Peter Feile ist Friedbergs neuer Ehrenbürger
Auszeichnung Zu seinem 80. Geburtstag erhält der langjährige Stadt- und Kreisrat am Sonntag eine besondere Würdigung. Das politische Engagement ist für ihn eine Selbstverständlichkeit
Friedberg Politik gehört für Peter Feile von Kindesbeinen an zum Leben. Sein Vater Nikolaus war nach dem Krieg Mitbegründer des SPDOrtsvereins Spickel-Hochzoll, Stadtrat in Augsburg und für lange Jahre Vizepräsident des Bezirkstags von Schwaben. Zu Hause gingen sozialdemokratische Größen wie OB Wolfgang Pepper oder der Gewerkschafter Wilhelm Deffner ein und aus. „Ich bin in die SPD hineingewachsen“, sagt Feile: „Das ist früher eine Art Familie gewesen.“So wurde politisches Engagement auch für ihn ganz selbstverständlich. Zu seinem 80. Geburtstag am Sonntag erhält er bei einem Festakt im Schloss darum die Friedberger Ehrenbürgerwürde.
Mit 27 Jahren zog Feile im Herbst 1966 nach Friedberg und fand schnell Kontakt zur hiesigen Partei. Männer wie der damalige Bundestagsabgeordnete Alois Strohmayr und der Ortsvereinsvorsitzende Oswald Teuber nahmen ihn unter ihre Fittiche. Schon kurze Zeit später saß Feile dem Kreisverband der SPD vor und hatte im Zug der Gebietsreform die Aufgabe, eine gemeinsame Gliederung mit dem LandkreisNorden zu schmieden. „Es hieß damals, es gebe Ortsvereine in Pöttmes und Aindling“, erinnert sich Feile: „Wir haben sie gesucht, aber nicht gefunden.“Außer in der neu- Kreisstadt gab es keine Parteistrukturen im ganzen Aichacher Land.
Und das trotz der Aufbruchsstimmung, die viele Menschen seinerzeit erfasste. Die SPD regierte erstmals mit – erst in der Großen Koalition, später mit der FDP. „Es war eine spannende Zeit“, blickt Feile zurück. In Bayern wurde die von den Kirchen getragene Bekenntnisschule von der christlichen Gemeinschaftsschule abgelöst, auf Bundesebene führten die Ostverträge zu einem ersten Wendepunkt in der Nachkriegsgeschichte.
Feile wurde 1972 in den Stadtrat und in den Kreistag gewählt, war bald Schatzmeister im mächtigen SPD-Bezirk Südbayern, dem neben der Landeshauptstadt auch Schwaben und Oberbayern angehörten. „Freiheit oder Sozialismus“– unter diesem Motto führte Franz Josef Strauß als Kandidat der Union 1980 Wahlkampf gegen den amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt von der SPD. Strauß scheiterte bekanntlich, doch Peter Feile zog als Listenkandidat in den Bundestag ein.
Dort in Bonn herrschte ein strenges Regiment. Herbert Wehner, von den Genossen stets „Onkel“genannt, war der gefürchtete Zucht- meister der Fraktion. Und einen Mann wie Helmut Schmidt mit Du anzusprechen, wie in der SPD üblich, sei völlig undenkbar gewesen, erinnert sich Feile. Das Regieren war schwierig geworden, die Differenzen zwischen den Koalitionspartnern SPD und FDP, vor allem in der Wirtschaftspolitik, traten immer offener zutage. Schließlich scheiterte das sozialliberale Bündnis, und Helmut Kohl wurde durch ein konstruktives Misstrauensvotum Kanzler. Im Herbst 1983 gab es vorzeitige Bundestagswahlen. Die SPD büßte vier Prozent der Stimmen ein – und Peter Feile verlor sein Mandat.
„Das war ein herber Schlag“, räumt Feile ein. „Ich hatte mir nichts zuschulden kommen lassen und mich sehr angestrengt. Ich war mir gewiss, es wieder zu schaffen.“Wie schon 1980 war er auf Listenplatz 27 angetreten, doch nur 26 bayerische SPD-Abgeordnete kamen in den Bundestag. Vater Nikolaus gab seinem Sohn angesichts der Niederlage einen Vers von Eugen Roth mit auf den Weg: „Ein Mensch schaut in die Zeit zurück. Und sieht: Sein Unglück war sein Glück.“
Feile fand sein Glück im politischen Wirken auf kommunaler Ebene. Eine weitere Bundestagskandidatur lehnte er 1987 ab und konzentrierte sich neben seinen Mandaten in Stadtrat und Kreistag auf seine Arbeit bei der Stadt Augsburg. Geen fördert von SPD-OB Hans Breuer ebenso wie später vom CSU-Rathauschef Peter Menacher holte er sein Studium nach und machte rasch Karriere bis zum Posten des einflussreichen Leiters des Rechnungsprüfungsamtes. „Man glaubt, man sieht nur die Zahlen. Aber das ist ein Irrtum“, sagt Feile zu seiner Tätigkeit im Augsburger Rathaus. Wenn man das Geschäft richtig verstehe, sehe man alles, was in der Verwaltung passiert. Mit diesem Wissen wirkte Feile im Hintergrund auch als Kommunalpolitiker an vielen Entscheidungsprozessen in Stadt und Landkreis mit.
In die erste Reihe drängte es ihn nach den Bonner Jahren jedenfalls nicht mehr. Lediglich als stellvertretender Landrat trat Feile 1991 an und übt diese Aufgabe seither mit einem von besonderer Loyalität geprägten Amtsverständnis aus: Als er in Vertretung des damaligen CSULandrats Theo Körner eine Sitzung leiten musste, votierte er in dessen Sinne und bereitete damit den eigenen Genossen eine Abstimmungsniederlage.
Obwohl er in Augsburg aufgewachsen ist und der großen Nachbarin zeitlebens beruflich verbunden war, fühlt sich Peter Feile längst als Friedberger. Noch im Ruhestand stets korrekt mit Sakko und Krawatte gekleidet, gehört Feile zum Stadtbild – hier an der Ecke mit Passanten plaudernd, dort im Straßencafé ins Gespräch vertieft. „Man muss wissen, wovon man redet“, lautet eine Überzeugung von Peter Feile.
Auch die Familie seiner Frau Lotte ist hier verwurzelt, in deren Ahnengalerie ein bekannter Name auftaucht: Hans Trinkl, Glasermeister und Hobbyhistoriker, der zu den Gründervätern des Heimatmuseums im Schloss gehört. Ebendort erhält Feile nun die höchste Auszeichnung, die die Stadt Friedberg zu vergeben hat. Es ist eine Ehre, mit der er selbst nie gerechnet hat: „Ich bin ja nie vornedran gestanden. Ich habe immer nur geschaut, dass der Laden läuft, und habe das eine oder andere mitbewirkt.“
Nach 48 Jahren in Kreistag und Stadtrat zieht sich Feile im Frühjahr 2020 aus der aktiven Politik zurück. Er tut dies im Wissen, seine Überzeugungen weitergegeben und gezeigt zu haben, dass sich der Einsatz lohnt. So wird die sozialdemokratische Familientradition – einer seiner Brüder war lange Jahre Stadtrat in Nürnberg – fortgeführt. Die Tochter Ulrike Sasse-Feile ist Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Friedberg, Schwiegersohn Johannes trat die Nachfolge als Chef der hiesigen Arbeiterwohlfahrt an.
Seit 1972 ist er im Stadtrat und im Kreistag
Loyalität ist für Feile ein hohes Gut