Fünf besondere Begegnungen unterwegs
Gudmundur Was ich nie vergessen werde: Gudmundurs von Lebensfreude erfülltes Lachen. Wir haben uns über Couchsurfing im April 2018 kennengelernt und nur so habe ich einen Ort besucht, in dem ich niemals gelandet wäre: das gemütliche Ólafsfjördur im Norden Islands, dort wo der Polarkreis beginnt. Als sich die Decke im Gästezimmer plötzlich grün verfärbt hat, kam Gudmundur schon gerannt. Los geht’s! Kamera raus, Polarlichter! In der zweiten Nacht bei Gudmundur haben ich zum ersten Mal Polarlichter gesehen. Unvergesslich. Gudmundur ist wie immer relaxt: kein Corona in seinem 800-Einwohner-Dorf, schreibt er.
Gilberto Fast wäre der Mexikaner Gilberto der erste Mensch meines Lebens geworden, den ich auf drei Kontinenten getroffen hätte. In San Cristóbal, Mexiko, haben wir uns kennengelernt im September 2018; in Bratislava – rund 10 000 Kilometer entfernt – zufällig wiedergetroffen. Gilberto war auf einem Europa-Trip, ich auf den Weg Richtung Osten. Gilberto lebt im chinesischen Shenzhen. Nur das Coronavirus konnte unser Wiedersehen verhindern. Er ist erschöpft von den Corona-Maßnahmen. Ihm wird immer noch regelmäßig die Temperatur in seinem chinesischen Wohnblock gemessen. Nur langsam kehrt die Normalität zurück.
Duygu Eine Familienfeier zur Begrüßung, türkische Speisen und das mit einem Meerpanorama vom Balkon: Duygu und ihre Familie haben mir in zwei Nächten am Strand von Inkumu die Türkei erklärt. Mit Couchsurferin Duygu habe ich zum ersten Mal „kasik“gespielt: Klanglöffel, die wie Kastagnetten den Bauchtanz rhythmisch begleiten. Sie hat mir den türkischen Kasper im Karagöztheater gezeigt, wir haben Strände und Dörfer am Schwarzen Meer besucht. Derzeit sind Duygu und ihre Familie gefangen im Paradies: Auch in der Türkei herrschen jetzt Ausgangssperren ganz ähnlich wie in Deutschland.
Shamim Wird man faul, stürzt das Dach ein. Das ist eine der vielen Weisheiten, die ich von Shamim gelernt habe. Wir haben uns in Teheran kennengelernt und gemeinsam Museen besucht. Beeindruckender war unser zweites Treffen: Shamim (rechts auf dem Bild) renoviert gerade das alte Lehmhaus ihrer Urgroßeltern im Dorf Chenar, das im Zentrum des Irans liegt. Sie kratzt die alten Lehmschichten ab und erneuert das in die Jahre gekommene Haus, in dem das Gästezimmer größer ist, als das Wohnzimmer der Besitzer. Weil das Virus seit Februar auch im Iran um sich greift, ist Shamims Familie mit ihr inzwischen raus aufs Land gezogen.
Amy Amys Stärke ist beeindruckend. Allein ist die Chinesin von Armenien in den Iran getrampt und dann war an der Grenze plötzlich der Fahrer weg. Kein Problem, fährt sie eben mit mir. Amy und ich sind erst zusammen nach Täbris, dann weiter nach Teheran gereist, bevor wir uns schließlich in China wiedergesehen haben. Sie zeigt mir ihre Heimatstadt Zigong mit dem Lichterfestival. Drei Tage der Normalität in China enden abrupt. „Trag deine Gesichtsmaske!“, sagt mir Amy am 21. Januar bei meiner Abreise streng. Nach mehr als 50 Tagen kehrt langsam der Alltag zurück nach Zigong, schreibt sie im April.