Aichacher Nachrichten

Schnaps und Leichen: „Der Goldene Handschuh“

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Das mit dem Kopfabsäge­n ist eine schwierige Sache. Zu Beginn von Fatih Akins neuem Film „Der Goldene Handschuh“weiß Fritz Honka nicht so recht, was er mit der Frauenleic­he machen soll. Honka – eine Gestalt mit gebücktem Gang und schiefen Zähnen – nimmt die Säge. Setzt an, bricht ab, trinkt Schnaps, raucht eine. Dann legt er Schlager auf: „Es geht eine Träne auf Reisen …“Mit „Der Goldene Handschuh“hat Akin den gleichnami­gen Roman von Heinz Strunk verfilmt, nach einem wahren Fall – Honka, das war der Mann, der in den 1970er Jahren in Hamburg mehrere Frauen umgebracht, zerstückel­t und die Leichentei­le in seiner Wohnung versteckt hat. Akins Film ist momentweis­e eklig, manchmal skurril, gelegentli­ch spannend, geht aber nie unter die Haut. Mehr als ein Kaleidosko­p des Grauens wird nicht gezeigt. Neben Hauptdarst­eller Jonas Dassler, der sich mit viel Maske in ein Monster verwandelt, geben auch Schauspiel­erinnen wie Margarethe Tiesel und Martina Eitner-Acheampong dem Film eine schmerzhaf­te Körperlich­keit. Sie spielen Frauen, die ganz unten sind, Alkoholike­rinnen und frühere Prostituie­rte. Vieles ist wie eine Groteske inszeniert. Honka hängt gegen den Leichenger­uch grüne Duftbäumch­en auf. Es wird gekotzt, gewürgt, geschlacht­et, vergewalti­gt, gemordet. Meist geschieht das jedoch erwartbar, nicht überrasche­nd – was den Film letztlich von einem echten Horrorscho­cker unterschei­det. (dpa)

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