In Friedberg dürfen Väter bei Geburt anwesend sein
Im Krankenhaus Friedberg sind in diesem Jahr bereits 250 Babys zur Welt gekommen. Die Geburtshilfe läuft laut Klinikchef Mayer gut: Frauen vertrauen dem Haus wieder. Wie sind die Schutzmaßnahmen für Mutter und Kind?
Anders als in anderen Kliniken dürfen Väter in Friedberg bei der Geburt dabei sein – unter Vorsichtsmaßnahmen.
Aichach-Friedberg Einige Kliniken sperren Väter wegen der Infektionsgefahr bei Geburten aus. Im Krankenhaus Friedberg dürfen sie bzw. eine andere Bezugsperson weiterhin im Kreißsaal dabei sein – natürlich unter Einhaltung aller vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen, wie Dr. Hubert Mayer, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, und Dr. Siegbert Mersdorf, Chefarzt der Gynäkologie, betonen. Auch eine tägliche Besuchszeit von einer Stunde ist erlaubt – allerdings nur für die Bezugsperson. Geschwisterkinder, Omas und Opas dürften nicht ins Krankenhaus, auch wenn das für viele hart sei, heißt es seitens der Verantwortlichen.
250 Babys kamen dieses Jahr in Friedberg auf die Welt, davon etwa 90, seit wegen Covid-19 verschärfte Regeln gelten. Laut Mersdorf lässt sich kein Trend erkennen, dass Eltern sich wegen der momentanen Situation für eine Kinderklinik mit höherer Versorgungsstufe entscheiden. Einen Corona-Fall bei einer werdenden Mutter hatte die Klinik bislang noch nicht, wäre aber auch dafür gerüstet, wie Mayer betont. Um die Mütter, Kinder, Angehörigen sowie das Personal zu schützen, gelten zurzeit besondere Regeln. Man halte sich strikt an die Standards des Robert-Koch-Instituts und des Freistaats, stehe in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt Aichach-Friedberg, so Mayer. „Alles andere wäre fahrlässig.“Schutzkleidung und Masken seien Standard.
Wie Mersdorf erläutert, müssen die Frauen bei der Vorstellung einen Mundschutz tragen. „Bei der Geburt geht das natürlich nicht.“Sie füllen einen Fragebogen aus, werden jedoch nicht getestet, wenn sie
Siegbert Mersdorf
ins Krankenhaus kommen. Anders sieht es aus, wenn eine Frau CoronaSymptome zeigen würde. Frauen mit Verdacht auf Corona müssten in einem Einzelzimmer isoliert untergebracht werden, das würde selbstverständlich auch gelten, wenn ein Test positiv abläuft.
Wie Hubert Mayer versichert, können die Frauen jedoch auf jeden Fall ihr Kind in Friedberg zur Welt bringen, auch wenn die Kliniken an der Paar sich prinzipiell entschieden haben, Corona-Patienten in Aichach zu behandeln. „Wir sind auch in
Friedberg in der Lage, Covid19-Patienten zu behandeln“, betont Mayer.
Mayer ist seit Anfang April Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, zuvor war der Chirurg Ärztlicher Direktor am Josefinum in Augsburg, einem Fachkrankenhaus für Gynäkologie, Kinder und Jugendliche. Wie sieht er die Situation der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Friedberg? Diese hat schwere Zeiten hinter sich, wechselte von einem reinen Belegarztsystem zu einer Hauptabteilung, war einige Zeit ganz geschlossen.
Vor einem Jahr übernahm der Friedberger Dr. Siegbert Mersdorf den Chefarztposten – zu einem Zeitpunkt, als er in Rente gehen wollte. Sein Vertrag läuft bis Mai 2021. Die anderen Ärzte waren zuletzt in Leiharbeit tätig. Das Überleben der Station sichert ein Zuschussprogramm des Freistaats. In Aichach musste die Geburtshilfe ganz schließen, hier ist momentan ein Geburtshaus im Gespräch (wir berichteten). Hubert Mayer betont: „Die Geburtshilfe in Friedberg läuft gut. Es spricht alles dafür, dass die Frauen dem Haus wieder vertrauen.“Ihm sei klar, dass „das momentane Konstrukt nicht die Lösung für alle Ewigkeit“sein könne. Detaillierter könne er sich im Moment nicht zu dieser Thematik äußern.
Mayer übernahm im April die Position als Nachfolger von Dr. Krzysztof Kazmierczak, von dem sich der Landkreis als Träger der Kliniken Ende August getrennt hatte, in schwierigen Zeiten. Das Defizit lag 2010 bei 9,5 Millionen Euro und muss dringend gesenkt werden. Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte Mayer jedoch bereits kürzlich klargemacht: „Im Fokus steht die Pandemie. Jetzt geht es nicht ums Geld.“