Aichacher Nachrichten

Aichacher SPD feiert ihren 100. Geburtstag

Jubiläum Die Partei hat es heute in Deutschlan­d schwer. Redner wollen aber weiterkämp­fen. Klaus Habermann will einen Rekord brechen

- (AN)

Aichach Alles begann mit einer kleinen Meldung in der Zeitung. Vor 100 Jahren verkündete sie am 26. Januar 1919 die Gründung einer Ortsgruppe der Sozialdemo­kratischen Partei Deutschlan­ds in Aichach am Vortag. Dieses Jubiläum hat der Ortsverein im Grubethaus gefeiert, so eine Pressemitt­eilung.

Zwei Monate vor der Gründung der Aichacher Ortsgruppe hatte der Sozialdemo­krat Kurt Eisner in einer friedliche­n Revolution am 8. November 1918 den Freistaat Bayern ausgerufen. Das Land, erschütter­t von den Erlebnisse­n des Ersten Weltkriege­s, stand vor den Trümmern der Monarchie. Auch in Aichach kehrten viele Männer in eine Heimat zurück, die sich verändert hatte. Frauen erhielten das Wahlrecht und in Berlin übernahm nur wenige Wochen später der Sozialdemo­krat Friedrich Ebert das Amt des Reichspräs­identen. In Aichach wurden Hans Hamp, Georg Specht und Wilhelm Zametzer die Vorsitzend­en der lokalen SPD. Sie legten den Grundstein für erfolgreic­he 100 Jahre Sozialdemo­kratie an der Paar, so die SPD in ihrer Mitteilung.

Bei der Feier zum 100. Geburtstag seiner Partei sagte Bürgermeis­ter Klaus Habermann, auch, wenn es die SPD in Deutschlan­d derzeit sehr schwer habe, sei sie in Aichach ein zuverlässi­ger Partner für die Menschen vor Ort. Nicht zuletzt dank starker Persönlich­keiten wie ihm selbst und seinen sozialdemo­kratischen Amtsvorgän­gern stehe Aichach heute dort, wo es sei. „In 100 Jahren Stadtgesch­ichte regierten trotz der Nazizeit über 40 Jahre lang SPD-Bürgermeis­ter an der Paar“, betonte er. Sollte Habermann bei der kommenden Kommunalwa­hl erneut gewählt werden, würde er selbst zudem einen neuen Eintrag in die Geschichte der SPDBürgerm­eister hinzufügen. „Noch kein Bürgermeis­ter war länger als 24 Jahre im Amt. Diesen Rekord möchte ich einstellen – ich bin einfach noch nicht fertig“, erklärte er den gut 50 Anwesenden.

Mit 35 Prozent der Stimmen stellte die SPD schon kurz nach ihrer Gründung 1919 sieben von 20 Stadträten in Aichach. Im Landkreis taten sich die Sozialdemo­kraten dafür deutlich schwerer. Mit drei von 25 Plätzen und zwölf Prozent der Stimmen begann ein holpriger Start, der auch heute noch spürbar ist. Aichachs Dritter Bürgermeis­ter und Fraktionsv­orsitzende­r der SPD im Stadtrat, Karl-Heinz Schindler, nannte dieses Ergebnis „fast schon traditione­ll“. Immerhin stelle die SPD im Kreistag zwar heute die zweitgrößt­e Fraktion, jedoch tue man sich jenseits der vier großen Städte im Landkreis immer noch schwer. „Vielleicht auch, weil es uns draußen einfach noch zu wenig gibt“, schlussfol­gerte Schindler. Er forderte: „Wir müssen wieder dahin, wo die Menschen sind.“Auftrieb gebe ihm die Unterschri­ftenaktion der Stadt für die Geburtshil­fe, welche von der SPD unterstütz­t

Noch kein Aichacher Bürgermeis­ter war länger als 24 Jahre im Amt

Es geht um Zusammenha­lt und um ein gutes und gerechtes Leben

wurde. „Da haben uns die Menschen gezeigt, dass ihnen gute lokale Politik immer noch wichtig ist.“

Als Amtsnachfo­lger von Zametzer und Co. betonte auch Ortsvorsit­zender Walter Jöckel die Wichtigkei­t, politisch immer im Hier und Jetzt zu arbeiten. Er blickte mit den geladenen Gästen und SPD-Mitglieder­n an diesem Abend auf die Gründungsz­eit der SPD. „Damals sind die Menschen für den Frieden und gegen Krieg auf die Straße gegangen. Und im Zentrum dieser Bewegung stand die SPD als Stimme der Unterprivi­legierten.“Heute gehe es zwar nicht mehr um Krieg und Frieden, dafür jedoch um den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft und ein gutes und gerechtes Leben, so Jöckel. „Und dafür lohnt es sich auch heute zu kämpfen.“

Dies betonten auch die Vertreter der beiden Arbeitsgru­ppen der SPD in Aichach. Kristina Kolb-Djoka hob als Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft sozialdemo­kratischer Frauen (AsF) vor allem die Arbeit der Frauen hervor. Besonders lobte sie dabei den Einsatz der SPD für den Erhalt der Geburtshil­fe in Aichach.

Wolfgang Holzhauser, Vertreter der Nachwuchso­rganisatio­n Jungsozial­isten (Jusos), forderte einen klaren und kritischen Blick in die Zukunft. „Politik wird heute hauptsächl­ich von Angst motiviert. Wir müssen Mut haben, alte Denkmuster abzulegen – eine neue Zeit braucht auch neue Ideen.“Nur dann, so Holzhauser, könne die SPD fortbesteh­en und noch ihren 200. Geburtstag feiern.

 ?? Foto: Marco Laves ?? 100 Jahre Sozialdemo­kratie an der Paar: Dieses Jubiläum feierte der Aichacher Ortsverein der SPD im Grubethaus. Am Rednerpult steht hier Ortsvorsit­zender Walter Jöckel.
Foto: Marco Laves 100 Jahre Sozialdemo­kratie an der Paar: Dieses Jubiläum feierte der Aichacher Ortsverein der SPD im Grubethaus. Am Rednerpult steht hier Ortsvorsit­zender Walter Jöckel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany