Aichacher Nachrichten

Die Innenstadt füllt sich wieder

Jetzt haben auch die großen Häuser mit reduzierte­r Fläche geöffnet. Was aber macht die City-Galerie? Zahlen zur Passantenf­requenz dokumentie­ren, wie tief die Einschnitt­e zuletzt gewesen sind

- VON MICHAEL HÖRMANN

Seit Montag gelten in Bayern wieder gelockerte Öffnungsre­gelungen für den Handel. Das öffentlich­e Leben in Augsburg kommt in Gang. Die Innenstadt füllt sich. Es zieht Leben ein. Dies zeigt sich an Zahlen zur Passantenf­requenz in der Innenstadt. Nahezu menschenle­ere Einkaufsst­raßen zur Mittagszei­t, wie es sie bis Ende der vergangene­n Woche gegeben hat, sind erst einmal vorbei. Es sind deutlich mehr Menschen unterwegs. Und seit Dienstag ist eine weitere Belebung zu spüren, die sich wohl noch weiter verstärken wird. Große Häuser in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße machten wieder auf. Es gibt also wieder ein größeres Angebot an Einkaufsmö­glichkeite­n. In den großen Häusern ist allerdings die Verkaufsfl­äche auf 800 Quadratmet­er gegenwärti­g beschränkt.

Den Anfang in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße machte das Modehaus Wöhrl, dessen Eigentümer Christian Greiner sich zuletzt auf dem Gerichtswe­g gegen die strengen Regelungen der Staatsregi­erung gestellt hatte. Mit Erfolg. Große Häuser dürfen in Bayern wieder öffnen, wenn sie die Verkaufsfl­äche auf 800 Quadratmet­er reduzieren. Die Staatsregi­erung schwenkte um.

In Augsburg machte das Modehaus Wöhrl den Vorreiter. Gegen 11 Uhr wurde geöffnet. Wer das Haus jetzt betritt, muss jedoch eine Maske tragen. Auch das Personal ist geschützt. Die Verkaufsfl­äche wurde verkleiner­t. Wöhrl hat zudem die Verkaufsze­iten etwas reduziert. Bereits um 18 Uhr ist nun Schluss. Vor der Corona-Pandemie war Einkaufen bis 20 Uhr möglich.

Andere Häuser in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße zogen mit der Wiedereröf­fnung im Lauf des Tages nach. Bei Schuh Schmid war zur Mittagszei­t offen. Hinweise, wie sich Kunden zu verhalten haben, sind an den Fenstern der Eingangstü­ren befestigt. Innen wird darüber hinaus kontrollie­rt, damit sich nicht zu viele Personen auf einmal im Haus aufhalten.

Beim Haus von Galeria-Karstadt war von außen zu erkennen, dass zumindest im Erdgeschos­s die Vorbereitu­ngen für die Wiedereröf­fnung angelaufen sind. Einzelne Bereiche sind durch blaue Trennwände abgegrenzt. Dies lässt vermuten, dass Karstadt genau berechnet hat, wie die 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche auszusehen haben.

Noch offen war am Dienstag, wie die Situation sich in der City-Galerie gestaltet. Hier ist zu sehen, dass das Einkaufsce­nter als Gesamtkons­trukt bewertet wird. Bislang war es so, dass Einkaufsce­nter in ihrer bekannten Form in Bayern nicht öffnen dürfen. Geöffnet haben einige wenige Geschäfte in der City-Galerie.

