Schwesterchen mischt die Steinstadt auf
The Lego Movie 2 Die bunte Truppe um Lucy und Emmet bekommt furchterregende Konkurrenz von den Duplos. Wie sollen sich die Helden gegen die rosarote Invasion verteidigen? Mike Mitchell liefert ein Feuerwerk an Gags und Action
Als die Warner-Studios vor fünf Jahren einen „Lego-Movie“ankündigten, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Die Noppensteine und die klobigen, nasenlosen Figuren schienen als Grundlage für einen kinotauglichen Animationsfilm wenig geeignet. Aber die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller überraschten mit einer einfallsreichen Story, rasantem Dialogwitz und verspielten Action-Einlagen, die darauf aufbauten, dass man mit Lego alles, was kaputt geht, auch wieder neu zusammensetzen kann.
Im ersten Teil – er spielte weltweit fast 470 Millionen Dollar ein – ging es um die Frage, die jeder Lego-User irgendwann beantworten muss: Baue ich nach der Anleitung oder lasse ich meiner Fantasie freien Lauf? In der Fortsetzung kommen nun zeitgenössische Gender-Konflikte aufs Tapet. In die fantastischapokalyptische Welt, die sich der große Bruder im Keller aus LegoSteinen aufgebaut hat, landen nun als außerirdische Invasoren die Duplo-Figuren der kleinen Schwester.
Ihre Waffen sind furchterregend: Pinkfarbene Herzen mit verheerender Sprengwirkung, grellbunte Sticker und Glitzerkleber, mit denen die Gegner kampfunfähig gemacht werden, und schließlich die Mitleid erheischenden Kulleraugen, die auch die tapfersten Kämpfer hypnotisieren. Ganz klar: Hier steht das Überleben der (männlichen) Zivilisation auf dem Spiel. Die Kerngruppe, die sich im ersten Teil gebildet hat, verteidigt Steinstadt mit aller Kraft.
Die coole Lucy zeigt ihre Kampfkunstfertigkeiten, Großmaul Batman sekundiert mit schnellen Fluggefährten und Hi-Tech-Waffen. Nur der stinknormale Emmett, der im ersten Teil vom langweiligen, opportunistischen Bauarbeiter zum vermeintlichen Auserwählten auf- stieg, ist in diesem Krieg von keinem Nutzen. Selbst Lucy muss sich eingestehen, dass es ihrem herzensguten, sanften Freund erheblich an Kampfkraft fehlt. „Tougher“und „erwachsen“soll Emmett werden, und so beginnt der Softie an seinen männlichen Tugenden zu arbeiten. Derweil werden seine Freunde von den Duplos auf den Sistar-Planeten entführt, wo Batman die Zwangsverheiratung mit der bösen, wandlungsfähigen Königin Watevra Wa’Nabi droht.
Mit „Lego Movie 2“holt Regisseur Mike Mitchell den Kampf der Geschlechter zwischen Bruderherz und Schwesterchen ins Spielzimmer und zieht damit einen unterhaltsamen Resonanzboden für die gesellschaftlichen Debatten der Gegenwart ein. Die Verzweiflung, mit der die Helden ihre Steinstadt gegen die rosarote Invasion verteidigen, trägt hier durchaus Trump’sche Züge. Dass Emmett sich in dieser zugespitzten Situation als Mann beweisen soll (und auf kluge Weise daran scheitert), berührt ein Dilemma, mit dem sich sicherlich viele heranwachsende Jungs (und ausgewachsene Männer) identifizieren können. Das Problem von „Lego Movie 2“ist jedoch, dass er seine interessante Grundkonzeption in einem allzu hektisches Dauerfeuerwerk aus Gags und Action zu sehr aus den Augen verliert.
Auch in diesem zweiten Teil sind Dialogwitz, popkulturelle Verweise und jede Menge Zitate von „Zauberer von Oz“über „Stirb langsam“bis zu „Matrix“und „Zurück in die Zukunft“der Brennstoff, mit dem das unterhaltsame Treiben befeuert wird. Aber Mitchell gelingt es nicht, sein kreatives Chaos in konzeptionelle Bahnen zu lenken. Dadurch steht am Schluss ein etwas ermüdender Erklärmarathon, der alle Erzählebenen in einem recht verzweifelten Sinnstiftungsverfahren zusammenbringen und zum geschwisterlichen Happy End geleiten will.