Gewerbegebiet in Lindl boomt
Das Areal im Dasinger Ortsteil ist für Unternehmen ein attraktiver Standort. Drei Firmenchefs berichten, wie es dazu kam und warum es ein „gallisches Dorf“ist
DasingLindl Flächenmäßig sind es kaum mehr als ein paar Fußballfelder, für die Gemeinde Dasing ist die Bedeutung dafür umso größer. Direkt an der Autobahn liegt der Ortsteil Lindl. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein großes Gewerbegebiet entwickelt. Vor allem Unternehmer aus dem näheren Umkreis haben sich angesiedelt. Das schafft Arbeitsplätze und spült Gewerbesteuer in die Kassen der Gemeinde – ist manchmal aber den Bürgern ein Dorn im Auge.
Für Hans-Joachim Schmuttermair ist die Sache klar: „Die Autobahn war für meinen Großvater der Grund, sich mit seiner Firma hier niederzulassen“, sagt der Erdbauunternehmer, der 1988 in die Firma seines Vaters eingestiegen ist. Gegründet wurde sie schon deutlich früher, Ende der 1950er-Jahre. Der aus Harthausen hatte sich damals mit seinem Transportunternehmen als Erster in Lindl niedergelassen: „Er war für diese Zeit ein Visionär“, sagt Schmuttermair, „er wusste, dass eine Verbindung zur Autobahn ein großer Vorteil werden kann.“
Auch die Firma Holzbau Pletschacher, bekannt durch die Zelte fürs Oktoberfest, sah 1989 das Potenzial des Standortes. Zuvor war sie seit 1948 im Friedberger Ortsteil Harthausen ansässig gewesen. Ein weiterer Grund für einen Umzug: Der Gemeinderat von Dasing legt Wert darauf, hiesige Unternehmer zu fördern. Nicht selten ist in Sitzungen das Argument für das Bauvorhaben eines Unternehmers seine Herkunft. Das war erst kürzlich wieder bei Ulrich Gails Firmenerweiterung in Hinterheimat der Fall. Auch Peter Pletschacher sagt: „Die Gemeinde Dasing ist aufgeschlossen und kooperativ.“Bauunternehmer Johannes Ankner, gebürtiger Dasinger, vergleicht Lindl augenzwinkernd mit dem gallischen Dorf aus den Asterix-Comics, wo es der einzige nicht von Römern besetzte Teil Frankreichs ist. „Wir stehen nicht für uns alleine, aber wir haben einen Zusammenhalt wie die Gallier“, sagt Ankner. Auch er ist seit über 40 Jahren in Lindl und hat mit Erfolg sein Unternehmen aufgebaut.
Mit 21 Jahren hat er sich selbstständig gemacht, für Schmuttermair war er damals „der Bub von nebenan“, immerhin kannte er ihn von klein auf. Eine Verbindung, die zu einem tiefen Gemeinschaftsgefühl geführt hat. „Wenn einer der Kollegen etwas braucht, ist ein anderer zur Stelle“, sagt Ankner, der aktuell 80 Mitarbeiter beschäftigt und weiterhin expandiert.
Im Gewerbegebiet von Lindl sind außerdem Unternehmen wie die euGroßvater ropaweit bekannte Firma Tatonka (Outdoor-Artikel), Jimmy’s Funpark, Schreiner Thiele aus Obergriesbach, Transportunternehmer Huber aus Rinnenthal und einige mehr ansässig.
Was sie eint: Sie wollen in Dasing bleiben. Obwohl die Kommune dadurch viele Arbeitsplätze bieten kann und einiges an Gewerbesteuern einnimmt, stößt manchen Bürgern etwas auf im Umgang mit den Unternehmen. Oft werde über deren Projekte weniger diskutiert als über die der „normalen“Bürger, lautet eine Beschwerde. So gab es Kritik, als Ankner vor einigen Jahren eine 1000 Quadratmeter große Halle bauen durfte: Dem Projekt sei es für seine Größe zu leicht gemacht worden. Der Kompromiss: Ankner baute die Straße für Sattelzüge aus eigener Tasche aus und durfte im Gegenzug seine Halle bauen. Das Landratsamt hatte die Pläne für ein
Projekt im Ortskern zuvor nicht genehmigt.
Kritische Stimmen über eine Verquickung von Politik und Wirtschaft sind für Bürgermeister Andreas Wiesner kein Problem. „Das gehört zu unserer Demokratie“, sagt er. Wiesner, Mitglied der Freien Wähler, unterstreicht die Bedeutung der „gewachsenen Unternehmen“für die 6000-Einwohner-Gemeinde. Diese sei nicht nur wirtschaftlicher Art. „Diese Unternehmen sorgen auch für ein Mehr an Gemeinschaftssinn“, findet der Bürgermeister.
Sowohl Hans-Joachim Schmuttermair als auch Johannes Ankner sind Mitglieder des Gemeinderates. Ankner ist für die Freien Wähler seit Mai auch im Kreistag. Prinzipiell ist gesetzlich geregelt: Gemeinderatsmitglieder dürfen bei Punkten, die sie persönlich, beziehungsweise ihr Unternehmen betreffen, nicht mitdiskutieren oder gar abstimmen. Und auch sonst glaubt Schmuttermair nicht, dass ortsansässige Unternehmer Vorteile haben: „Der Gemeinderat entscheidet stets fair.“
Die Unternehmen fungieren häufig als Sponsoren, sei es im Bereich Sport, Jugend oder Kultur. So spendete Pletschacher im Sommer Holzpaletten für das Dasinger Jugendzentrum, das Ankner auch als Jugendbeauftragter mit aufgebaut hatte. Das Bocciafeld nahe dem alten Sportplatz hat die Firma Schmuttermair auch maßgeblich unterstützt.