AVV-Vergabe: Existenz von Mittelständlern ist zerstört
Zum Artikel „AVV: Zwei Busunternehmer bekommen Zuschlag“vom 18. April: Das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung hat nun das zu befürchtende Ergebnis gebracht: Den mittelständigen Busunternehmen im Altlandkreis wurde die Existenzgrundlage zerstört. Eine große Mehrheit des Kreistages ist dem Wunsch der AVVGeschäftsführung gefolgt und hat diese Form der Linienvergabe gewählt. Was wurde nicht alles versprochen: „Mehr Professionalität, besserer Service, 50 Prozent mehr Fahrgäste und vor allem Kosteneinsparung.“Im eigenen Zuständigkeitsbereich hat die AVV-Geschäftsführung keinerlei Kostenbewusstsein an den Tag gelegt – im Gegenteil, die Ausgaben für Verwaltung sind weit überproportional gestiegen. Es ist übrigens nicht der AVV, der den ÖPNV erfunden hat. Es waren die Väter oder Großväter dieser nun „enteigneten“Busunternehmer, die frühzeitig, ohne staatliche Unterstützung und auf eigenes Risiko den Personenverkehr organisiert haben.
Gesamtwirtschaftlich betrachtet wird der wirtschaftliche Schaden für den Landkreis erheblich höher sein als die vermutlich nicht sehr hohe Kosteneinsparung. Busfahrer werden eine neue Arbeitsstelle bekommen, die Frage ist zu welchen Bedingungen. In einigen Gemeinden werden Gewerbesteuerzahler wegfallen und eben die Unternehmen, die auch sonst einiges für die Allgemeinheit – z. B. Vereine – übrig hatten. Wen interessiert dies? Obwohl ich ein durchaus optimistischer Mensch bin, habe ich wenig Hoffnung, dass über dieses Desaster ernsthaft nachgedacht wird. Im Zuge der Corona-Krise wird es wieder viele politische Erklärungen geben, wie wichtig der Mittelstand sei, und dass es unbedingt notwendig ist, regionale Kreisläufe und Versorgung zu erhalten und zu unterstützen. Vielleicht sollten wir öfters mal daran denken: „Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“
Sepp Bichler, Sielenbach
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