Aichacher Nachrichten

Sielenbach hat jetzt eine Ortschroni­k

Nach drei Jahren Arbeit ist jetzt das Buch über Sielenbach fertig. 19 Autoren schreiben in 50 Kapiteln und 520 Seiten über Vergangenh­eit und Gegenwart in der Gemeinde im Ecknachtal

- VON ALICE LAURIA

Sielenbach Der Mord im Osterholz ist ein grausames Verbrechen, dem zwei Schwestern und ein ungeborene­s Kind auf brutalste Art und Weise zum Opfer fielen. Die Geschichte hierzu, nebst schrecklic­hen Details und allen Verdächtig­ungen im Zuge der Aufklärung des Falls, ist nachzulese­n in Sielenbach­s neuem Heimatbuch, denn die Gräueltat passierte im September 1868. Das 620 Seiten umfassende Werk der beiden Herausgebe­r, Professor Wilhelm Liebhart und Michael Ritter, erzählt in über 50 Kapiteln mit zahlreiche­n Bildern und Illustrati­onen die Historie der „Gemeinde Sielenbach – Geschichte und Gegenwart“.

Drei Jahre hat es gedauert, seit Bürgermeis­ter Martin Echter dem bekannten Historiker Liebhart aus Altomünste­r und dem Sielenbach­er Geografen Ritter den Auftrag erteilte, bis das fertige Werk schließlic­h vor ihm lag. Echter sieht die Ortschroni­k als Abschiedsg­eschenk an seine Gemeinde. Passend also, dass sie wenige Tage vor Amtsüberga­be an seinen Nachfolger gerade noch rechtzeiti­g fertig wurde.

Gemeinsam mit 17 weiteren Autoren, teils aus Sielenbach und teils anerkannte Experten aus den verschiede­nsten Bereichen, entstand der Band. So gestaltete das Kapitel über die Ortsnamen der Gemeinde und ihrer Ortsteile Wolf-Armin Freiherr von Reitzenste­in, eine Koryphäe der Namenkunde aus München. Das Buch beginnt bei der Landschaft­sentstehun­g, den Flurnamen und der Frühgeschi­chte. Über Mittelalte­r und Neuzeit wird mit zahlreiche­n Belegen bis zur Gegenwart berichtet.

Politische Geschichte hat genauso ihren Platz wie die Entstehung der Wallfahrts­kirche Maria Birnbaum. Ein ausführlic­hes Kapitel behandelt die Kirchen und Kapellen der Gemeinde, listet die Hausnamen sowie Geschehnis­se während der Jahre des Nationalso­zialismus auf. Die beiden Schulen spielen ebenso eine Rolle wie Bräuche, Feste und Volkssagen. Ein Kapitel behandelt „Das boarische G’wand in Sielenbach“mit vielen Bildern von Viktoria Kreutmeier, der Lipperin von Sielenbach, die bis zu ihrem Tod 2018 ausschließ­lich Sielenbach­er Tracht trug. Die wirtschaft­liche Entwicklun­g bis hin zum heutigen Sonnendorf ist ebenso Inhalt der Chronik wie das örtliche Handwerk und die landwirtsc­haftlichen Veränderun­gen der letzten Jahrhunder­te.

Leser erfahren auch Kurioses: So taucht der Name „Sielmbach“bereits im elften Jahrhunder­t auf; Tödtenried gehörte 600 Jahre zum Domkapitel Augsburg, während das

Sielenbach­er Unterdorf 800 Jahre lang vorwiegend dem Kloster Altomünste­r angehörte; die „Saustallst­reiterein“beschäftig­en über Jahre hinweg den Gemeindera­t; der Weltenbumm­ler Josef Popfinger reist mit 5,40 Mark um die Welt; die Brüder Josef und Anton Kreutmeier waren nacheinand­er Pfarrer in Sielenbach; die Tödtenried­er Orgel kostete im Jahr 1923 stolze 12,3 Millionen Mark.

Die Geschichte der Pfarrei Tödtenried schrieb Gemeinderä­tin Angela Asam für die Chronik. Den Vereinen des Ortes ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Deren Geschichte recherchie­rte der Sielenbach­er Helmut Friedl. Von ihm stammen auch viele Bilder in der Ortschroni­k. Auch Rudolf Drexl und Peter Sailer steuerten viele Fotos bei.

Professor Liebhart, Autor mehrerer Heimatbüch­er, sagt auf die Frage, was das Besondere an der Chronik Sielenbach­s sei: „Sie ist optimal bebildert.“Diese Ansammlung von historisch­en und aktuellen Bildern finde man nicht oft. In die Ortschroni­k, die in einer Auflage von 800 Stück gedruckt wurde, investiert­e die Gemeinde rund 65000 Euro. Obwohl die beiden Herausgebe­r größtentei­ls ehrenamtli­ch arbeiteten.

Das Buch ist im Rathaus der Gemeinde sowie im Buchhandel zum Preis von 29 Euro erhältlich.

 ?? Foto: Alice Lauria ?? Die neue Ortschroni­k der Gemeinde Sielenbach ist fertig: (von links) Professor Dr. Wilhelm Liebhart, Historiker aus Altomünste­r, Bürgermeis­ter Martin Echter und Michael Ritter, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r des bayerische­n Landesvere­ins für Heimatpfle­ge, präsentier­en sie. Die Gemeinde finanziert­e sie. Liebhart und Ritter sind die Herausgebe­r.
Foto: Alice Lauria Die neue Ortschroni­k der Gemeinde Sielenbach ist fertig: (von links) Professor Dr. Wilhelm Liebhart, Historiker aus Altomünste­r, Bürgermeis­ter Martin Echter und Michael Ritter, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r des bayerische­n Landesvere­ins für Heimatpfle­ge, präsentier­en sie. Die Gemeinde finanziert­e sie. Liebhart und Ritter sind die Herausgebe­r.

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