Rodel schnappen und ab in die Berge
Wintersport Kaiserwetter und perfekter Schnee – ideale Bedingungen, um Schlitten zu fahren. Die schönsten Bahnen im Allgäu
Bei Eis und Schnee denken die meisten Winterfreunde nur an zwei Bretter – an Skier: Manchen kommt vielleicht noch das Snowboard in den Sinn. Viele Erwachsene haben längst vergessen, wie viel Spaß es macht, auf zwei Kufen – auf dem Holzschlitten – den Berg hinuntersausen. Es lohnt sich, den Schlitten zu entstauben. Keine Angst, wer den mühsamen Aufstieg scheut, oder schlicht nicht gerne einen Berg hinaufstapft, der fährt einfach hinauf – mit dem Lift. Eine Auswahl der schönsten Allgäuer Strecken.
Für Rodelfreunde ideal ist beispielsweise der Sessellift am Mittagberg in Immenstadt (Landkreis Oberallgäu). Wintersportler jeden Alters setzen sich unten in die Sessel, ihre Schlitten werden angehängt. Oben angekommen erwartet die Schlittenfahrer eine über fünf Kilometer lange Abfahrt. „Die Strecke ist nicht zu steil und ziemlich breit, also auch für Anfänger und Kinder geeignet“, sagt Chris Lemke, 36. Der Outdoorcrack führt im Sommer Canyoning- und RaftingTouren, im Winter brettert er jede freie Minute mit seinem Rennrodel über die Allgäuer Hänge. Außerdem ein Vorteil der Bahn: Ein Großteil der Piste liegt ab Mittag – der Zeit, nicht dem Berg – in der Sonne.
Wem der hölzerne Schlitten zu fad erscheint, kann sich bei der Mittagbahn ein ganz besonderes Gerät ausleihen: ein Snowbike. Zu deutsch: ein Schneefahrrad. Aber keine Angst, keiner muss sich waghalsig auf zwei dünnen Rädern auf die Schneepiste begeben. Das Gerät gleicht vielmehr einem Roller. Jedoch hat das Trendsportgerät statt Räder eben Bretter. Das Winter- sportgerät wurde inspiriert von Lenkschlitten gebaut.
Sportlern vermittelt das Snowbike das Gefühl, es mit dem Lenker zu steuern. Tatsächlich aber funktioniert das ähnlich wie bei CarvingSkiern oder Snowboards, und zwar über die Kanten. Geprüfte Trainer weisen Besucher in Workshops in Fahrtechniken ein. Nach kurzer Zeit kann auch ein Laie ohne Probleme mit dem siebeneinhalb Kilo schweren Snowbike liftfahren, gleiten oder Kurven ziehen.
Wer statt auf Pisten lieber in geordneten Bahnen rodelt, fährt ganz einfach zum Alpsee Coaster. Die knapp drei Kilometer lange Rodelbahn am Großen Alpsee bei Immenstadt hat im Sommer wie im Winter geöffnet. Sogar nachts, es kann also bis 21 Uhr gerodelt werden. Schon an der Talstation entscheiden Besucher, ob sie bergauf den Winterwanderweg im Naturpark Nagelfluhkette zu Fuß nehmen, oder die Sesselbahn. Ab der Berghütte Bärenfalle starten nicht nur die Bobs, die auf Schienen bis zu 40 km/h schnell den Berg hinabsausen. Es ist auch der Ausgangspunkt für zwei Naturrodelbahnen: eine viereinhalb, die andere dreieinhalb Kilometer lang.
Fast doppelt so lang – nämlich sechseinhalb Kilometer – ist der Ostlerforstweg am Breitenberg. Mit der Breitenbergbahn geht es hinauf. Oben angekommen können Rodler den Blick auf die umliegenden Gipfel der Allgäuer und Tiroler Alpen genießen, etwa auf den Aggenstein, und sich das Pfrontener Tal mit den nahe gelegenen Seen ansehen. Oder aber sie stärken sich vor der langen Abfahrt mit einer deftigen Brotzeit. Etwa eine halbe Stunde dauert das Rodelvergnügen. Die Strecke führt über steilere und flachere Stücke. Enge Kurven sind vorab beschildert. Zurück im Tal bringt ein Bus die Rodler dann samt Schlitten wieder zur Talstation der Breitenbergbahn zurück.
Wer nach der rasanten Abfahrt voller Adrenalin, mit rot glühenden Wangen, mit schneeüberzuckertem Gesicht und Eisklümpchen in den Haaren noch immer nicht genug hat vom Rausch der Geschwindigkeit, der zieht mit seinem Schlitten ganz einfach noch einmal den Berg hinauf.