Isabel Allende plaudert über Emanzipation
„Was Frauen wollen“, glaubt Isabel Allende genau zu wissen – so verheißt es der Titel ihres Buches. Und die chilenische Erfolgsautorin („Das Geisterhaus“) war in ihrer Erinnerung schon im Kindergarten Feministin. Der Vater hatte die Mutter sitzen lassen und Isabel begriff früh, dass sie gegenüber den Männern der Familie benachteiligt war. Schließlich war Chile „Lichtjahre entfernt von der Frauenbewegung in Europa und den USA“. Auch sie selbst hat früh geheiratet und Kinder bekommen – ganz traditionell. Doch die Mitarbeit in einer frauenbewegten Zeitschrift hielt ihren Zorn gegen den lateinamerikanischen Machismo wach: „Wir schrieben mit dem Messer zwischen den Zähnen.“Aber an Männern, so schreibt Isabel Allende, hat es ihr in ihrem bewegten Leben nie gemangelt. Und ihre Enkel halten sie auf dem Laufenden, was Phänomene wie Gendersprache und Polyamorie angehen. „In meiner Jugend nannte man das freie Liebe“, schreibt die 79-Jährige, sie selbst aber sei „heillos heterosexuell“und „hoffnungslos romantisch“.
Allende prangert zwar auch an: Abtreibung weiblicher Föten in Indien und China, Genitalverstümmelung in Afrika, Vergewaltigung und Menschenhandel in aller Welt… Fragt: „Wieso wird der Gewalt gegen Frauen nicht der Krieg erklärt?“Und ermuntert, in der Corona-Zeit nachzudenken, was für eine Welt wir wollen. Ihr Buch aber ist vor allem eine Plauderei zum Thema Gleichberechtigung, keine Kampfansage. Lilo Solcher