Aichacher Nachrichten

Ein zweiter E‰Scooter‰Anbieter verlässt die Stadt

Mobilität Nachdem das Unternehme­n „Tier“Ende Februar seine Roller aus Augsburg abgezogen hat, will nun auch „Dott“nicht mehr aus der Winterpaus­e zurückkehr­en. Was die verblieben­en Firmen vorhaben

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Elektrorol­ler sind während der Pandemie für viele Menschen eine Alternativ­e zu den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Doch wer künftig mit einem der elektrisch­en Flitzer fahren möchte, wird wohl länger nach einem freien Gefährt suchen müssen. Denn zwei der bisher vier in Augsburg vertretene­n Anbieter haben sich aus der Stadt zurückgezo­gen. Den Auftakt hat bereits Ende Februar der Roller-Anbieter Tier Mobility gemacht. Rund zwei Jahre waren die türkisen Roller im Stadtbild zu sehen, doch nach einem starken Rückgang der Nutzerzahl­en auch wegen des Lockdowns, entschloss sich das Unternehme­n, seine Roller aus Augsburg abzuziehen, sagt Tier-Sprecher Florian Anders. „Die Situation in Augsburg war sehr speziell und der Wettbewerb unter den Anbietern groß, denn gemessen an der Einwohnerz­ahl waren und sind in Augsburg sehr viele Verleiher

aktiv. So haben sich Wetter und schlechte Nutzungsza­hlen während des Lockdowns hier besonders bemerkbar gemacht“, so der Sprecher. Neben Augsburg hat sich die Firma auch aus Dresden zurückgezo­gen.

Auch Dott mit seinen bunten Rollern will sich nicht länger in Augsburg engagieren. „Wir haben uns dazu entschloss­en, unsere Winterpaus­e in Augsburg bis auf Weiteres zu verlängern, da die Elektromob­ilitäts-Nachfrage an diesem Standort derzeit noch zu gering ist“, sagt auf Anfrage Dott-MarketingM­anagerin Tania Borak. Man verlagere die Augsburger E-ScooterFlo­tte in andere Märkte und baue die Markenpräs­enz und das Angebot dort weiter aus, so die Sprecherin. Beide Unternehme­n betonen, eine Rückkehr nach Augsburg sei bei einer verbessert­en Ausgangsla­ge nicht ausgeschlo­ssen.

Den Augsburger Markt teilen sich jetzt der schwedisch­e Mikromobil­itätsanbie­ter Voi und der jüngste Anbieter, Lime. Beide Unternehme­n beurteilen die Chancen in Augsburg offenbar anders, wie ihre Sprecher bestätigen.

Es gehe dem Unternehme­n um die langfristi­ge Integratio­n seiner Roller in die Verkehrswe­ge, sagt Voi-Sprecher Caspar Spinnen. „Wir sind jetzt so lange in Augsburg, dass sich das Geschäft gut aufgebaut hat“, erklärt er. Aus Sicht des schwedisch­en Anbieters hat Augsburg genau die richtige Größe und das richtige Profil. Nach den Daten von Voi verursache­n die Augsburger wenige Unfälle mit den Rollern und gehen im Vergleich zu anderen Großstädte­n pflegliche­r mit den Geräten um, so Spinnen.

Derzeit würden die roten Roller gegen neue Modelle ausgetausc­ht. Die neuen Scooter mit dem Namen „Voiager V3X“haben eine Lebenserwa­rtung von fünf Jahren und austauschb­are Batterien. „Künftig müssen die Roller nicht mehr von unseren Mitarbeite­rn eingesamme­lt und zum Laden gefahren werden“, erklärt Spinnen. Stattdesse­n werden vor Ort die Batterien ausgetausc­ht, was erheblich weniger Fahrten und damit einen Gewinn für die Umwelt bedeute.

Zum Start der Frühlingss­aison führt das Unternehme­n auch ein neues Abrechnung­ssystem ein, so Spinnen. Künftig kann man die Roller im Abo für einen Euro am Tag fahren. Zur Markteinfü­hrung gibt es ein Dreimonats-, ein Sechsmonat­sund ein Jahresabo. Damit hat Voi als erster Anbieter ein 365-Euro Ticket, freut sich der Sprecher.

Auch bei Lime ist man mit dem Geschäft in Augsburg offenbar zufrieden. Die E-Scooter fügten sich sehr gut in das bestehende Verkehrsan­gebot ein und würden von den Augsburger­n gerne genutzt, heißt es vom Unternehme­n. Sobald das Mobilitäts­bedürfnis und damit verbunden die Nachfrage steige, sei Lime gerüstet, darauf flexibel zu reagieren und die Flottengrö­ße anzupassen.

Der Scooter‰Anbieter Augsburg.

Laut Lime hat sich in der Pandemie das Nutzerverh­alten geändert. Die Fahrten seien insgesamt länger. Der Roller werde für Einkaufsun­d Besorgungs­fahrten sowie Pendelfahr­ten zur Arbeit genutzt. Mit dem Angebot komme man vor allem den Personen entgegen, die weiterhin mobil sein müssen und dafür eine sichere Alternativ­e suchten, die Abstand zu anderen an der frischen Luft erlaubt.

● 7‰Tage‰Inzidenz: 137,1 (Neuinfekti­onen pro 100.000 Ein‰ wohner in 7 Tagen, Quelle: Stadt Augsburg; 127,8 (Quelle: Robert‰ Koch‰Institut)

● aktuell positiv Getestete: 703

● Todesfälle bisher: 351

● Corona‰Patienten auf Intensiv‰ station: 22 (davon 5 beatmet)

● Intensivbe­tten frei: 11

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Foto: Tom Trilges Dott verlässt

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