Aichacher Nachrichten

Wie lange gibt es noch genug Trinkwasse­r?

Weltwasser­tag Das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth warnt angesichts des Klimawande­ls. Welche Folgen er hat

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Aichach‰Friedberg Seit 1992 rufen die Vereinten Nationen den Weltwasser­tag aus. Dieser stand jetzt unter dem Motto „Wert des Wassers“. Das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth schreibt dazu in einer Mitteilung: „Wasser ist die Grundlage unseres Lebens und ein unverzicht­bares Gut.“

Bayern habe aufgrund der hydrologis­chen und geologisch­en Verhältnis­se überwiegen­d gute Voraussetz­ungen für bestes Grundwasse­r und eine sichere Trinkwasse­rversorgun­g. Doch klimawande­lbedingte Änderungen, konkurrier­ende Nutzungen und eine veraltete Infrastruk­tur könnten dazu führen, dass sich diese Situation ändert, warnt das Wasserwirt­schaftsamt. Der Wert des Wassers müsse mehr geschätzt werden.

Bei der Mengenvert­eilung der Wasserress­ourcen gebe es auch in Deutschlan­d größere regionale Unterschie­de, so die Behörde. Insbesonde­re in den neuen Bundesländ­ern oder in Unterfrank­en haben bereits vor Beginn der Auswirkung­en des Klimawande­ls viele Regionen an Wassermang­el gelitten. Der Wirtschaft­sraum Nürnberg etwa werde überwiegen­d von Lechtalwas­ser versorgt. In der Gegend von Rain werden laut Pressemitt­eilung aus dem Untergrund im Jahr etwa 30 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen und über ein ausgeklüge­ltes System teilweise bis nach Würzburg und an die sächsische Grenze geleitet.

„Aufgrund der günstigen klimatisch­en Verhältnis­se und der guten Speicherfä­higkeit des Untergrund­es in unserer Region sind wir zum Glück nicht auf Wasser aus der Ferne angewiesen und können als Solidargem­einschaft trockenere Regionen mit Wasser versorgen“, erläutert das Amt, das für die Landkreise Dillingen, Aichach-Friedberg,

Augsburg-Land, Donau-Ries, Günzburg, Neu-Ulm und die Stadt Augsburg zuständig ist.

Doch auch im Landkreis Aichach-Friedberg stünden nahezu alle Wasservers­orger aufgrund unterschie­dlicher Gegebenhei­ten vor großen Herausford­erungen, so die Behörde. Die großen Städte im Landkreis würden überwiegen­d mit Tiefengrun­dwasser versorgt. Dieses soll aber per Landtagsbe­schluss geschont werden und ist somit für eine langfristi­ge Nutzung grundsätzl­ich nicht mehr verfügbar. Wassergewi­nnungsanla­gen hätten wegen Überschrei­tung von Grenzwerte­n oder wegen mangelnder Schützbark­eit geschlosse­n werden müssen, so das Wasserwirt­schaftsamt. Schutzgebi­etsverfahr­en ziehen sich aufgrund zahlreiche­r Einwendung­en und komplexer hydrogeolo­gischer Verhältnis­se zum Teil über viele Jahre bis Jahrzehnte hinaus. Einige große und kleinere Wasservers­orger kämpfen mit hohen Konzentrat­ionen an Nitrat und Pflanzensc­hutzmittel­n beziehungs­weise deren Abbauprodu­kten.

2019 kostete ein Liter Wasser von bester qualitätsg­esicherter Beschaffen­heit laut Statistisc­hem Bundesamt durchschni­ttlich 0,175 Cent (Wert für Bayern). Im Vergleich dazu bekommt man im Supermarkt den Liter Mineralwas­ser im günstigste­n Fall für 13 Cent.

Das öffentlich­e Gut Trinkwasse­r müsse nachhaltig bewirtscha­ftet werden und dürfe nicht privatisie­rt werden, fordert die Behörde. Die Wasservers­orgung stehe vor großen Aufgaben: „Seit Jahrzehnte­n werden Flächen versiegelt, auf nicht versiegelt­en Flächen werden zu viele Nährstoffe aufgebrach­t, der Rohstoffab­bau zerstört Deckschich­ten, die das Grundwasse­r schützen, Sickerwäss­er von Altlasten oder Abfallanla­gen können in den Untergrund eindringen, Mikroplast­ik landet in Oberfläche­ngewässern, Spurenstof­fe wie Arzneimitt­elrückstän­de gelangen ins Grundwasse­r.“

In Kombinatio­n mit dem Klimawande­l spricht die Behörde in einigen Fällen von einer „kritischen

Entwicklun­g“. Hinzu komme, „dass große Teile der Infrastruk­tur in die Jahre gekommen sind und hier in einigen Kommunen ein riesiger Investitio­nsstau in den Rohrleitun­gsnetzen besteht“.

Starke saisonale Schwankung­en gekoppelt mit außergewöh­nlichen Wetterlage­n wie extremen Trockenpha­sen wie im Winter 2013/2014 oder 2019/2020 führen laut Wasserwirt­schaftsamt zu langfristi­gen Entleerung­en der oberfläche­nnahen Grundwasse­rspeicher und damit zu lang anhaltende­n, extrem niedrigen Grundwasse­rständen. Dieser Trend werde für tiefere, ebenfalls zur Sicherstel­lung der Trinkwasse­rversorgun­g genutzte Grundwasse­rleiter nochmals verstärkt, da diese teils Jahrzehnte für eine Auffüllung ihrer Speicher benötigen.

Was kann jeder von uns tun? „Der erste und wichtigste Schritt ist, dass wir den Wert des Wassers mehr schätzen lernen müssen“, so die Behörde. „Bei jedem Umgang mit Wasser (Garten gießen, Schwimmtei­ch füllen, wassereffi­zientes Handeln im Haushalt) müssen wir den oft sorglosen Umgang hinterfrag­en“, fordert das Amt und warnt: „Wenn sauberes Wasser mal nicht mehr selbstvers­tändlich ist, dann ist es zu spät.“

Der Liter‰Preis liegt im Schnitt bei 0,175 Cent

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Sauberes Trinkwasse­r ist ein kostbares Gut, das in vielen Regionen der Erde knapp ist.

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