren, wenn schon frühkindliche Kampfsportausbildung angeboten wird? Möglicherweise sollten die Veranstalter eine Nacht darüber schlafen.
● Ausgeschlafen fällt korrekte Rechtschreibung leichter. Vor allem dann, wenn man es mit mehr oder weniger schwierigen englischen Begriffen zu tun hat. Bei einer Fahrzeugweihe ging das gründlich daneben: In der Ankündigung zu den Feierlichkeiten war von einem
„Heilet“die Rede. Als heilsam erwies sich die deutsche Übersetzung des verunglückten „Highlights“. Sie lautet ganz einfach: Höhepunkt.
● Begriffe, die nicht aus dem Deutschen stammen, erweisen sich regelmäßig als Stolperfallen. Wenn sich dann gleich zwei Fremdsprachen in die Quere kommen – zum Beispiel Englisch und Französisch – kann das fast nur schief gehen. So wie bei einem Garten, der Besucher durch
„südländischen Flyer“begeisterte.
● Eine Erklärung dafür könnte der Palmsonntag liefern. An diesem Tag werden in vielen katholischen Pfarreien im Wittelsbacher Land Palmbuschen gesegnet und verkauft. Im vergangenen Jahr hieß es dazu in einer E-Mail an unsere Redaktion: Die Palmgebinde kämen daheim an das Kreuz im Herrgottwinkel. „Sie sollen auch bei der Abwehr von Hexen und Duden helfen.“Hat offenbar geholfen: Der Duden, quasi die „Bibel“für korrekte Rechtschreibung, wurde mitsamt den Hexen auf Abstand gehalten.
● Dramatisch klang es im Herbst, als es um den Ausbau der B 300 zwischen Aichach und Dasing ging. Der Ausbau sei „angeschossen“, hieß es da plötzlich über die fast fertige Bundesstraße. Angeschossen kommen inzwischen über den abgeschlossenen Abschnitt nur noch Autofahrer, denen 120 Stundenkilometer immer noch zu langsam sind.
● Ein Klassiker ist die „Kindergrippe“, die das ganze Jahr über grassiert – nicht durch leidgeplagte Familien, in denen die Jüngsten anfangen und am Ende Mama, Papa und Geschwister anstecken. Sondern in E-Mails, Pressemitteilungen und Zeitungsartikeln, in denen wahlweise vom Neubau, Ausbau oder Umbau einer Kinderkrippe die Rede ist.
● Die Erwachsenen hatte dagegen ein Verein in einer E-Mail an unsere Redaktion im Blick. Sie richtete sich an männliche Redakteure – und zwar nur an sie. Der Verein bat die „sehr geehrte(n) Herren“darum, seinen wöchentlichen Strickkurs anzukündigen. Die Redakteurinnen, die an diesem Tag gegenüber ihren männlichen Kollegen klar in der Überzahl waren, kamen der Bitte selbstverständlich gerne nach. Absenderin der Mail war übrigens eine Frau.
● Um rührige Vereine und Ehrenamtliche geht es regelmäßig in unserer Zeitung. Seltener ist von „rührigen Liedern“die Rede. Genau damit aber verzauberten Volksmusiker in Aichach ihr Publikum so sehr, dass sogar der Berichterstatter nach dem Konzert ganz ungerührt die Begriffe durcheinanderbrachte.
● Ähnlich ging es wohl einer Gemeinde im nördlichen Landkreis.
Sie kündigte an Weihnachten nicht nur die Verschiebung der Abholtermine von Bio-, Altpapier- und Restmülltonnen an, sondern gleich die der Feiertage selbst. Trotz der auf der Internetseite Gemeinde vermeldeten „Feiertagsverschiebungen“kam es erstaunlicherweise nicht zu Protesten im Ort. Vielleicht hatten die Bürger einfach zu spät mitbekommen, dass das Weihnachtsfest in ihrer Gemeinde dieses Mal erst an Silvester geplant war.
● Gefeiert wurde im vergangenen Jahr so einiges im Landkreis. So auch der runde Geburtstag eines Mannes, der lange Zeit im öffentlichen Leben gestanden hatte und noch immer im Vereinsleben aktiv ist. Klar, dass es zum „Runden“ein großes Fest gab und ein Artikel in unserer Zeitung erschien. Der Text, der an unsere Redaktion geschickt wurde, weckte allerdings seltsame Assoziationen. Darin hieß es: „Die Geburtstagsfeier fand [...] mit Familie, Verwandten, Nachbarn, Freunden und vor allem Zeitgenossen statt.“Da stellt sich die Frage: Wenn die Familienangehörigen, Nachbarn und Freunde keine Zeitgenossen des Mannes waren – wer, woher und aus welcher Zeit waren sie dann?
● Um eine besondere Form der Verwandtschaft ging es auch an anderer Stelle. Patentanten kennt jeder, Lieblingstanten auch. Aber „Implantanten“? Die sind – wie in diesem Fall – nur bei Infoabenden von Zahnärzten anzutreffen.
● Wer zum Zahnarzt geht, bekommt manchmal ein Provisorium eingesetzt. Auch auf dem Bau sind Provisorien nicht unüblich. Sie halten bekanntlich oft am längsten. Nicht so bei einer Brücke über die Paar. Hier wurde die Holz- durch eine schwere Stahlbrücke ersetzt. Das vorherige „Professorium“wurde abgerissen. Warum eigentlich, wenn doch sogar ein Professor Hand angelegt hatte?
● Nicht nur Brücken müssen ab und zu erneuert werden, sondern offenbar auch Fotografen. Ein solcher – ein „renovierter“Fotograf nämlich – stellte seine Werke öffentlich aus. Möglicherweise sorgten nicht nur seine kunstvollen Fotos, sondern auch er selbst für Aufmerksamkeit.
● Ebenso wie der besonders schöne Garten einer älteren Dame aus eider nem kleinen Ortsteil im nördlichen Landkreis. Er verzückte die Gratulanten zu ihrem runden Geburtstag so sehr, dass einer von ihnen anschließend nicht nur ein Foto zur Veröffentlichung an unsere Redaktion sandte, sondern im Text dazu von einem „kleinen Einod“schwärmte.
● Manche Menschen verweigern sich ihrem Alter. Sie bleiben für immer 25 und feiern diesen Geburtstag jedes Jahr aufs Neue. Einen schwereren Start ins Leben hatte da wohl ein „gebürtiger 43-jähriger Hamburger“, der eine neue Führungsposition übernahm. Wer will schon ab dem ersten Lebensjahr 43 sein? Wobei – wenn er mal über 50 ist, findet er das womöglich gar nicht mehr so schlimm.
● Dass auch Redakteure nicht immer ganz sattelfest sind, beweist unter anderem unser letztes Beispiel: Im Zusammenhang mit einem sich lange hinziehenden Bauprojekt schrieb eine Kollegin vom „Schneewittchenschlaf“. Eine zweite Kollegin las über den Text, korrigierte kleinere Schreibfehler und änderte die ein oder andere Formulierung. Der „Schneewittchenschlaf“blieb stehen. Erst eine aufmerksame Korrektorin erwies sich als beschlagen in Grimms Märchen und machte aus dem „Schneewittchen“ein „Dornröschen“, ehe die Ausgabe gedruckt wurde.