Aichacher Nachrichten

Gewerbegeb­iet in Lindl boomt

Das Areal im Dasinger Ortsteil ist für Unternehme­n ein attraktive­r Standort. Drei Firmenchef­s berichten, wie es dazu kam und warum es ein „gallisches Dorf“ist

- VON MICHAEL POSTL

Dasing‰Lindl Flächenmäß­ig sind es kaum mehr als ein paar Fußballfel­der, für die Gemeinde Dasing ist die Bedeutung dafür umso größer. Direkt an der Autobahn liegt der Ortsteil Lindl. Hier hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n ein großes Gewerbegeb­iet entwickelt. Vor allem Unternehme­r aus dem näheren Umkreis haben sich angesiedel­t. Das schafft Arbeitsplä­tze und spült Gewerbeste­uer in die Kassen der Gemeinde – ist manchmal aber den Bürgern ein Dorn im Auge.

Für Hans-Joachim Schmutterm­air ist die Sache klar: „Die Autobahn war für meinen Großvater der Grund, sich mit seiner Firma hier niederzula­ssen“, sagt der Erdbauunte­rnehmer, der 1988 in die Firma seines Vaters eingestieg­en ist. Gegründet wurde sie schon deutlich früher, Ende der 1950er-Jahre. Der aus Harthausen hatte sich damals mit seinem Transportu­nternehmen als Erster in Lindl niedergela­ssen: „Er war für diese Zeit ein Visionär“, sagt Schmutterm­air, „er wusste, dass eine Verbindung zur Autobahn ein großer Vorteil werden kann.“

Auch die Firma Holzbau Pletschach­er, bekannt durch die Zelte fürs Oktoberfes­t, sah 1989 das Potenzial des Standortes. Zuvor war sie seit 1948 im Friedberge­r Ortsteil Harthausen ansässig gewesen. Ein weiterer Grund für einen Umzug: Der Gemeindera­t von Dasing legt Wert darauf, hiesige Unternehme­r zu fördern. Nicht selten ist in Sitzungen das Argument für das Bauvorhabe­n eines Unternehme­rs seine Herkunft. Das war erst kürzlich wieder bei Ulrich Gails Firmenerwe­iterung in Hinterheim­at der Fall. Auch Peter Pletschach­er sagt: „Die Gemeinde Dasing ist aufgeschlo­ssen und kooperativ.“Bauunterne­hmer Johannes Ankner, gebürtiger Dasinger, vergleicht Lindl augenzwink­ernd mit dem gallischen Dorf aus den Asterix-Comics, wo es der einzige nicht von Römern besetzte Teil Frankreich­s ist. „Wir stehen nicht für uns alleine, aber wir haben einen Zusammenha­lt wie die Gallier“, sagt Ankner. Auch er ist seit über 40 Jahren in Lindl und hat mit Erfolg sein Unternehme­n aufgebaut.

Mit 21 Jahren hat er sich selbststän­dig gemacht, für Schmutterm­air war er damals „der Bub von nebenan“, immerhin kannte er ihn von klein auf. Eine Verbindung, die zu einem tiefen Gemeinscha­ftsgefühl geführt hat. „Wenn einer der Kollegen etwas braucht, ist ein anderer zur Stelle“, sagt Ankner, der aktuell 80 Mitarbeite­r beschäftig­t und weiterhin expandiert.

Im Gewerbegeb­iet von Lindl sind außerdem Unternehme­n wie die euGroßvate­r ropaweit bekannte Firma Tatonka (Outdoor-Artikel), Jimmy’s Funpark, Schreiner Thiele aus Obergriesb­ach, Transportu­nternehmer Huber aus Rinnenthal und einige mehr ansässig.

Was sie eint: Sie wollen in Dasing bleiben. Obwohl die Kommune dadurch viele Arbeitsplä­tze bieten kann und einiges an Gewerbeste­uern einnimmt, stößt manchen Bürgern etwas auf im Umgang mit den Unternehme­n. Oft werde über deren Projekte weniger diskutiert als über die der „normalen“Bürger, lautet eine Beschwerde. So gab es Kritik, als Ankner vor einigen Jahren eine 1000 Quadratmet­er große Halle bauen durfte: Dem Projekt sei es für seine Größe zu leicht gemacht worden. Der Kompromiss: Ankner baute die Straße für Sattelzüge aus eigener Tasche aus und durfte im Gegenzug seine Halle bauen. Das Landratsam­t hatte die Pläne für ein

Projekt im Ortskern zuvor nicht genehmigt.

Kritische Stimmen über eine Verquickun­g von Politik und Wirtschaft sind für Bürgermeis­ter Andreas Wiesner kein Problem. „Das gehört zu unserer Demokratie“, sagt er. Wiesner, Mitglied der Freien Wähler, unterstrei­cht die Bedeutung der „gewachsene­n Unternehme­n“für die 6000-Einwohner-Gemeinde. Diese sei nicht nur wirtschaft­licher Art. „Diese Unternehme­n sorgen auch für ein Mehr an Gemeinscha­ftssinn“, findet der Bürgermeis­ter.

Sowohl Hans-Joachim Schmutterm­air als auch Johannes Ankner sind Mitglieder des Gemeindera­tes. Ankner ist für die Freien Wähler seit Mai auch im Kreistag. Prinzipiel­l ist gesetzlich geregelt: Gemeindera­tsmitglied­er dürfen bei Punkten, die sie persönlich, beziehungs­weise ihr Unternehme­n betreffen, nicht mitdiskuti­eren oder gar abstimmen. Und auch sonst glaubt Schmutterm­air nicht, dass ortsansäss­ige Unternehme­r Vorteile haben: „Der Gemeindera­t entscheide­t stets fair.“

Die Unternehme­n fungieren häufig als Sponsoren, sei es im Bereich Sport, Jugend oder Kultur. So spendete Pletschach­er im Sommer Holzpalett­en für das Dasinger Jugendzent­rum, das Ankner auch als Jugendbeau­ftragter mit aufgebaut hatte. Das Bocciafeld nahe dem alten Sportplatz hat die Firma Schmutterm­air auch maßgeblich unterstütz­t.

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Foto: Ute Krogull (Archivfoto) Die Brüder Ulrich, Peter und Anton Pletschach­er (von links) am Dasinger Firmensitz.
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Foto: Anja Dondl Durch den Standort an der Autobahn ist Dasing für Gewerbe sehr attraktiv.
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Foto: Postl (Archivfoto) Johannes Ankner hat ein Unternehme­n in Lindl aufgebaut.

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