Problem Gaffer: Wie Rettungskräfte reagieren
Verkehr Immer wieder behindern Gaffer die Arbeit von Einsatzkräften an Unfallstellen, zuletzt filmte einer auf der B 300. Wie Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr im Wittelsbacher Land damit umgehen und wann die Polizei einschreitet
Aichach-Friedberg Gaffer, die mit ihrem Wagen stark abbremsen, um einen Blick auf die Unfallstelle zu erhaschen, oder die Einsatzkräfte filmen. Schlagzeilen wie diese häuften sich in den vergangenen Wochen und Monaten. Zuletzt filmte ein Mann einen schweren Unfall auf der Bundesstraße 300 nahe dem Aichacher Stadtteil Untergriesbach Ende Januar. Feuerwehr und Polizei wurden auf ihn aufmerksam und baten ihn, die Aufnahmen unverzüglich zu löschen. Laut Mario Pettinger, Einsatzleiter in Aichach beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), gab es schon immer Probleme mit Gaffern. Er sagt: „Dass es massiv zunimmt, würde ich aber nicht sagen.“Erich Weberstetter, Leiter der Polizeiinspektion Aichach, teilt diese Ansicht. Auf dem Land komme es nur vereinzelt zu Gaffern.
„Das Phänomen spielt eine größere Rolle bei mehrspurigen Straßen“, ergänzt Weberstetter. Ähnliches berichtet Feuerwehr-Kreisbrandrat
„Ich weiß nicht, was in den Leuten vorgeht, wenn sie so verroht sind.“BRK-Einsatzleiter Mario Pettinger über Gaffer
Christian Happach: „Bei Unfällen sieht man immer öfter, dass Autofahrer auf der Gegenspur massiv abbremsen.“Genaue Zahlen sind Weberstetter zu Problemen mit Gaffern aber nicht bekannt: „Ich bekomme kaum Rückmeldungen von den Unfallstellen.“Die Feuerwehr teile ihm aber manchmal mit, dass Personen zu nahe an der Unfallstelle waren.
Pettinger berichtet: „Es kommt immer mal wieder vor, dass man jemanden erwischt, der zuschaut oder ein Handy zückt.“Alle, die Fotos und Videos von der Unfallstelle machen, würden gebeten, diese wieder zu löschen, sagt Weberstetter: „Die Fotos und Videos dürfen nicht verbreitet werden. Das hat urheberrechtliche Konsequenzen.“
Oft helfe es, die Menschen anzusprechen und sie zu bitten wegzugehen, so Happach. Die Reaktionen der ungebetenen Zuschauer darauf seien gemischt. Happach erzählt:
gehen weg, manche sind aggressiv.“In letzteren Fällen müsse die Polizei hinzugezogen werden. Auch das kommt ab und zu vor. Happach erinnert sich: „In den vergangenen Jahren hatten wir zwei bis drei Fälle, wo die Polizei einschreiten musste.“
Was Leute dazu bringt, sich als Schaulustige an Unfallstellen aufzuhalten oder zu filmen, kann sich der BRK-Einsatzleiter nicht erklären: „Ich weiß nicht, was in den Leuten vorgeht, wenn sie so verroht sind.“Für den Aichacher Polizeichef ist
die Sache klar: „Die Sensationsgier, schätze ich mal, als niederstes Motiv.“Bei einer Unfallstelle sind die Rettungssanitäter oft nur zu zweit, wie Pettinger berichtet: „Der Ret„Manche
tungsdienst ist nicht so stark aufgestellt wie die Kollegen von der Feuerwehr.“Oft bemerke er die Gaffer gar nicht, während er einen Schwerverletzten verarzte. „Wir bitten deshalb die Kollegen von Feuerwehr und Polizei, für Ordnung zu sorgen“, sagt Pettinger.
Um Opfer von Unfällen oder Unglücken vor ungebetenen Blicken zu schützen, versucht die Feuerwehr stets, die Unfallstelle abzuschirmen. Der Kreisbrandrat erklärt: „Wir wollen dadurch einen persönlichen Bereich schaffen.“Die Feuerwehr
verwendet dafür Decken. Mobile Sichtschutzwände, wie es sie beispielsweise alle 16 Autobahnmeistereien in Baden-Württemberg bis Ende 2019 erhalten sollen, hätten die Feuerwehren im Landkreis nicht in ihrem Bestand, nur. Straßenmeistereien. Happach erklärt weiter: „Andere Möglichkeiten haben wir nicht. Großflächig abzusperren, ist nicht möglich wegen des Straßenverkehrs.“Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis mit mobilen Sichtschutzwänden auszustatten, sei nicht geplant.