Was eine Bäuerin ins Zuchthaus brachte
Frauenforum Aichach-Friedberg veranstaltet Lesung über „vergessene Frauen“
Aichach-Friedberg Die jungen französischen Kriegsgefangenen waren während des Zweiten Weltkriegs für die verwitwete Bäuerin Maria Etzer eine wichtige Stütze auf ihrem kleinen Hof im Salzburger Innergebirg. Es war harte Arbeit, die sowohl die Kriegsgefangenen als auch die Leute vom Hof verrichten mussten. Die Bäuerin ließ daher die Franzosen gleichberechtigt mit am Tisch essen.
Als fromme Christin erlaubte sie auch ihre Teilnahme am Gottesdienst an katholischen Feiertagen. Dieses „Selbstverständliche“gefiel jedoch nicht jedem. Maria Etzer wurde im Alter von 50 Jahren anonym denunziert und wegen angeblich „verbotenem Verkehr mit Fremdvölkischen“zu drei Jahren Zuchthaus in der Frauenstrafanstalt Aichach verurteilt.
Im Rahmen der vom Frauenforum Aichach-Friedberg angestoßenen Aufarbeitung der Frauenschicksale in der Strafanstalt Aichach während der NS-Zeit liest die Sozialforscherin Maria Prieler-Woldan aus ihrem gründlich recherchierten Buch über die Salzburger Bäuerin und ihrem verbotenen Einsatz für Fremde im Nationalsozialismus.
Das Leben von Maria Etzer steht beispielhaft für eine vergessene Opfergruppe, deren Leben auch nach dem Krieg nie mehr dasselbe war. Denn diese Frauen waren in der Regel gesellschaftlicher Ächtung ausgesetzt und eine offizielle Anerkennung der häufig auf Denunziation beruhenden Verurteilung oder gar eine finanzielle Kompensation wurde ihnen meist nicht zuteil. Derartige Schicksale haben bis in die heutige Enkelgeneration Auswirkungen, findet das Frauenforum. Andere Opfergruppen waren die Jüdinnen, die Sinti und Roma, die politischen Häftlinge, die sogenannten Asozialen und Berufsverbrecherinnen sowie die zwangssterilisierten Frauen. An all diese Vergessenen möchte das Frauenforum mit einem Gedenkort in Aichach erinnern (wir berichteten bereits).
Die Veranstaltung findet am Freitag, 18. Oktober, um 20 Uhr im Evangelischen Pfarrzentrum Aichach statt.