Dieser Palmesel überdauerte Krieg, Reformation und Aufklärung
Geschichte Hölzerne Esel mit Christusfigur auf dem Rücken gehen auf eine alte Tradition zurück. Heutzutage sind sie selten
Aichach/Altomünster Das Familienmitglied, das am Palmsonntag als letztes aus den Federn kriecht, wird neckisch „Palmesel“genannt. In der Kirche hatte im Mittelalter und gerade am Palmsonntag ein anderer, ein „echter“Palmesel einen hohen Stellenwert. Und zwar einer aus Holz. Doch nur wenige diese hölzernen Tiere mit Christusfigur auf dem Rücken haben die Stürme des 30-jährigen Krieges, der Reformation und der Aufklärung überlebt. So auch ein Palmesel aus der Region.
In Bayern sind nach offiziellen Quellen nur noch einige wenige Palmesel erhalten. Einer, der die Stürme der Zeit überstand, ist der
Altomünsterer Palmesel, der viele Jahre als Leihgabe im Aichacher Heimatmuseum stand und nach einer Odyssee inzwischen wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt ist.
Angefertigt wurde dieser Palmesel dem Altomünsterer Professor Dr. Wilhelm Liebhart zufolge im 18. Jahrhundert. Ob Aichacher oder Altomünsterer Handwerker das Tier mit segnender Christusfigur geschnitzt haben, liegt im Dunklen. Nur eines ist sicher: Als 1770 die Umzüge verboten wurden, kam der Palmesel als Erstes in den Niedermeier-Bräu (heute Herzog-GeorgStraße 3 in Altomünster). Auf Erbwegen gelangte das geschnitzte Kunstwerk zur Familie Heggenstaller nach Unterbernbach (Markt
Kühbach). Eine weitere Station des Palmesels war das Nationalmuseum in München. Als in den 1970er-Jahren das Aichacher Heimatmuseum seine neu geschaffenen Räumlichkeiten im ehemaligen alten städtischen Krankenhaus bezog, kam der Altomünsterer Palmesel nach Aichach. Im sogenannten AltomünsterZimmer hatte er dann lange Jahre seine Bleibe.
Vor über zwei Jahrzehnten kehrte der Esel wieder dorthin zurück, wo er im 18. Jahrhundert bei vielen Prozessionen dabei war und die Gläubigen an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnerte. Die Erben von Anton Heggenstaller überließen den Palmesel dem Altomünsterer Museum als Dauerleihgabe. Hier hat einen Ehrenplatz und wird von den Besuchern immer wieder bestaunt.
Palmesel der Altomünsterer Kategorie gibt es heute nur noch recht wenig. Aufbewahrt werden hölzerne Esel mit Rädern, auf dem eine Christusfigur sitzt, noch in Kühbach, im Kloster Scheyern und im niederbayerischen Ort Kößlarn. In Kößlarn und Kühbach wird bei der Palmprozession der Palmesel von den Ministranten mit gezogen.
Ursprünglich wurden bei den Palmprozessionen richtige Esel mitgeführt, auf denen jeweils verkleidete Geistliche saßen. Später nahmen die Menschen statt des lebenden Tieres, das sich oft widersetzte, einen hölzernen Esel, auf die man eine Christusfigur setzte.