CoronaDetektive am Werk
Pandemie Gemeinde Meitingen fahndet im Abwasser ihrer Schulen und Kindergärten nach dem Virus. Ein Fall wurde so schon entdeckt
Meitingen Während sich die Entwicklung einer Corona-Teststrategie in Schulen und Kindergärten schwierig gestaltet, scheint man in Meitingen auf einem richtigen Weg zu sein. In der Marktgemeinde mit rund 12.000 Einwohnern werden seit dem 15. März in Eigeninitiative Proben aus den Abwasserabläufen der Schulen und Kindergärten entnommen. Man hofft, auf diese Weise Rückstände von Corona-Viren frühzeitig nachweisen zu können.
Mit Erfolg: Schon nach wenigen Tagen der Aktion lieferte eine Probe in der Mittelschule Hinweise, dass das Coronavirus im Schulhaus vorhanden sei. Daraufhin wurden 214 von 250 anwesenden Jugendlichen und Lehrkräfte von Mitarbeitern des Roten Kreuzes getestet, und es stellte sich tatsächlich ein positiver Befund heraus. „Der Fall wäre wohl nicht aufgefallen, denn das Kind hatte keine Symptome gezeigt“, so Schulleiter Peter Reitmeir.
Inzwischen konnte nachträglich noch ein zweiter Corona-Fall festgestellt werden. Im Meitinger Kindergarten wurde ein Kind positiv getestet. Unmittelbar darauf fiel auch die Abwasserprobe positiv aus.
Ins Rollen gebracht hatte die in der Region bisher einzigartige Aktion Norbert Uhl. Der Abwassermeister in der Kläranlage Meitingen hatte von einem ähnlichen Monitoring im belgischen Antwerpen gelesen. „Ich habe mir gedacht, dass sich das doch auch mit einzelnen Gebäuden machen lassen müsste“, so Uhl, der mit seinem Vorschlag bei Bürgermeister Michael Higl offene Türen einrannte. In Kooperation mit dem Landkreis Augsburg und in Absprache mit Landrat Martin Sailer wurde neben den Meitinger Schulen auch die Dr.-Max-Josef-Metzger Realschule Meitingen einbezogen.
Mittlerweile steht das Telefon des Gemeindeoberhauptes nicht mehr still. In vielen anderen Städten ist das Meitinger Modell auf großes Interesse gestoßen.
Wie funktioniert nun die Probenentnahme? Norbert Uhl öffnet den Deckel des Revisionsschachts. Dann wird ein Schlauch nach unten gelegt, mit dem ein automatischer Probenehmer, während der Schulbetrieb läuft, alle fünf Minuten 50 Milliliter eines Gemischs aus flüssigen und festen Stoffen zieht. Das kann ohne spezielle Corona-Schutzausrüstung erfolgen. „Es ist normal, dass man mit Handschuhen, Brille sowie Nasen-Mund-Bedeckung mit Abwasser umgeht“, so Uhl. 400 Milliliter bilden eine Mischprobe, die dann im Labor untersucht wird. Dort wurden bei bisher 14 Proben in zwölf keine Sars-CoV-2-RNA nachgewiesen. Bei zwei Tests hat sich die Maßnahme, für die der Markt 10.000 Euro Eigenanteil aufgewendet hat, bewährt. „Der Vorteil liegt darin, dass mit einer einzelnen Probe eine größere Personenzahl einbezogen werden kann und bei einer Auffälligkeit dem Ergebnis nachgegangen werden kann“, sagt Michael Higl. Aufgrund der bisherigen positiven Erfahrungen soll das Abwasser-Monitoring nach den Osterferien fortgesetzt werden.
Wie es nach den Ferien weitergeht, ist abhängig vom Inzidenzwert im Landkreis Augsburg.