Steindorf hat bald nur noch eine Feuerwehr
In der kleinen Gemeinde wollen sich die Einsatzkräfte völlig neu aufstellen. Die einzelnen Ortsteile geben ihre vier Feuerwehren zugunsten einer großen auf. Welche Chancen und Herausforderungen dieser Zusammenschluss bringt
Aichach-Friedberg/Steindorf Viele Jahrzehnte gab es in Steindorf vier freiwillige Feuerwehren. Jeder Ortsteil hatte seine eigene. Doch das ist bald vorbei. Die Gruppen im Hauptort, in Eresried, Hausen und Hofhegnenberg wollen in Zukunft eine große Gemeindefeuerwehr bilden.
Der Steindorfer Kommandant Wolfgang Klaßmüller erklärt, dass es das im Landkreis bisher nur einmal gegeben hat. Anfang des Jahres haben sich die Aktiven der Feuerwehren aus Alsmoos und Petersdorf zusammengetan (wir berichteten). Die Feuerwehrvereine existieren weiterhin nebeneinander. Klaßmüller sagt: „Im Grunde ist das für uns Neuland.“
In Steindorf sei die Entwicklung vor zwei Jahren angestoßen worden. Die Gemeinde hatte einen Feuerwehrbedarfsplan erstellen lassen. Daraus ergab sich, dass die Kommune die Anforderungen des Brandschutzes mit der jetzigen Struktur der Feuerwehren nicht erfüllen kann. Das kam nicht überraschend für die Feuerwehren. Michael Kreuzer, stellvertretender Kommandant in Hofhegnenberg, sagt, dass die einzelnen Gruppen schon seit vielen Jahren tagsüber nicht genug Einsatzkräfte stellen könnten. „Die meisten arbeiten außerhalb der Gemeinde.“Die Feuerwehr müsse in höchstens zehn Minuten nach Eingang der Meldung bei der alarmauslösenden Stelle am Einsatzort sein. Das sei nur mit ausreichender Stärke zu gewährleisten. Auch habe keine der Gruppen Atemschutzgeräteträger in ihren Reihen. Das sei aber nötig – auch in Steindorf – zum Beispiel bei Einsätzen im Gewerbegebiet. Das Aufgabenfeld sei verändert: weg von der Brandbekämpfung hin zur technischen Hilfeleistung. Die Feuerwehr werde heutzutage mehr gebraucht, um bei Unfällen Menschen aus Autos zu befreien, nach Unwettern Straßen freizuräumen oder auch Wohnungen zu öffnen. Dafür werde aber die entsprechende Ausrüstung benötigt.
Die neue Feuerwehr in Steindorf soll daher einen neuen Wagen bekommen: ein Löschgruppenfahrzeug 10 – kurz LF10. Die alten stammen teilweise aus den 1980er-Jahren und entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Es gibt aber ein Problem. „Das neue Fahrzeug passt gar nicht in die bestehenden Feuerwehrhäuser hinein“, sagt Klaßmüller. Auch deshalb soll ein gemeinsames für Steindorf, Hausen und Hofhegnenberg gebaut werden. Der Gemeinderat hat zugestimmt. Laut Bürgermeister Paul Wecker kostet das neue Feuerwehrhaus voraussichtlich knapp 800000 Euro und das Fahrzeug rund 400000 Euro. Die Gruppe in Eresried verfügt über ein moderneres Gebäude, in das ein LF10 passen würde, aber nur über einen Anhänger. Im Bedarfsplan sei vermerkt, dass auch Eresried ein modernes Fahrzeug benötigt. „Es gibt aber noch keinen Beschluss vom Gemeinderat“, so Klaßmüller. Grundsätzlich soll Eresried auch zur Gemeindefeuerwehr gehören. Die Löschgruppe bleibt aber eigenständig, weil sie auch im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck eingesetzt wird.
Am 24. Juli soll nun gewählt werden. Die zukünftige Gemeindefeuerwehr darf einen Kommandanten und zwei Stellvertreter haben. Wer die Ämter besetzen soll, damit wollen die Feuerwehren noch nicht herausrücken. Es sei aber intern darüber beratschlagt worden. „Wichtig ist, dass wir miteinander funktionieren. Es muss dafür eine Infrastruktur aufgebaut werden“, sagt Kreuzer. Beispielsweise müssten die künftigen Atemschutzträger ausgebildet und die neuen Geräte eingerichtet und gewartet werden. Viel von ihrem alten Equipment brauchen die Gruppen nicht in das neue Feuerwehrhaus mitzunehmen. „Die Pumpe, Besen und ein paar Schläuche“, sagt Kreuzer und schmunzelt.
Die Modernisierung werde von den Mitgliedern getragen. „Wir haben eine Abstimmung gemacht, 90 Prozent waren dafür“, so Kreuzer. Die Feuerwehrleute sehen auch eine Chance, ihre Attraktivität zu steigern und neue Mitglieder zu gewinnen.
Sie schätzen, zukünftig eine Gruppe von rund 40 Einsatzkräften stellen zu können. Durch den Zusammenschluss seien auch genügend Mitglieder in einer Löschgruppe, um tagsüber einsatzbereit zu sein. Das neue Feuerwehrhaus soll zwischen Steindorf und Hofhegnenberg gebaut werden. Klaßmüller sagt: „Der Feuerwehrbedarfsplan hat ergeben, dass das der ideale Standort wäre und die Gemeinde kümmert sich um das Grundstück.“Das Ziel der Mitglieder ist, dass das Haus 2021 steht. Das neue Fahrzeug soll parallel dazu angeschafft werden. Die Gemeinde müsse mit einem Planungsbüro zusammenarbeiten, da eine europaweite Ausschreibung nötig sei.