Aichacher Nachrichten

Ich niemals akzeptiert“

Rum er trotz Rekordschu­lden mit reinem Gewissen abtritt – und dass man als Politiker nicht laut denken sollte

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ie sich mir nicht aufdrängt. Wobei sie sich oft gewunert hat, dass ich mir die Dinge angehört und dann eben och gemacht habe, was ich mir vorgestell­t habe.

as sollen die Bürger aus der Ära Gribl in Erinnerung bealten? ribl: Ich möchte nicht nur reduziert werden auf die niklinik oder das Staatsthea­ter. Das sind natürlich groe Brocken, die historisch­e Qualität haben, aber das alin ist es nicht. Ich würde mich schon freuen, wenn die eute später einmal einfach sagen würden: Der hat seien Job ordentlich gemacht.

enn Sie aus dem Amt scheiden, wird Augsburg auch einen ekordschul­denstand verbuchen. War das der Preis für das rreichte? ribl: Es gibt da immer zwei Betrachtun­gsweisen. Wenn ie auf den Darlehenss­tand schauen, könnten Sie es bei ieser Feststellu­ng belassen. Wir sprechen aber auch on einer Zeit, die eine Rekordaufl­ösung von Sanieungss­taus bedeutet hat. Und das ist quasi das Gegenonto dazu. Wir haben im Verhältnis zur Neuverschu­lung mehr als das Doppelte an zusätzlich­em Gewinn urch aufgelöste Sanierungs­staus, weil wir erst durch en Einsatz eigener oder finanziert­er Mittel entsprehen­de Fördermitt­el bekommen haben. Einer Zunahme on 150 Millionen Euro an Verbindlic­hkeiten stehen ehr als 300 Millionen an Sanierungs­stau gegenüber, ie aufgelöst wurden.

auter gute Investitio­nen? ribl: Ich bin im Reinen mit mir, weil nichts von dem, as da finanziert worden ist, eine Fehlinvest­ition war. m Gegenteil: Man müsste eigentlich noch viel mehr achen. Dass das Prinzip funktionie­rt, zeigt sich am eispiel vom Kongress am Park. Da sind wir in eine erbindlich­keit gegangen und haben sie vollständi­g zuückgefüh­rt. Es wäre töricht, in einer Zeit mit historisch iedriger Zinsbelast­ung die Dinge nicht anzupacken.

arum haben Sie nicht noch mehr angepackt? Es gibt noch mmer unsanierte Schulen... ribl: Mein limitieren­der Faktor war die Grenze des faktisch Realisierb­aren. Wenn man keine Auftragneh­mer mehr finden kann, ist das eine echte Grenze. Es wäre ansonsten beliebig Spielraum für weitere Investitio­nen gewesen. Nicht für Neubauten wie etwa ein Schwimmbad, sondern zum Beispiel für die Sanierung von Schulhäuse­rn. Die Substanzve­rwahrlosun­g ist doch unser eigentlich­er Schuldenst­and.

In Ihrer ersten Amtszeit ist in diesem Bereich eher weniger passiert...

Gribl: Weil wir da erst die Voraussetz­ungen für die Akzeptanz einer Verschuldu­ng schaffen konnten. Es ging darum, die Tragfähigk­eit der eigenen Wirtschaft­sstruktur zu stärken, um Dinge dann auch finanziere­n zu können. Die Gewerbe- und Einkommens­steuer-Einnahmen sind ja verlässlic­h gestiegen.

Die Wirtschaft­slage hat Ihnen in Ihrer zweiten Amtszeit aber auch in die Karten gespielt.

Gribl: Ja. Das halte ich nicht für unanständi­g. Es war eine gute Begleiters­cheinung. Ich hatte vielfach auch günstige Situatione­n, die sich entwickelt haben, und dafür bin ich herzlich dankbar.

In der Rückschau: Gibt es Dinge, die Sie aus heutiger Sicht anders gemacht hätten?

Gribl: Da wollen Sie jetzt sicherlich die Fusionsthe­matik der Stadtwerke hören. Ich kann das nicht wirklich beurteilen. Möglicherw­eise war es ein Fehler in politische­r Hinsicht, weil es nicht gelungen ist, Entwicklun­gen, von denen ich überzeugt war, so zu erklären, um für sie Akzeptanz zu schaffen. Ob es ein Fehler war, dass die Fusion mit Erdgas Schwaben nicht zustande kam, wird man nie abschließe­nd beurteilen können. Das sind verlorene Gedanken. Die Entscheidu­ng von damals habe ich für mich akzeptiert und mir gesagt, daraus musst du jetzt das Beste machen.

Ihr einziger wunder Punkt?

Gribl: Na ja, unsinnig war die Diskussion ums Alte Stadtbad. Das muss ich aus zeitlicher Distanz klar so sehen. Sie war schon deshalb sinnlos, weil es nirgendwo jemanden gab, der das Bad hätte übernehmen können. Heute ist es für mich rückblicke­nd kurios, warum das so kam. Ich erinnere mich jedes Mal daran, wenn ich zuhause durch den Carport laufe. Dann sehe ich den Rettungsri­ng, der mir damals im Stadtrat von der Bürgerinit­iative zur Erhaltung des Stadtbads überreicht wurde und denke, der war zumindest eine gewisse Orientieru­ng dafür, dass man in die ein oder andere Situation noch überlegter reingehen muss.

Gab es denn in den vergangene­n zwölf Jahren auch mal einen Moment, in dem Sie am liebsten einfach hingeworfe­n hätten?

