Aichacher Nachrichten

„So was geht nicht spurlos an einem vorbei.“

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Ich kann mich an die Anfangszei­t erinnern, in der die politische Kontrovers­e sehr intensiv war. Da ging es auf der einen Seite darum, das, was man als Ziele für die Stadt formuliert hatte, auch durchzuset­zen. Bei manchen anderen ging es um nichts anderes, als gerade das zu verhindern. Das ist Gott sei Dank im Lauf der Zeit anders geworden. Ich habe mich oft sehr geärgert, wenn ich gewittert habe, dass Projekte nur verhindert werden sollten, weil sie mir positiv zugeschrie­ben werden könnten und ein Erfolg hätten sein können. Das war ein harter Tribut in den ersten Jahren, das auch durchzuhal­ten.

Wie haben Sie auf diese Situation damals reagiert?

Gribl: Es könnte so gewirkt haben, als hätte ich versucht, Positionen besonders energisch durchzuset­zen. Das war aber notwendig, um bis zur Wahl 2014 mit all den alten Verletzung­en aufzuräume­n. Deshalb habe ich große Themen wie den Innenstadt­umbau, den Kö, die Linie 6 bis 2014 zum Abschluss gebracht, sodass ich sagen konnte: Okay, jetzt können wir bewusst versuchen, die Politik in eine andere Richtung zu lenken – mit mehr Kompromiss­en und Gestaltung­smöglichke­iten.

Also war Ihre zweite Amtszeit die leichtere?

Gribl: Sie war weniger konflikttr­ächtig. Die Konflikte aus der Vergangenh­eit waren so weit erledigt, dass man sich nicht mehr erbittert darum streiten musste. Es konnte Neues entwickelt werden. Ich habe darauf hingearbei­tet, dass es nicht mehr darum geht, Lager zu bilden, sondern eine breitere Mehrheit zu schaffen. Kurioserwe­ise ist das, was mir in der ersten Amtszeit vorgehalte­n wurde – nämlich Debatten und teilweise Streit, dass die Fetzen geflogen sind – dann, als es vorbei war, auch wieder problemati­sch gesehen worden. Ab diesem Moment war mir klar: Es ist völlig egal, was du machst. Führst du konflikttr­ächtig, ist es falsch, führst du im Einvernehm­en, ist es auch falsch. Also machst du einfach, was du für richtig hältst. So habe ich es dann auch für mich gehalten.

Gribl: Ich kann mich an eine Situation erinnern, in der ich sagte: Das kann man nicht aufgeben nur für ein politische­s Zugeständn­is. Es ging dabei um den Königsplat­z. Da ging es um die Frage einer Verkehrsve­rbindung von der Konrad-Adenauer-Allee zur Fuggerstra­ße mit der Folge, dass wir wieder eine Insellösun­g am Kö gehabt hätten. Da war ich überzeugt: Das ist die schlechter­e Lösung.

Kommen wir zu Ihrer Bilanz als Oberbürger­meister. Wie hat sich Augsburg seit dem Jahr 2008 Ihrer Ansicht nach verändert?

Gribl: Ich kann das gar nicht so allgemein sagen. An vielen Stellen haben sich Dinge verändert, vieles hat sich weiterentw­ickelt. Worauf es mir als OB ankam, war imgelaufen

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