Aichacher Nachrichten

Das Gymnasium wird zum Geburtstag saniert

Bildung Die Schule am Friedberge­r Rothenberg wird vom Landkreis Aichach-Friedberg für fast neun Millionen Euro grundlegen­d saniert. Das ist mehr, als der Neubau einst kostete und nicht einfach, weil es bei laufendem Betrieb passiert

- VON UTE KROGULL

Friedberg Brandschut­z, Fassade, Energiever­sorgung, Betonsanie­rung, Toiletten, Flachdachs­anierung, Außenanlag­en: Das sind die wichtigen Punkte der Sanierung des Friedberge­r Gymnasiums. Das Großprojek­t kostet fast 8,9 Millionen Euro. Das ist mehr, als der Bau der Schule – umgerechne­t in Mark – in den 1970er-Jahren verschlang. Die Zuschüsse der Regierung von Schwaben betragen nach momentanem Stand rund 3,1 Million Euro. Der Landkreis sieht sich in der Verpflicht­ung, für sein Eigentum zu sorgen. Und das war, wie bei vielen Betonbaute­n aus dieser Zeit, dringend nötig. 2013 wurde daher der Förderantr­ag bei der Regierung von Schwaben eingereich­t, 2017 begann die Sanierung. Bis Ende dieses Jahres soll sie fertig sein, verspricht Architekt Alois Bauer, der beim Landratsam­t für das Projekt zuständig ist. Das ist gut, denn im nächsten Schuljahr feiert die Einrichtun­g Geburtstag.

Bis dahin wird sie „aufgehübsc­ht“sein – und das im Stil der 1970erJahr­e. Für die Planung zeichnet das Friedberge­r Architektu­rbüro Rockelmann zuständig. Wie alles einmal aussehen wird, zeigt sich im Moment nur an der straßenabg­ewandten Nordseite. Dort wurden Betonfassa­de und Dämmung entfernt. Die Fassade besteht jetzt aus neuen Elementen in einem Grauton mit roten Akzenten. Dieses Feuerwehrr­ot von Türen und Schränken ist, kombiniert mit dem Grau von Beton und Böden, von jeher ein Erkennungs­merkmal des Baus. Schulleite­rin Ute Multrus, die seit ihrem Start in Friedberg im Jahr 2017 mit der Baustelle befasst ist, zeigt sich begeistert vom Stil der Fassade und dem Grauton, der je nach Licht variiere. Dankbar ist sie aber nicht nur den Planern, sondern auch den Nachbarn. Arbeiten wurden in den Ferien durchgefüh­rt. Anwohner, die nicht in Urlaub waren, hatten laut Multrus viel Lärm zu erdulden.

Auch Maßnahmen für Brandschut­z, darunter neue Fluchttrep­pen und -türen, gehören zum Sanierungs­programm. Fassaden und Dach wurden bzw. werden neu gedämmt. Das Gebäude entspricht so Topenergie­standards. Geheizt werden muss nun weniger – und das mit Hackschnit­zeln, 22 Tonnen davon wurden in ein eigens geschaffen­es Lager westlich des Hauptbaus geliefert. Was Schülern oft viel wichtiger ist als Brandschut­z und Dämmung: Es gibt auch einige Schönheits­operatione­n. Alle Toiletten am Altbau wurden saniert, ebenso die roten Garderoben­schränke, die noch aus den 1970er-Jahren stammen. Atrien und Innenhöfe wurden grundgerei­nigt, aufgeräumt und teilweise neu bepflanzt. In weiteren Bereichen werden neue Teppiche verlegt – mit roten Sprenkeln statt Einheitsgr­au. Dieses Jahr geht es mit den Fassaden, den Außenanlag­en und der Pflasterun­g der Feuerwehrz­ufahrt weiter.

Bauer ist froh, dass das Projekt sich trotz der angespannt­en Situation auf dem Bausektor gut im Kostenund Zeitrahmen bewege. Die verhältnis­mäßig lange Dauer sei darauf zurückzufü­hren, dass es sich um etwas handelt, das im Fachjargon „Teilgenera­lsanierung bei laufendem Betrieb“heißt. Der sperrige Begriff bedeutet: Schüler, Lehrer und Handwerker müssen miteinande­r klarkommen. Ein Teil der Arbeiten geht daher nachmittag­s, an den Wochenende­n oder in den Ferien über die Bühne. Am Ende der Urlaubszei­t rücken dann Sonderputz­trupps an. Trotzdem müssen Schüler Lärm hinnehmen, manchmal für eine Schulaufga­be umziehen. Räume werden zeitweise gesperrt. Es ist aber auch schon passiert, dass Handwerker ein paar Stunden die Arbeit einstellte­n, weil Prüfungen angesagt waren, berichtet Schulleite­rin Multrus. Damit das alles funktionie­rt, findet jeden Dienstag eine Baubesprec­hung mit allen Beteiligte­n statt; sicherheit­shalber läuft Ute Multrus trotzdem morgens durch die Schule, spricht mit neuen Handwerker­n und ruft auch mal schnell im Landratsam­t an, um etwas zu klären oder abzusprech­en. Auch Alois Bauer weiß: „In den Sommerferi­en waren hier 52 Gewerke gleichzeit­ig tätig.“Die Arbeiten sind eine enorme Belastung für das Gymnasium. Die rund 770 Schüler und über 60 Lehrer ertrugen dies geduldig. „Mir war immer wichtig zu vermitteln, dass es ja besser und schöner wird“, sagt Multrus. Und das zu einem großen Jubiläum. Im nächsten Schuljahr will das Gymnasium seinen 50. Geburtstag feiern. Im April 1970 war nämlich Baubeginn für die Schule am Rothenberg, im September 1970 wurde der provisoris­che Betrieb aufgenomme­n – allerdings in der benachbart­en Realschule. Einweihung war dann im Juli 1974. Entworfen hatten den Bau die Architekte­n Riedel und Hartung aus Augsburg.

 ?? Foto: Ute Krogull ?? An der Nordseite ist schon zu sehen, wie die neue Fassade des Gymnasiums Friedberg aussieht; dunkelgrau mit roten Elementen. Im Rahmen der fast neun Millionen Euro teuren Sanierung werden außerdem unter anderem Brandschut­z, Energiever­sorgung und Toiletten angegangen.
Foto: Ute Krogull An der Nordseite ist schon zu sehen, wie die neue Fassade des Gymnasiums Friedberg aussieht; dunkelgrau mit roten Elementen. Im Rahmen der fast neun Millionen Euro teuren Sanierung werden außerdem unter anderem Brandschut­z, Energiever­sorgung und Toiletten angegangen.

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