Giftgas: Feuerwehr rettet bewusstlose Partygäste
Kohlenmonoxid Ein Dieselaggregat stößt bei einer Faschingsfeier in einer Untermeitinger Halle das unsichtbare Gas aus. Dass es nur Verletzte gibt, sei ein Riesenglück, sagt die Polizei und erinnert an ein schreckliches Unglück
Untermeitingen Für acht Personen endete eine Party am Sonntagabend in Untermeitingen im Krankenhaus. Etwa 20 Mitglieder und Freunde der Faschingsgruppe „Schwabegger Gauditruppe“feierten in einer Speditionshalle, nachdem sie den Faschingswagen nach einem Umzug dorthin zurückgebracht hatten. Plötzlich brachen einige Personen bewusstlos zusammen, andere fühlten sich unwohl, berichtet die Polizei. Sie hatten unbemerkt das giftige Abgas Kohlenmonoxid eingeatmet. Die meisten Faschingsfreunde konnten die Halle selbst verlassen, andere mussten hinausgetragen werden. Geistesgegenwärtig wählte ein Gast um 20.40 Uhr den Notruf. Die Feuerwehren Schwabmünchen und Untermeitingen rückten mit 32 Mann und Atemschutz an. Rettungsdienst und Polizei waren ebenfalls vor Ort.
Die Bilanz des Unglücks: Zwölf Verletzte gab es insgesamt, acht davon wurden mit Kohlenmonoxidvergiftung in die Wertachklinik Schwabmünchen und ins Augsburger Uniklinikum gebracht, darunter auch mehrere Kinder. Bei allen wurde ein erhöhter Kohlenmonoxidwert in den Lungen festgestellt. Nach einigen Stunden durften die meisten wieder nach Hause. Eine Frau wurde nach Angaben der Polizei gestern noch immer wegen einer schweren Kohlenmonoxidvergiftung behandelt.
Offenbar hatte ein mit Diesel betriebenes Stromaggregat, das in der Halle stand, die Luft mit Kohlenmonoxid angereichert. Solche Geräte sollten eigentlich niemals in geschlossenen Räumen betrieben werden. Denn Kohlenmonoxid ist eine tödliche Gefahr, erklärt der Vizechef der Polizeiinspektion Schwabmünchen, Robert Künzel: „Ich erinnere mich gut an den Fall in Unterfranken, wo im Jahr 2017 sechs Jugendliche in einer Gartenlaube bei einer Geburtstagsfeier gestorben sind.“Auch dort lief ein Dieselaggregat. Das tragische Unglück machte bundesweit Schlagzeilen. Kohlenmonoxid ist ein gefährliches Atemgift, das man nicht sehen, riechen oder schmecken kann. Man bemerkt es beim Einatmen nicht, denn es gibt keine typischen Symptome wie Husten oder Atemnot. Wird es über längere Zeit eingeatmet, führt es über Bewusstlosigkeit schleichend zum Tod.
Wie heimtückisch das Abgas ist, erzählte uns eine Frau mittleren Alters, die wir gestern vor der Halle in Untermeitingen antrafen. Sie war auf der Feier dabei, will aber namentlich nicht in der Zeitung genannt werden. „Ich hatte keinen Alkohol getrunken, fühlte mich aber plötzlich wie betrunken“, beschreibt sie ihren Zustand. Sie vermutete zunächst, dass ihr jemand K.-o.-Tropfen in die Cola geschüttet habe. „Aber an Abgase denkt man doch nicht“, sagt sie. Sie ging an die frische Luft. „Ich habe dann vor der Halle mitbekommen, wie drinnen eine meiner Freundinnen zusammengebrochen ist, wollte Erste Hilfe leisten, ging wieder rein, bückte mich zu ihr runter, dann wurde es mir ganz schummrig und ich bin ohnmächtig geworden. Da merkt man vorher nicht viel“, erzählt sie. Die Sanitäter brachten sie ins Krankenhaus, ihre CO-Werte waren zunächst extrem hoch, normalisierten sich aber rasch. Nach mehreren Stunden Sauerstoffbehandlung durfte sie noch in der Nacht wieder nach Hause.
„Es war ein Riesenglück, dass es in Untermeitingen nur Verletzte gab“, sagt Robert Künzel von der Polizei. Und diese Tatsache sei wohl vor allem dem Umstand zu verdanken, dass immer wieder Gäste aus der Halle rein und raus gingen. Durch die geöffnete Tür konnte Sauerstoff in die Halle gelangen, sodass die Kohlenmonoxid-Konzentration nicht noch schneller anstieg.
Die Polizei ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung. Auch einen Gutachter schaltete sie ein, weil unklar ist, welches Aggregat für das Unglück verantwortlich war, da mehrere solcher Geräte in der Halle stehen. Zudem steht die Frage im Raum, warum überhaupt ein Aggregat an dem Abend lief. In der Halle seien Steckdosen und Strom vorhanden, versicherte gestern ein Mann, der ebenfalls auf der Party anwesend war.