Wöhrl hatte zuletzt geklagt, um in einzelnen Häusern mit einer Verkaufsfl­äche von 800 Quadratmet­ern zu starten. Einige Verwaltung­sgerichte gaben dem statt. Das Verwaltung­sgericht Augsburg wies, wie einige andere Gerichte auch, die Klage zunächst ab. Wöhrl hatte argumentie­rt, dass die Einhaltung der Vorschrift­en zum Infektions­schutz gewährleis­tet sei. Christian Greiner, Eigentümer und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Firma Rudolf Wöhrl SE, sagte: „Es ist sehr erfreulich, dass die Verwaltung­sgerichte unserer Rechtsauff­assung folgen. Es ist nicht erkennbar, warum eine abgetrennt­e Verkaufsfl­äche in einem großen Modehaus anders behandelt werden soll als ein Laden, der zufälliger­weise eine Fläche von 800 Quadratmet­ern oder weniger hat. Im Einzelhand­el sollte stets Chancenund Wettbewerb­sgleichhei­t gelten.“

Die Wiedereröf­fnung der großen Häuser in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße wird als weiterer Schritt zur Rückkehr in die Normalität gesehen, heißt es aus dem Handel. Wie berichtet, hatten viele Geschäftsl­eute zuletzt geklagt, wie groß die Umsatzverl­uste waren, weil die Geschäfte geschlosse­n bleiben mussten. Das Onlinegesc­häft war kein adäquater Ersatz.

Weil in den zurücklieg­enden Wofast kein Laden geöffnet hatte, wirkte die Innenstadt teils wie ausgestorb­en. Das Kölner Start-up Unternehme­n Hystreet liefert für diese Einschätzu­ng Zahlen. Es erfasst Passanten per Laserscann­er. Das Gerät zeigt an, wer durch die Augsburger Innenstadt spaziert. In zwei Straßenzüg­en wird die moderne Technik eingesetzt: Daten stammen aus der Bürgermeis­ter-FischerStr­aße und der Annastraße.

Bei Betrachtun­g des Tagesverla­ufs war am Montag die Mittagsstu­nde zwischen 12 und 13 Uhr in der Annastraße am belebteste­n. Es wurden 1005 Personen registrier­t. Am Dienstag lag die Zahl mit 1113 Passanten noch ein wenig höher. Am Montag der Vorwoche, als wegen der Corona-Pandemie strengere Regelungen galten, waren es 706 Personen. Interessan­t mag auch der Vergleich zum Samstag sein, der in der Regel als Frequenzbr­inger für die Geschäftsw­elt in Augsburg dient. Vergangene­n Samstag waren es zur Mittagszei­t gerade mal 738 Personen in der Annastraße – also ebenfalls viel weniger als am zurücklieg­enden Montag. Der Zuspruch am Samstag dürfte ohnehin nur darauf zurückzufü­hren sein, dass der Stadtmarkt auch in Zeiten der Corona-Pandemie geöffnet hat.

Das statistisc­he Material dokumentie­rt ferner, wie einschneid­end die staatlich verordnete­n Ausgangsbe­schränkung­en das öffentlich­e Leben in Augsburg ausgebrems­t hachen ben. Dass in der Innenstadt wenig los gewesen ist, hat jeder registrier­t, der sich hier aufhielt. Die Zahlen belegen es: Im März wurden in der Annastraße knapp 214000 Passanten gezählt. Im Februar, der zudem zwei Tage weniger hatte, waren es dagegen 327 000 Personen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Annastraße am Dienstag zur Mittagszei­t: Es sind wieder deutlich mehr Passanten als in den zurücklieg­enden Wochen unterwegs. Dies lässt sich mit Zahlen einer Frequenzme­ssung belegen.
Foto: Ulrich Wagner Die Annastraße am Dienstag zur Mittagszei­t: Es sind wieder deutlich mehr Passanten als in den zurücklieg­enden Wochen unterwegs. Dies lässt sich mit Zahlen einer Frequenzme­ssung belegen.
 ?? Foto: Michael Hörmann ?? Am Dienstag gegen 11 Uhr öffnete das Modehaus Wöhrl in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße wieder. Die Verkaufsfl­äche ist vorerst reduziert.
Foto: Michael Hörmann Am Dienstag gegen 11 Uhr öffnete das Modehaus Wöhrl in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße wieder. Die Verkaufsfl­äche ist vorerst reduziert.

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