Der Vampir der Meere ist in Gefahr
Die Riffmantas sind vom Aussterben bedroht. Der größte Feind des Planktonfressers lebt nicht im Wasser
Augsburg Geheimnisvoll ist das Leben der Riffmantas. Viele Schauermärchen kursieren seit Jahrhunderten um die Tiere, deren Flossen an einen Vampir erinnern. Dabei ist längst bekannt: Für den Menschen sind Riffmantas gänzlich ungefährlich. Denn einen giftigen Stachel besitzen die Fische nicht. Es ist eher so, dass der Homo sapiens dem Mobula alfredi in absehbarer Zeit den Garaus machen könnte. Dafür gibt es viele Anzeichen.
Mit den blutsaugenden Nachtgestalten aus den Legenden haben die Riffmantas jedenfalls nichts zu tun. Sie sind sogar sehr intelligente Fische. Das haben Forscher herausgefunden. Das Gehirn eines Mantas ist etwa so groß wie eine Apfelsine. Zum Vergleich: Walhaie können bis zu zehnmal so groß werden wie Mantas, ihre Gehirne sind dagegen zwei Drittel kleiner. Und sozial engagiert sind die Riffmantas auch. Die Tiere treffen sich immer wieder an Futterplätzen und sogenannten Putzstationen, wo sie sich stundenlang von anderen kleineren Fischen die Parasiten von der Haut knabbern lassen. Dabei bauen die Riffmantas
offenbar langfristige soziale Kontakte, also Freundschaften, untereinander auf. Die Mantas kommunizieren sogar mittels Geräuschen miteinander, die sie mit ihren Flossen erzeugen. Etwa indem sie Strömungen brechen oder auf das Wasser schlagen. Es gibt übrigens auch einen rosa Riffmanta. Der lebt im Great Barrier Reef vor Australien. Seine Entdecker nannten ihn „Inspector Clouseau“, nach dem Detektiv aus „Der rosarote Panther“. Viel mehr ist den Wissenschaftlern nicht bekannt über die Rochenart aus der Familie der Teufelsrochen.
Etwa wie viele Riffmantas es weltweit gibt, liegt im Dunkeln. Nur so viel ist sicher: Es werden immer weniger.
Der Tourismus macht den Tieren zunehmend zu schaffen, warnen Forscher. Immer mehr Boote und Taucher in der Nähe ihrer Futterplätze und Putzstationen stören die Mantas. Auch das Plastik in den Meeren ist Gift für die Tiere, lautet die alarmierende Botschaft der Wissenschaftler. Über das Plankton, das Riffmantas fressen, landen stündlich bis zu 60 Plastikpartikel im Magen der Fische. Der Kunststoff blockiert die Nährstoffaufnahme, beschädigt den Verdauungstrakt und sammelt sich im Gewebe an. Dort hat er Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und den Stoffwechsel der Tiere, beeinflusst ihr Wachstum und ihre Fortpflanzung. Der Riffmanta wird deshalb seit 2013 auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet eingestuft. Das bedeutet, es besteht ein hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft.