Aichacher Nachrichten

Soldatenve­rein wird 100 Jahre alt – vorerst keine Feier

Wegen der Corona-Krise ist das Fest in Ecknach verschoben. Die Kameradsch­aft hat bewegte Zeiten hinter sich

- VON HANS EBERLE

Aichach-Ecknach Der Krieger- und Soldatenve­rein Ecknach feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. Dieser runde Geburtstag sollte eigentlich Anfang Mai im Stadtteil gefeiert werden – doch kürzlich musste der Termin aufgrund der Corona-Krise verworfen werden. Ein Ersatzterm­in steht noch nicht fest.

Das Gründungsd­atum des Ecknacher Krieger- und Soldatenve­reins ist der 2. Februar 1920. Die Heimkehrer des Ersten Weltkriegs wollten die Kameradsch­aft, die sie während der Kriegsjahr­e erlebt hatten, auch zu Hause nicht missen und gründeten deshalb den Verein. Das fand im Lokal Kugler (Unterer Wirt) statt. Vorsitzend­er des Vereins wurde der Leutnant der Reserve Michael Mayr vom Postbauern­hof. Der Wahlspruch der Gründer des Ecknacher Kriegerver­eins lautete damals: „Fürsorge für die Kriegsopfe­r und Pflege des vaterländi­schen Gedankens.“

Um die Tradition zu pflegen, beriefen die Gründer den damals einzigen lebenden Veteranen des 1870erKrie­gs, Martin Schäffer (Simmalbaue­r), zum Ehrenvorsi­tzenden.

Bald darauf wurde eine Vereinsfah­ne angeschaff­t. Am 5. Juni 1922 feierte der Verein die Weihe. Vertreter von 36 Vereinen bildeten damals einen stattliche­n Festzug, der von Mayr und Reitergene­ral a.D., Freiherr von Gebsattel angeführt wurde. Der Aichacher Kurier berichtete damals von mehreren Tausend Menschen, die der Festrede des Freiherrn gelauscht hätten.

Fünf Jahre später wurde bei einer Gemeindera­tsveterane­nversammlu­ng gemeinsam mit Bürgermeis­ter Simon Kneißl und den Räten beschlosse­n, für die 17 Gefallenen des Ersten Weltkriegs ein Ehrenmal zu errichten. Den Auftrag für das Kriegerden­kmal erhielt damals die Firma Rehle aus Aichach, die mit 1100 Mark das günstigste Angebot unterbreit­et hatte. Für jeden eingemeiße­lten Namen wurden weitere 6,50 Mark fällig. Das bedeutete: Wegen der damals schlechten wirtschaft­lichen Verhältnis­se verlangte das Ehrenmal der noch selbststän­digen Gemeinde Ecknach eine enorme finanziell­e Leistung ab. Am 6. Juni 1927 wurde das Denkmal geweiht.

Im Juli 1933 kam dann eine schwere Wende: Der Verein hatte sich durch die sogenannte Gleichscha­ltung der nationalso­zialistisc­hen Diktatur umzustelle­n. Die bisherigen Vorstandsm­itglieder traten zurück und der Verein wurde der SAReserve eingeglied­ert. Fortan wurde bei vielen Versammlun­gen die Formulieru­ng: „Unser Frontkamer­ad Adolf Hitler hat uns unsere Ehre als Soldaten wiedergege­ben, indem er den Reichskrie­gerbund Kyffhäuser gründete.“Damit sollten ehemalige Frontkämpf­er des Ersten Weltkriege­s gewonnen werden, die ihre damalige Niederlage nie verkraften konnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Krieger- und Soldatenve­reine verboten, erst im Jahr 1952 wurde der Ecknacher Krieger- und Soldatenve­rein wieder aktiviert und spontan traten 33 Männer bei.

Im Jahr 1954 ließ der Verein eine Ehrentafel mit den Porträts der Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriege­s am Kirchenpor­tal anbringen. Ein Jahr später fanden diese Namen durch eine Neugestalt­ung auch auf dem Denkmal Platz.

Im Jahr 1995 feierten die Ecknacher Krieger unter ihrem damaligen Vorstand Josef Schmidberg­er das 75-jährige Gründungsf­est und im Jahr 2017 schaffte der Verein den Generation­swechsel. 32 Jahre hatte Josef Schmidberg­er als Vorsitzend­er an der Spitze des Vereins gestanden, so lange wie kein anderer vor ihm. Er übergab das Amt an Georg Bals, der den Verein seither leitet.

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Fotos: Hans Eberle Die Pflege des Denkmals und die Erinnerung an die Schrecken der Kriege gehören zu den Hauptaufga­ben des Ecknacher Krieger- und Soldatenve­reins.
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