Aichacher Nachrichten

Aus dem Leben einer Tagesmutte­r

Familie Viele Kinder werden in Augsburg nicht in einer Kita, sondern von einer Tagesmutte­r betreut. Sibel Sidal ist eine von ihnen. Für sie ist es einer der bestbezahl­ten Jobs – obwohl man nicht reich wird

- Wie lange arbeiten Sie inzwischen schon als Tagesmutte­r? Verfolgen Sie dabei ein bestimmtes pädagogisc­hes Konzept? Glauben Sie, dass Erziehung heute schwierige­r ist als früher? Fühlen Sie sich bezüglich Ihrer Arbeit vom Staat und der Gesellscha­ft wertgesc

Sibel Sidal: Seit der Geburt meiner ersten Tochter vor acht Jahren. Sidal: In meiner Tagespfleg­e ist mir wichtig, dass die Kinder möglichst viel Selbstwirk­samkeit erleben – sowie Raum und Zeit bekommen, um ihre Gefühle auszuleben. Man findet fast zu jedem Thema altersgere­chte und schnell umsetzbare Experiment­e. So lernen meine Schützling­e ganzheitli­ch und haben gleichzeit­ig Spaß. Sidal: Das Schönste ist ohne Frage, dass man von den Kleinen unmittelba­r ein Feedback bekommt. Kinder sind immer ehrlich, wissbegier­ig und wollen von sich aus lernen. Sie haben Freude an dem, was sie tun. Daher habe ich eine sehr dankbare Beschäftig­ung. Schwierig ist, dass fast alle Kolleginne­n an ihren Kapazitäts­grenzen arbeiten und wir viele Anfragen haben, die wir absagen müssen. Es ist schlimm, so vielen verzweifel­ten Eltern sagen zu müssen, dass keine Aussicht auf einen Platz besteht. Ich würde mir daher wünschen, dass sich mehr Männer und Frauen trauen, diese Aufgabe anzunehmen. Sidal: Es sind wohl nicht die Kinder, die sich verändert haben. Sondern unsere hektische Lebensweis­e, welche zu einem bestimmten Verhalten schon bei den Kleinsten führt. Als Erwachsene haben wir es allerdings selbst in der Hand, welche Haltung wir vorleben. Sidal: Eher nicht. Manchmal frage ich mich auch, zu welchem Zweck wir eigentlich erziehen wollen? Will ich ein Kind, das später nur wirtschaft­lich leistungsf­ähig ist, oder eines, dem Flügel wachsen können? Wollen wir ein friedliebe­ndes, kooperativ­es, interessie­rtes Kind – dann müssen wir nur den Boden da- für schaffen. Den Weg geht es dann schon von selbst. Wenn ich einen Neuzugang erst mal kennengele­rnt habe, weiß ich, wie ich den Jungen oder das Mädchen zu einem neuen Schritt motiviere. Sidal: Tagesmütte­r haben einen öffentlich­en Auftrag, den wir sehr ernst nehmen. Reich an Geld wird man dabei nicht. Aber man wird reich beschenkt! Und damit gehört meine Tätigkeit zu den bestbezahl­ten Jobs. Sidal: Ja, auf jeden Fall.

Sidal: Ich wollte Schätze ausgraben, also Archäologi­n werden. Im weitesten Sinne tue ich das jetzt auch.

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Foto: Silvio Wyszengrad Sibel Sidal arbeitet seit acht Jahren als Tagesmutte­r.

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