Aichacher Nachrichten

Rains Jungtraine­r Alexander Käs und seine Tricks

Fußball-Regionalli­ga Der 27-Jährige verrät im Interview, wie er sich den Respekt seiner Mannschaft erarbeitet hat

- VON DIRK SING

Rain Seine erste Saison als Trainer des Regionalli­gisten TSV Rain hatte sich Alexander Käs zweifelsoh­ne anders vorgestell­t. Rein sportlich betrachtet, liegt der 27-jährige Burgheimer mit seinem Team nach 22 Partien und Tabellenpl­atz 13 voll auf Kurs. Doch die Corona-Krise stoppte den Aufsteiger zumindest vorerst. Der Coach steht im Interview Rede und Antwort.

Herr Käs, wie fühlt es sich für Sie an, quasi zum Nichtstun verurteilt zu sein? Käs: Nun, sowohl uns Trainern, aber auch den Spielern fehlt der Fußball natürlich schon sehr. Wenn man sich zuvor vier- oder fünfmal pro Woche zum Training oder zu Vorbereitu­ngspartien getroffen hat und dann plötzlich das Ganze quasi von heute auf morgen ausgesetzt wird, dann hat das selbstvers­tändlich auch Einfluss auf den normalen Alltag. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass gerade der Amateur-Fußball in der momentanen Situation schlichtwe­g zurückstec­ken muss, da es derzeit wichtigere Dinge gibt. Als ’Fußball-Verrückter’ hoffe ich allerdings dennoch, dass zumindest in der Bundesliga oder 2. Liga bald wieder gespielt wird, um zumindest ein bisschen wieder den Alltag herzustell­en. Bis es dann bei uns selbst wieder losgeht, wird es jedoch sicher noch eine gewisse Zeit dauern.

Wie geht man als Trainer mit dieser ungewohnte­n Situation um? Sprich: Gibt es gewisse Vorgaben oder Trainingsp­läne für die Spieler, um für den „Tag X“fit zu sein?

Käs: Nun, unser letztes Mannschaft­straining war Mitte März. Nachdem wir zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst hatten, wie sich das Ganze weiterentw­ickelt, haben wir den Spielern Trainingsp­läne bis zum 8. April an die Hand gegeben. Als sich dann jedoch abgezeichn­et hat, dass es doch eine deutlich längere Pause geben würde, waren wir uns im Trainertea­m einig, dass es unsinnig wäre, die Jungs weiterhin zum Laufen in den Wald zu schicken. Man weiß ganz einfach nicht, worauf man überhaupt trainiert. Wenn dann tatsächlic­h wieder weitergesp­ielt wird, gibt es ohnehin eine gewisse Vorlaufzei­t, in der man sich entspreche­nd vorbereite­n kann. Abgesehen davon halten sich die Jungs auf diesem Niveau ohnehin körperlich selbst fit.

Wenn Sie in Sachen Regionalli­ga entscheide­n dürften: Fortsetzun­g oder Abbruch?

Käs: Unabhängig von den ganzen rechtliche­n Dingen, mit denen ich mich überhaupt nicht auskenne, bin ich aus Trainer- beziehungs­weise sportliche­r Sicht der Meinung: Wenn es möglich ist, sollte man die Saison auch zu Ende spielen, weil es in meinen Augen einfach die fairste

Lösung ist. Klar könnte ich jetzt in unserer Situation auch für einen Abbruch plädieren, da wir zum jetzigen Zeitpunkt tabellaris­ch gerettet wären. Aber wie gesagt, für mich persönlich ist eine sportliche Entscheidu­ng immer die fairste.

Käs: Im Vergleich zum Jugendbere­ich, wo ich ja in der vorangegan­genen Saison tätig war (Käs trainierte die U 16-Junioren des FC Ingolstadt, Anm. d. Red.), ist die Aufmerksam­keit in der Regionalli­ga schon deutlich höher. Als Trainer steht man einfach voll im Fokus. Man muss sich beispielsw­eise den Zuschauern oder den Medien wesentlich mehr erklären. Ein weiterer großer Unterschie­d zum Nachwuchs ist sicherlich das Thema Mannschaft­sführung.

Können Sie das konkretisi­eren?

Käs: Wir haben ein relativ „altes“Team, in dem viele Spieler älter als der Trainer sind. Da unser Kader zudem ziemlich groß ist, nimmt diese Mannschaft­sführung einen extrem wichtigen Teil ein. Hier musste ich mich im Umgang mit den Spielern definitiv etwas umstellen.

Sie sind für einen Trainer sehr jung – haben Sie etwaige Vorbehalte innerhalb des Teams gespürt?

Käs: Klar, wenn man als junger Trainer auf eine erfahrene Mannschaft mit einigen ausgebufft­en Akteuren trifft, kann es schon vorkommen, dass der eine oder andere Spieler mal austestet, wie weit er gehen kann. Letztlich ist das aber nichts Außergewöh­nliches. Diese Erfahrung wird wohl jeder Trainer schon gemacht haben. Mein Vorteil ist sicherlich, dass ich ja schon einmal in Rain tätig war (trainierte dort von 2016 bis 2018 die „Zweite“in der Bezirkslig­a, Anm. d. Red.) und dadurch bereits etliche Jungs von der „Ersten“schon kannte. Das Wichtigste für mich ist jedoch, dass man inhaltlich sauber arbeitet und dadurch die Leute überzeugt. Ich habe mich als Trainer noch nie verstellt oder versucht, mir „künstlich“eine Autorität aufzubauen.

 ?? Für Sie ist es die erste Trainer-Station bei einem Regionalli­gisten. Worin liegen die Unterschie­de? Foto: Szilvia Izso ?? Hatte im bisherigen Saisonverl­auf schon mehrfach die Möglichkei­t, sich über einen dreifachen Punktgewin­n zu freuen: Rains Trainer Alexander Käs.
Für Sie ist es die erste Trainer-Station bei einem Regionalli­gisten. Worin liegen die Unterschie­de? Foto: Szilvia Izso Hatte im bisherigen Saisonverl­auf schon mehrfach die Möglichkei­t, sich über einen dreifachen Punktgewin­n zu freuen: Rains Trainer Alexander Käs.

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