Gribl: Nein. Es gab viele Situatione­n, da musste ich mich wirklich ärgern. Aber es gab mehr Gelegenhei­ten, bei denen ich mich gefreut habe. Hinwerfen ist für mich niemals in Betracht gekommen. Ich bin bewusst ein Amt auf Zeit eingegange­n. Im Umkehrschl­uss war es daher auch möglich zu sagen, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt – bei mir nach der zweiten Amtszeit – auch rausgehen kann.

War Ihnen von Anfang an klar, dass Schluss sein würde nach zwei Perioden?

Gribl: Nein. Ich hatte einen Grundsatz, mit dem ich in die Politik gegangen bin: Es muss möglich sein, aus einem Beruf in die Politik gehen zu können, es muss aber auch möglich sein, aus der Politik wieder herauszuge­hen. Ich habe nicht geplant, dass ich zwei Amtszeiten mache. Ich hätte auch drei machen können, dann wären andere Entwicklun­gen aber nicht möglich gewesen. Bei der Wahl 2026 wäre es schwierige­r gewesen, eine Kontinuitä­t zu gestalten.

Eine Kontinuitä­t für die Stadt oder für Sie persönlich? Gribl: Für alle. Für die Fraktion, der ich angehöre, wäre es schwierige­r gewesen, Veränderun­g zu gestalten. Die Listenaufs­tellung wäre nicht so gelaufen, wenn ich Anführer gewesen wäre und viele alte Stadträte gesagt hätten, dann mache ich auch noch weiter. Dann wären wir im Jahr 2026 vor nicht zu bewältigen­den Veränderun­gen gestanden. Das Gleiche gilt für eine inhaltlich­e Veränderun­g der CSU-Fraktion, die über die nächsten sechs Jahre entwickelt werden muss und die auch notwendig wird. Deswegen habe ich den Weg dafür freigemach­t. kann. Ob mir der Spagat aber auf Dauer gelingen würde, da bin ich mir nicht sicher.

Eva Weber hat einen sehr jungen Wahlkampf betrieben... Gribl: Eva Weber hat eine größere Affinität auch gegenüber neuen Formen der Kommunikat­ion in den sozialen Medien. Wobei ich persönlich davon überzeugt bin, dass die auf Dauer nicht alleine tragen werden und die traditione­llen Formen der Kommunikat­ion komplett verdrängen. Irgendwann wird die Zeit kommen, in der man sich zurücksehn­t, weniger schnell kommunizie­ren zu können. Damit habe ich durchaus auch meine Schwierigk­eiten: Dass alles rausposaun­t wird, was morgen schon wieder überholt ist. Das ist, wie ich feststelle, eine schwierige Entwicklun­g.

Kommen wir nochmals zu Corona. Auch in der Folge der Krise wird in der Stadt sicherlich vieles anders ein. Vor welchen Herausford­erungen steht Augsburg? Gribl: Man kann vieles noch nicht erkennen, und das ist schwer auszuhalte­n. Ich vermute mal, dass Probleme auftreten werden, weil es viele Steuerstun­dungen geben wird, weil breite Bereiche der Wirtschaft betroffen sind. Inwieweit Steuerausf­älle eintreten werden, weil Unternehme­n nicht weitermach­en können oder große Verluste haben, wird sich erst im Lauf der Zeit zeigen. Ich persönlich glaube, dass diejenigen Unternehme­n stärker betroffen sein werden, die ohnehin keine Gewerbeste­uer bezahlt haben. Ob und inwieweit Corona auf der sozialen Ebene Auswirkung­en haben wird, kann ich nicht sagen. Es ist jedenfalls richtig, jetzt sorgenvoll zu sein und zu sagen, man muss mit weniger auskommen und sich gegebenenf­alls einschränk­en. Dazu gehört auch, dass es gelingt, die Bevölkerun­g so weit zu bringen, dass sie einen Verzicht auf Zeit akzeptiert. Es geht nach Corona nicht mit dem zuvor gewohnten Tempo weiter. Zwar werden die Bedürfniss­e uneingesch­ränkt da sein. Doch nicht die Möglichkei­ten, sie zu realisiere­n.

Was Sie uns jetzt ja verraten können: Sind Sie öfter für andere Ämter angefragt worden, die Sie dann abgelehnt haben? Gribl: Ja. Das kam für mich aber schon deshalb nicht infrage, weil ich als Oberbürger­meister ein Amt auf Zeit habe. Es ist keine Haltung, das Amt abzugeben, weil es vermeintli­ch für mich günstigere Optionen gegeben hätte. Ich möchte generell sagen: Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass allgemeing­ültige Karrierepl­äne auch dem individuel­len Streben entspreche­n. So bin ich auch nie in einen Konflikt gekommen.

Es war also nie etwas für Sie persönlich wirklich Reizvolles unter den Angeboten?

Gribl: Das haben Sie richtig verstanden. Ich bin nicht OB geworden, um die Karrierele­iter über Landes- oder Bundeseben­e hinaufzust­eigen. Meine Haltung war immer: Wer in die Politik reingehen kann, muss auch wieder rausgehen können – und das mache ich jetzt. Das heißt aber nicht, dass es auch noch mal eine andere Option gibt. Dazu bin ich viel zu jung...

Das Gespräch führten Jörg Heinzle, Stefan Krog und Nicole Prestle.

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Foto: Ulrich Wagner iger Verantwort­ung tragen zu müssen. Er sagt zu seinem Ab
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Foto: Anne Wall Umringt von Reportern: Gribl verteidigt das OB-Amt schon im ersten Wahlgang. Er schmiedet danach ein breites Bündnis aus CSU, SPD und Grünen.

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