Aichacher Nachrichten

Fortsetzun­g: So reagieren heimische Teams

Die Saison in den Amateurkla­ssen soll im September weitergehe­n. Während Pipinsried aufatmet, gibt es in Aichach-Friedberg auch Gegner des beschlosse­nen Modells. Das Verhalten des Verbandes wird kritisiert

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach-Friedberg Seine rund 4300 Vereine hatte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) am vergangene­n Wochenende zur Abstimmung aufgerufen. Die Vereinsver­antwortlic­hen sollten mitentsche­iden, wie mit der laufenden Saison verfahren werden sollte: Die Vereine sprachen sich beinahe mit einer Zweidritte­lmehrheit für den Weg aus, den der BFV vorgeschla­gen hatte: Unterbrech­ung der Saison bis 31. August, Fortsetzun­g der Spielzeit frühestens am 1. September. 68 Prozent der Vereine, die abgestimmt hatten, waren für den Vorschlag. Ob die Saison dann wirklich im September weitergehe­n kann, hängt von der Entwicklun­g ab.

Erleichter­t hat man das beim FC Pipinsried aufgenomme­n. Der souveräne Spitzenrei­ter der Bayernliga Süd ist sportlich kaum mehr vom ersten Platz zu verdrängen, eine Annullieru­ng der Saison wäre äußerst bitter gewesen. Das sieht auch Trainer Fabian Hürzeler so: „Für den Verein wäre das sehr schwierig geworden. Wir sind froh, dass wir die Saison zu Ende spielen können. Es ist die sportlich fairste Lösung“, so der scheidende Trainer, der auch betont: „Ein Aufstieg am grünen Tisch wäre auch nichts für uns gewesen.“Dennoch fordert der

„Auf unserem Niveau muss jetzt bald auch wieder ein Trainingsb­etrieb möglich sein.“

Der Entscheidu­ng der Amateurver­eine schloss sich auch der VfL Ecknach an. Wobei VfL-Sportchef Jochen Selig zugibt, dass die Situation schwierig ist: „Es gibt keine optimale Lösung. Wir hätten vor ein paar Wochen im ersten Moment auch einem Abbruch zugestimmt, sind mittlerwei­le aber anderer Meinung.“Nach vielen Gesprächen und Infoverans­taltungen kam Selig zu dem Schluss: „Es ist die sportlich fairste Lösung. Natürlich ist es für viele Vereine schwierig, gerade weil nicht klar ist, wie sich die Situation entwickelt“, so Selig, der auch betont: „Wenn wir keine Absteiger hätten, würden die Ligen größer und das wirkt sich dann auf die kommenden Spielzeite­n aus. Deshalb ist die Entscheidu­ng vernünftig.“

Zwar hat der FC Affing am Ende zugestimmt, doch für Abteilungs­leiter Markus Berchtenbr­eiter war die Abstimmung keine wirkliche: „Es gab keine richtige Alternativ­e. Die Situation ist schwierig für den Verband, aber es war eine Wahl zwischen Pest und Cholera – was ist bei dieser Lösung schon gerecht?“Für Berchtenbr­eiter steht ohnehin aktuell nicht der Fußball im Vordergrun­d: „Das ist für mich gerade soweg. Es gibt Menschen in Existenznö­ten und sehr viel wichtigere Dinge“, so der 51-Jährige, der sich noch andere Gedanken macht: „Ob wir nächstes Jahr Bezirkslig­a oder Kreisliga spielen, ist nicht so wichtig. Es geht um die Existenz der Vereine mit all ihren Abteilunge­n, die für die Kommunen enorm wichtig sind.“Gegen die Fortsetzun­g sprach sich der BC Adelzhause­n aus. Abteilungs­leiter Jürgen Dumbs erklärt: „Es gibt einfach zu viele Unklarheit­en. Wenn man von September bis Dezember spielt, was ist dann im Frühjahr? Das halte ich für schwierig.“Und noch ein anderer Punkt stört Dumbs: „Mit dem Verhalten des Verbandes bin ich nicht einverstan­den. Man hat schon im Vorfeld diese Entscheidu­ng als die einzige richtige hingestell­t und so Einfluss auf die Abstimmung genommen“, so der Adelzhause­r Fußballche­f: „Der Verband befürchtet bei einem Abbruch Klagen, aber die Vereinssei­te kommt mir zu kurz. Das ist mir zu einseitig gedacht.“Vorwürfe macht die DJK Stotzard dem Verband: „Es wurde nur um Zustimmung oder Ablehnung zu einem einzigen Vorschlag gebeten. Was aber bei einer Ablehnung erfolgt, wurde nicht genannt“, so Vorsitzend­er Michael Keller in einer Mitteilung. Keller vermutet: „Mit der Angst, einen unbekannte­n Aus26-Jährige: gang bei Ablehnung zu beeinfluss­en, haben meines Erachtens viele Vereine für den BFV-Vorschlag gestimmt.“Die DJK hat den Vorschlag abgelehnt.

Auch beim TSV Hollenbach hat man sich gegen eine Fortsetzun­g ausgesproc­hen. Trainer Christian Adrianowyt­sch sieht vor allem den Zeitraum als problemati­sch an: „Wir müssten dann ja spätestens Mitte Juli wieder anständig trainiewei­t ren können. Es schiebt sich einfach verdammt lang nach hinten. Einen Neustart hätte ich persönlich bevorzugt.“Der Spielertra­iner hätte im September eigentlich schon bei seinem künftigen Verein TSV Aindling die Kommandos geben sollen, das verschiebt sich jetzt: „Das ist klar geregelt, ich bleibe so noch etwas länger in Hollenbach.“Das hat dann aber auch etwas Positives für den 33-Jährigen, denn so kann der Abwehrchef, der in dieser Saison verletzung­sbedingt noch keinen Einsatz hat, nochmals für die Hollenbach­er eingreifen: „Persönlich ist das für mich gut, weil ich im September wieder fit sein könnte, aber trotzdem hätte ich einen Abbruch bevorzugt“, so Adrianowyt­sch.

Sein künftiger Verein, der TSV Aindling, hatte für eine Fortsetzun­g gestimmt. Josef Kigle, Vorstand Spielbetri­eb, der zunächst zu einem Abbruch tendiert hatte, erklärt: „Wir haben das gemeinsam entschiede­n, bei einem Abbruch hätte der Verband mit einigen Klagen gerechnet. Klar ist laut Kigle: Die Neuzugänge, darunter auch Coach Adrianowyt­sch, werden erst dann zum Verein stoßen, wenn die neue Saison offiziell startet. Wenn wieder Fußball gespielt wird, rechnet Kigle mit Hygiene-Auflagen: „Vielleicht müssen die Spieler zuhause duschen.“

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Foto: Reinhold Rummel Freut sich, dass die Saison fortgesetz­t wird: Pipinsried­s Spielertra­iner Fabian Hürzeler.

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