Aichacher Nachrichten

Problem Gaffer: Wie Rettungskr­äfte reagieren

Verkehr Immer wieder behindern Gaffer die Arbeit von Einsatzkrä­ften an Unfallstel­len, zuletzt filmte einer auf der B 300. Wie Polizei, Rettungsdi­enst und Feuerwehr im Wittelsbac­her Land damit umgehen und wann die Polizei einschreit­et

- VON SAMUEL JACKER

Aichach-Friedberg Gaffer, die mit ihrem Wagen stark abbremsen, um einen Blick auf die Unfallstel­le zu erhaschen, oder die Einsatzkrä­fte filmen. Schlagzeil­en wie diese häuften sich in den vergangene­n Wochen und Monaten. Zuletzt filmte ein Mann einen schweren Unfall auf der Bundesstra­ße 300 nahe dem Aichacher Stadtteil Untergries­bach Ende Januar. Feuerwehr und Polizei wurden auf ihn aufmerksam und baten ihn, die Aufnahmen unverzügli­ch zu löschen. Laut Mario Pettinger, Einsatzlei­ter in Aichach beim Bayerische­n Roten Kreuz (BRK), gab es schon immer Probleme mit Gaffern. Er sagt: „Dass es massiv zunimmt, würde ich aber nicht sagen.“Erich Weberstett­er, Leiter der Polizeiins­pektion Aichach, teilt diese Ansicht. Auf dem Land komme es nur vereinzelt zu Gaffern.

„Das Phänomen spielt eine größere Rolle bei mehrspurig­en Straßen“, ergänzt Weberstett­er. Ähnliches berichtet Feuerwehr-Kreisbrand­rat

„Ich weiß nicht, was in den Leuten vorgeht, wenn sie so verroht sind.“BRK-Einsatzlei­ter Mario Pettinger über Gaffer

Christian Happach: „Bei Unfällen sieht man immer öfter, dass Autofahrer auf der Gegenspur massiv abbremsen.“Genaue Zahlen sind Weberstett­er zu Problemen mit Gaffern aber nicht bekannt: „Ich bekomme kaum Rückmeldun­gen von den Unfallstel­len.“Die Feuerwehr teile ihm aber manchmal mit, dass Personen zu nahe an der Unfallstel­le waren.

Pettinger berichtet: „Es kommt immer mal wieder vor, dass man jemanden erwischt, der zuschaut oder ein Handy zückt.“Alle, die Fotos und Videos von der Unfallstel­le machen, würden gebeten, diese wieder zu löschen, sagt Weberstett­er: „Die Fotos und Videos dürfen nicht verbreitet werden. Das hat urheberrec­htliche Konsequenz­en.“

Oft helfe es, die Menschen anzusprech­en und sie zu bitten wegzugehen, so Happach. Die Reaktionen der ungebetene­n Zuschauer darauf seien gemischt. Happach erzählt:

gehen weg, manche sind aggressiv.“In letzteren Fällen müsse die Polizei hinzugezog­en werden. Auch das kommt ab und zu vor. Happach erinnert sich: „In den vergangene­n Jahren hatten wir zwei bis drei Fälle, wo die Polizei einschreit­en musste.“

Was Leute dazu bringt, sich als Schaulusti­ge an Unfallstel­len aufzuhalte­n oder zu filmen, kann sich der BRK-Einsatzlei­ter nicht erklären: „Ich weiß nicht, was in den Leuten vorgeht, wenn sie so verroht sind.“Für den Aichacher Polizeiche­f ist

die Sache klar: „Die Sensations­gier, schätze ich mal, als niederstes Motiv.“Bei einer Unfallstel­le sind die Rettungssa­nitäter oft nur zu zweit, wie Pettinger berichtet: „Der Ret„Manche

tungsdiens­t ist nicht so stark aufgestell­t wie die Kollegen von der Feuerwehr.“Oft bemerke er die Gaffer gar nicht, während er einen Schwerverl­etzten verarzte. „Wir bitten deshalb die Kollegen von Feuerwehr und Polizei, für Ordnung zu sorgen“, sagt Pettinger.

Um Opfer von Unfällen oder Unglücken vor ungebetene­n Blicken zu schützen, versucht die Feuerwehr stets, die Unfallstel­le abzuschirm­en. Der Kreisbrand­rat erklärt: „Wir wollen dadurch einen persönlich­en Bereich schaffen.“Die Feuerwehr

verwendet dafür Decken. Mobile Sichtschut­zwände, wie es sie beispielsw­eise alle 16 Autobahnme­istereien in Baden-Württember­g bis Ende 2019 erhalten sollen, hätten die Feuerwehre­n im Landkreis nicht in ihrem Bestand, nur. Straßenmei­stereien. Happach erklärt weiter: „Andere Möglichkei­ten haben wir nicht. Großflächi­g abzusperre­n, ist nicht möglich wegen des Straßenver­kehrs.“Die Freiwillig­en Feuerwehre­n im Landkreis mit mobilen Sichtschut­zwänden auszustatt­en, sei nicht geplant.

 ??  ?? Gaffer treten an Unfällen immer häufiger und auch immer aggressive­r auf. Einer der jüngsten Vorfälle ereignete sich vor Kurzem auf der B 300 bei Untergries­bach: Die Polizei forderte den Gaffer auf, seine Aufnahmen umgehend zu löschen.
Gaffer treten an Unfällen immer häufiger und auch immer aggressive­r auf. Einer der jüngsten Vorfälle ereignete sich vor Kurzem auf der B 300 bei Untergries­bach: Die Polizei forderte den Gaffer auf, seine Aufnahmen umgehend zu löschen.
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Erich Weberstett­er
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Mario Pettinger

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