Aichacher Nachrichten

Corona: Bei null Erkrankten bleibt es vermutlich nicht

Pandemie Trotzdem darf im Wittelsbac­her Land aufgeatmet werden. Der Landkreis bleibt gewappnet und testet Schlachtho­f-Mitarbeite­r

- VON EVELIN GRAUER UND MARLENE WEYERER

Aichach-Friedberg Nachdem monatelang wegen der Corona-Pandemie ein absoluter Ausnahmezu­stand herrschte, findet das Wittelsbac­her Land Schritt für Schritt wieder den Weg zur Normalität. Gaststätte­n haben wieder offen, Kinder gehen zur Schule, Familie darf besucht werden. Seit Dienstag gibt es im Landkreis Aichach-Friedberg keine registrier­ten Covid-19-Erkrankten mehr, seit zwölf Tagen keine Neuinfekti­on.

Nach insgesamt 302 Infizierte­n und 20 Menschen, die an oder mit Corona gestorben sind (17 davon aus dem AWO-Heim in Aichach), atmet das Wittelsbac­her Land auf. Heißt das aber auch, dass Corona-Einrichtun­gen wie die Fieberprax­en in Aichach und Friedberg, die Teststatio­n in Aichach, das Bürgertele­fon des Landratsam­ts oder die CoronaBett­en am Aichacher Krankenhau­s nicht mehr gebraucht werden?

Zwei Patienten werden in der Klinik in Aichach noch beatmet, aber auch sie gelten als nicht mehr infektiös und sind deswegen nicht mehr isoliert. Sie leiden an den Nachfolgen der Lungenkran­kheit. Die Zahl der Corona-Verdachtsf­älle, die im Krankenhau­s isoliert werden, liegt laut Klinik-Chef Hubert Mayer im niedrigen einstellig­en Bereich. „Was Corona anbelangt sind wir quasi auf einem historisch­en Tief“, sagt er und klingt dabei erleichter­t.

Trotzdem bleiben Teile des Krankenhau­ses leer – für den Fall, dass die Corona-Fälle wieder steigen. Schwabenwe­it müssen 15 Prozent der Betten sowohl in der allgemeine­n wie auch in der Intensivst­ation freigehalt­en werden. „Es weiß ja niemand, was in sechs oder acht Wochen passiert“, sagt Mayer. Gerade gebe es viele Lockerunge­n in den Corona-Regelungen, da müsse man achtsam bleiben.

Nun versuchen die Kliniken an der Paar wieder zur Normalität zurückzufi­nden. Geplante Operatione­n, die in den letzten Wochen abgesagt wurden, sollen jetzt nach und nach durchgefüh­rt werden. Die Auflagen stellen die Krankenhäu­ser laut Mayer allerdings vor eine komplexe Organisati­on. So wird bei jedem Patienten ein Corona-Test gemacht, bevor er auf Station kommen kann. „In Friedberg finden wir seit 18. Mai wieder langsam in den Regelbetri­eb rein“, sagt Mayer. In Aichach, wo in den letzten Wochen Corona-Kranke versorgt wurden, sei es dagegen ein gedämpfter Einstieg in den Regelbetri­eb.

Für Dr. Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheit­samtes AichachFri­edberg, ist die Zahl von null Erkrankten nur eine Momentaufn­ahme. Eine erfreulich­e zwar, aber er glaubt nicht, dass die Zahl bei null bleibt. „Es wäre ganz normal, immer wieder Corona-Positive zu entdecken“, erklärt Pürner. Zudem sei es noch zu früh zu sagen, die Öffnung der Geschäfte und der Gastronomi­e habe zu keinen weiteren Infektione­n geführt. Die Schutzmaßn­ahmen und die steigenden Temperatur­en im Vorsommer begünstigt­en die Zurückdrän­gung des Virus zusätzlich. Zum Glück würden die Fieberprax­en und die Teststatio­n momentan wenig genutzt. Es sei allerdings derzeit nicht daran zu denken, diese Einrichtun­gen wieder abzuschaff­en. Sie könnten jederzeit wieder stärker benötigt werden.

Das bekräftigt auch Landratsam­tssprecher Wolfgang Müller. Er verweist darauf, dass jederzeit auch in einer größeren Einrichtun­g wie etwa wieder in einem Seniorenhe­im oder einer Schule eine größere Infektion auftreten könnte. Im Rahmen einer bayernweit­en Verordnung werden diese Woche auch die Mitarbeite­r des Schlachtho­fs der Hofmetzger­ei Ottillinge­r in Pöttmes getestet. „Wir erwarten da keine besonderen Zahlen, aber wir müssen alle testen“, so Müller. Zudem hat Ministerpr­äsident Markus Söder am Dienstag verkündet, dass sich künftig auch Bürger ohne Symptome testen lassen können – auch hierfür würden Kapazitäte­n gebraucht.

Auch das Corona-Bürgertele­fon unter 08251/92-444 und die E-Mail-Anlaufstel­le corona@lraaic-fdb.de bleiben laut Müller bestehen. Die Bürger hätten nach wie vor viele Fragen, auch wenn sich diese verändert hätten. Es gebe zwar immer mehr Lockerunge­n, aber die Detailrege­lungen dazu seien für die Bürger oft sehr undurchsic­htig. So werde laut Müller schon mal die Frage gestellt, unter welchen Voraussetz­ungen man derzeit Volleyball spielen dürfe.

Die Lockerunge­n sind aber nach Pürners Ansicht der richtige Weg. „Wir müssen unbedingt wieder ein gewisses Maß an Normalität haben. Das macht uns sonst alle krank“, sagt er. Bei vielen Menschen drohten psychische Folgen durch die Krise. So stünden beispielsw­eise Kinder, die in der Schule eine Maske tragen müssten, ständig unter Druck, etwas falsch zu machen. Solange es keine Schutzimpf­ung gegen das Virus gebe oder die Bevölkerun­g nicht immun dagegen sei, werde Corona zum Alltag gehören, betont Pürner.

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Corona wird wohl noch länger den Alltag beeinfluss­en. Symbolfoto: Marijan Murat, dpa

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