Schließung von Wafa: Warum der Betriebsrat zufrieden ist
Wirtschaft Der Automobilzulieferer beendet Ende des Jahres den Betrieb in seinem Werk in Haunstetten. Für die Mitarbeiter ist das ein Schock. Doch immerhin war mit dem Sozialplan schnell eine Einigung zu erzielen
Der Schock sitzt bei den Mitarbeitern immer noch tief: Das Sanierungsverfahren in Eigenregie, das der Augsburger Automobilzulieferer Wafa im November 2019 eingeleitet hat, ist gescheitert. Das gab das Unternehmen, das auf Spritzguss, Galvanik und Lackierung spezialisiert ist, bereits Ende August bekannt. Ebenso, dass das Werk in Haunstetten noch Ende dieses Jahres geschlossen wird. Betroffen sind rund 200 Beschäftigte. „Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Wafa inmitten der begonnenen Sanierungsphase unerwartet und mit voller Wucht getroffen. Dadurch wurden alle bisherigen Anstrengungen zur Restrukturierung zunichtegemacht“, begründet der als Sanierungsexperte vom Gericht bestellte Markus Fröhlich den Schritt.
Die Kündigung haben die Beschäftigten Ende September bereits erhalten. Bis Ende des Jahres bekommen sie noch Lohn und Gehalt und arbeiten die letzten Aufträge ab. Ein sehr kleines Abwicklungsteam werde bis ins Jahr 2021 weiterarbeiten und in Verwaltung und Fertigung für eine geordnete Stilllegung sorgen, beschreibt die Unternehmensleitung. „Die Stimmung ist aktuell schon niedergeschlagen“, erzählt ein Sprecher des Betriebsrats.
Immerhin sei man mit dem bereits verhandelten Sozialplan „sehr zufrieden“. Im Wesentlichen sei auf alle Forderungen der Arbeitnehmervertreter eingegangen worden. Ins Detail will der Betriebsratssprecher aber nicht gehen. Ebenso wenig ist ihm daran gelegen, über mögliche Fehler in der Vergangenheit zu lamentieren. „Wir hatten verschiedene Geschäftsführungen, und ich kann nur sagen, die aktuelle Leitung hat alles versucht, um gegenzusteuern.“Die Begründung, Corona habe das Insolvenzverfahren in Eigenregie scheitern lassen, ist aus seiner Sicht aufgrund der aktuellen Lage in der Automobilindustrie sowie in der Branche nachvollziehbar. Auch deshalb habe es seitens der Arbeitnehmervertreter kein größeres Aufbegehren gegen die Betriebsschließung gegeben.
Schon einmal hatte die Wafa mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. 2015 begab sie sich erstmals in ein Sanierungsverfahren in Eigenregie. Die Hälfte der damals gut 330 Beschäftigten verlor ihren Job. Die anderen konnten bleiben. Die Allgäuer Demmel-Gruppe sowie ein Schweizer Finanzinvestor übernahmen und starteten mit einer Umstrukturierung, die auch der Autohersteller BMW unterstützte. Zunächst wähnte man sich auf einem guten Weg aus der Krise. Doch nun kam es doch anders.
„Neben intensiven Verhandlungen mit Kunden über eine Anpassung der Preise wurden auch alle Potentiale für zusätzliche Kosteneinsparungen genutzt. Intensiv wurde auch nach möglichen Investoren gesucht, doch diese Bemühungen waren schlussendlich nicht erfolgreich“, sagt Markus Fröhlich.
Deshalb heißt es nun, den Standort Schritt für Schritt zu räumen, sodass der Eigentümer der Hallen und Büroräume diese weitervermieten kann. Für die Galvanik versucht man einen Interessenten zu finden. Eine den umweltrechtlichen Anforderungen entsprechende Entsorgung der Chemikalien sei in Abstimmung mit den Behörden bereits im Gange. Die Beschäftigten sollen zudem mithilfe der Agentur für Arbeit auf ihrem Weg in eine neue berufliche Zukunft unterstützt werden. Unter anderem werden Bewerbungstrainings angeboten.