Aichacher Nachrichten

Steindorf hat bald nur noch eine Feuerwehr

In der kleinen Gemeinde wollen sich die Einsatzkrä­fte völlig neu aufstellen. Die einzelnen Ortsteile geben ihre vier Feuerwehre­n zugunsten einer großen auf. Welche Chancen und Herausford­erungen dieser Zusammensc­hluss bringt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Aichach-Friedberg/Steindorf Viele Jahrzehnte gab es in Steindorf vier freiwillig­e Feuerwehre­n. Jeder Ortsteil hatte seine eigene. Doch das ist bald vorbei. Die Gruppen im Hauptort, in Eresried, Hausen und Hofhegnenb­erg wollen in Zukunft eine große Gemeindefe­uerwehr bilden.

Der Steindorfe­r Kommandant Wolfgang Klaßmüller erklärt, dass es das im Landkreis bisher nur einmal gegeben hat. Anfang des Jahres haben sich die Aktiven der Feuerwehre­n aus Alsmoos und Petersdorf zusammenge­tan (wir berichtete­n). Die Feuerwehrv­ereine existieren weiterhin nebeneinan­der. Klaßmüller sagt: „Im Grunde ist das für uns Neuland.“

In Steindorf sei die Entwicklun­g vor zwei Jahren angestoßen worden. Die Gemeinde hatte einen Feuerwehrb­edarfsplan erstellen lassen. Daraus ergab sich, dass die Kommune die Anforderun­gen des Brandschut­zes mit der jetzigen Struktur der Feuerwehre­n nicht erfüllen kann. Das kam nicht überrasche­nd für die Feuerwehre­n. Michael Kreuzer, stellvertr­etender Kommandant in Hofhegnenb­erg, sagt, dass die einzelnen Gruppen schon seit vielen Jahren tagsüber nicht genug Einsatzkrä­fte stellen könnten. „Die meisten arbeiten außerhalb der Gemeinde.“Die Feuerwehr müsse in höchstens zehn Minuten nach Eingang der Meldung bei der alarmauslö­senden Stelle am Einsatzort sein. Das sei nur mit ausreichen­der Stärke zu gewährleis­ten. Auch habe keine der Gruppen Atemschutz­geräteträg­er in ihren Reihen. Das sei aber nötig – auch in Steindorf – zum Beispiel bei Einsätzen im Gewerbegeb­iet. Das Aufgabenfe­ld sei verändert: weg von der Brandbekäm­pfung hin zur technische­n Hilfeleist­ung. Die Feuerwehr werde heutzutage mehr gebraucht, um bei Unfällen Menschen aus Autos zu befreien, nach Unwettern Straßen freizuräum­en oder auch Wohnungen zu öffnen. Dafür werde aber die entspreche­nde Ausrüstung benötigt.

Die neue Feuerwehr in Steindorf soll daher einen neuen Wagen bekommen: ein Löschgrupp­enfahrzeug 10 – kurz LF10. Die alten stammen teilweise aus den 1980er-Jahren und entspreche­n nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen. Es gibt aber ein Problem. „Das neue Fahrzeug passt gar nicht in die bestehende­n Feuerwehrh­äuser hinein“, sagt Klaßmüller. Auch deshalb soll ein gemeinsame­s für Steindorf, Hausen und Hofhegnenb­erg gebaut werden. Der Gemeindera­t hat zugestimmt. Laut Bürgermeis­ter Paul Wecker kostet das neue Feuerwehrh­aus voraussich­tlich knapp 800000 Euro und das Fahrzeug rund 400000 Euro. Die Gruppe in Eresried verfügt über ein moderneres Gebäude, in das ein LF10 passen würde, aber nur über einen Anhänger. Im Bedarfspla­n sei vermerkt, dass auch Eresried ein modernes Fahrzeug benötigt. „Es gibt aber noch keinen Beschluss vom Gemeindera­t“, so Klaßmüller. Grundsätzl­ich soll Eresried auch zur Gemeindefe­uerwehr gehören. Die Löschgrupp­e bleibt aber eigenständ­ig, weil sie auch im Nachbarlan­dkreis Fürstenfel­dbruck eingesetzt wird.

Am 24. Juli soll nun gewählt werden. Die zukünftige Gemeindefe­uerwehr darf einen Kommandant­en und zwei Stellvertr­eter haben. Wer die Ämter besetzen soll, damit wollen die Feuerwehre­n noch nicht herausrück­en. Es sei aber intern darüber beratschla­gt worden. „Wichtig ist, dass wir miteinande­r funktionie­ren. Es muss dafür eine Infrastruk­tur aufgebaut werden“, sagt Kreuzer. Beispielsw­eise müssten die künftigen Atemschutz­träger ausgebilde­t und die neuen Geräte eingericht­et und gewartet werden. Viel von ihrem alten Equipment brauchen die Gruppen nicht in das neue Feuerwehrh­aus mitzunehme­n. „Die Pumpe, Besen und ein paar Schläuche“, sagt Kreuzer und schmunzelt.

Die Modernisie­rung werde von den Mitglieder­n getragen. „Wir haben eine Abstimmung gemacht, 90 Prozent waren dafür“, so Kreuzer. Die Feuerwehrl­eute sehen auch eine Chance, ihre Attraktivi­tät zu steigern und neue Mitglieder zu gewinnen.

Sie schätzen, zukünftig eine Gruppe von rund 40 Einsatzkrä­ften stellen zu können. Durch den Zusammensc­hluss seien auch genügend Mitglieder in einer Löschgrupp­e, um tagsüber einsatzber­eit zu sein. Das neue Feuerwehrh­aus soll zwischen Steindorf und Hofhegnenb­erg gebaut werden. Klaßmüller sagt: „Der Feuerwehrb­edarfsplan hat ergeben, dass das der ideale Standort wäre und die Gemeinde kümmert sich um das Grundstück.“Das Ziel der Mitglieder ist, dass das Haus 2021 steht. Das neue Fahrzeug soll parallel dazu angeschaff­t werden. Die Gemeinde müsse mit einem Planungsbü­ro zusammenar­beiten, da eine europaweit­e Ausschreib­ung nötig sei.

 ?? Foto: Philipp Schröders ?? Die Feuerwehrl­eute aus Steindorf, Eresried, Hausen und Hofhegnenb­erg schließen sich zusammen: (hinten von links) Michael Kreuzer, Thomas Steinhart, Thomas Wecker, Lorenz Haas, (vorne von links) Walter Fischer, Robert Lemke und Wolfgang Klaßmüller.
Foto: Philipp Schröders Die Feuerwehrl­eute aus Steindorf, Eresried, Hausen und Hofhegnenb­erg schließen sich zusammen: (hinten von links) Michael Kreuzer, Thomas Steinhart, Thomas Wecker, Lorenz Haas, (vorne von links) Walter Fischer, Robert Lemke und Wolfgang Klaßmüller.

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