Gesangskünstler mit großem Problem
Natur Die Feldlerche ist der Vogel des Jahres 2019. Das ist eigentlich kein Grund zur Freude
Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Feldlerche. Fachleute haben mich zum „Vogel des Jahres 2019“gekürt. Allerdings kann ich mich nicht so recht darüber freuen. Denn dieser Titel ist alles andere als toll. Er zeigt, dass es mir und meinen Artgenossen nicht besonders gut geht. Wir Feldlerchen werden nämlich immer weniger. Das haben die Experten bereits vor etwa 20 Jahren bemerkt und uns schon einmal zum „Vogel des Jahres“ernannt. Das war im Jahr 1998. In der Zwischenzeit ist es aber für uns nicht besser geworden.
Was uns so zu schaffen macht, ist der Mensch. In der Landwirtschaft kommen zum Beispiel auf vielen Feldern Giftstoffe zum Einsatz. Diese töten unter anderem Insekten, die die Pflanzen fressen. Diese Fliegen und Käfer fressen wir aber gern und füttern unseren Nachwuchs damit. Sie fehlen uns also als Nahrung. Außerdem werden die Felder sehr stark bewirtschaftet. Fast das ganze Jahr über wird dort inzwischen Getreide angebaut. Zum Beispiel jede Menge Wintergetreide. Das wird im Herbst ausgesät und beginnt dann im Frühjahr schnell zu wachsen. Das Problem für uns: Die Halme stehen so dicht aneinander, dass wir keine Nester mehr dazwischen bauen können. Uns fehlen Felder, auf denen mal eine Zeit lang nichts angepflanzt wird. Dort konnten wir nämlich immer super unseren Nachwuchs aufziehen. Manche von uns schafften bis zu drei Bruten im Jahr. Mittlerweile ist es meistens nur noch eine! Uns fehlt also der Nachwuchs.
Vom Aussehen her sind wir Feldlerchen ziemlich unscheinbar. Unser Gefieder ist an der Oberseite beige bis rötlichbraun gefärbt – mit feinen schwarzbraunen Streifen und Strichen darauf. Dadurch kann man uns leicht übersehen. Aber das ist auch eine prima Tarnung.
Auch wenn man uns schwer entdecken kann, hören kann man uns auf alle Fälle! Unsere Männchen steigen bis zu 200 Meter hoch auf, kreisen mehrere Minuten über ihrem Revier und zwitschern und trillern dabei wie verrückt. Das machen sie oft schon früh am Morgen.
Unser Gesang ist so berühmt, dass sogar ein Dichter darüber geschrieben hat. Sein Name ist William Shakespeare. Er lebte vor über 400 Jahren in England. In seiner berühmten Liebesgeschichte „Romeo und Julia“ist von uns die Rede. Da sagt Julia nämlich am Morgen: „Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang; Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub’, Lieber, mir: es war die Nachtigall. Romeo antwortet: Die Lerche war’s, die Tagverkünderin …“(dpa, lea)