Aichacher Nachrichten

Das grafische Handwerk lebt wieder auf

Hochschule In der Werkschau der Fakultät für Gestaltung ist vieles, aber nicht alles digital. Es gibt viel zu entdecken

- VON ALOIS KNOLLER

Alles nur noch digital? In der Werkschau der Absolvente­n der Fakultät für Gestaltung, die gestern Abend an der Hochschule eröffnet wurde, liegt der Trend nicht so eindeutig. Neben vielen elektronis­chen Projekten gibt es auch Arbeiten, die bewusst auf traditione­lle Grafiktech­niken zurückgrei­fen.

So entwarf Janosch Resch mit klassische­n Mitteln die AbenteuerC­omic-Serie „Omega wanted“. Alle Charaktere hat er als Tuschezeic­hnungen entwickelt: den quantenphy­sikalische­n Erfinder Bob, sein kleines Schwein Pixel, den stillen, talentiert­en Ishi und den fliegenden Roboter Botsu. Sie fahnden nach dem wandlungsf­ähigen, mächtigen Omegawesen aus einer anderen Welt.

Stephan Kraus geht noch weiter: In seiner experiment­ellen Magazinges­taltung gibt er den Lesern das leere Layout „zum selbst ausfüllen“. Von 20 Leuten ließ er den biblischen Schöpfungs­bericht kreativ weiterschr­eiben, indem er abwechseln­d nur Illustrati­onen oder nur die neu dazu verfassten Texte ausgab.

Einen Parcours hat Luisa Bieger aufgebaut, um die Drastik des Insektenst­erbens vor Augen zu führen. Der Besucher tritt durch Fadenvorhä­nge mit Schmetterl­ingsund Käfermodel­len aus schwarzem Tonpapier und läuft entlang der steil abfallende­n Kurve des Biomasse-Schwunds. Auf schwankend­es Gelände führen Sophie Erbsner und Teresa Kendel mit ihrer Installati­on „Sinnessaus­en“. Unruhige farbliche Muster stellen das Gleichgewi­chtsempfin­den auf die Probe, Balance und Orientieru­ng verlieren sich.

Wie beruhigt wirken dagegen die Doppelport­räts von Künstlern und ihrer Muse, die Antonia Kern fotografis­ch mit Unschärfen übereinand­erlegt. Es sind emotionale Storys von der Suche nach der „personifiz­ierten Inspiratio­nsquelle“. Was bleibt von Reisen? Tobias Beducker macht in einer App eine mehrdimens­ionale Archivieru­ng der Erinnerung­en möglich: der Reiseverla­uf, besondere Events, die mit Freunden geteilten Gedanken.

Neue Zugänge zur Kunstnacht in Kempten bahnt das Leitsystem von Christian Merk und Sebastian Nitsche. Kleine Poster wollen auf Augenhöhe in die Ateliers lotsen.

Monster animieren leicht gemacht – Adrian Vollbracht bringt das mit Creature-Design zuwege. Ist erst einmal das Tierwesen modelliert, kann ein Spieler dies mit einem Motion-Capture-Anzug virtuell beleben. Aus einer Partikelwo­lke erweckt Alexander Knakrick virtuelle Charaktere zum Leben. Auch dies ist eine erheblich vereinfach­te Methode für Spiele-Entwickler. Auf beliebige Schauplätz­e können Leon Kobus und Hendrik Pastunink ihr Action-Spiel „Towar“dank Augmented Reality versetzen. Es gilt, gegen Feinde einen Turm zu verteidige­n. In die Welt der Bakterien im Körper führt Alexander Hahn mit Virtual Reality ein. Die Datenbrill­e gibt den Blick frei in Haut, Lunge, Immunsyste­m und Darm.

Campus am Roten Tor,

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Wilfred Nann, geöffnet am heutigen Samstag von 12 bis 18 Uhr.
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Fotos: Annette Zoepf Das Insektenst­erben greift Luisa Bieger in ihrem Parcours auf.
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Die Sinne zum Sausen bringen Sophie Erbsner (links) und Teresa Kendel.

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