Aichacher Nachrichten

Corona‰Detektive am Werk

Pandemie Gemeinde Meitingen fahndet im Abwasser ihrer Schulen und Kindergärt­en nach dem Virus. Ein Fall wurde so schon entdeckt

- VON OLIVER REISER

Meitingen Während sich die Entwicklun­g einer Corona-Teststrate­gie in Schulen und Kindergärt­en schwierig gestaltet, scheint man in Meitingen auf einem richtigen Weg zu sein. In der Marktgemei­nde mit rund 12.000 Einwohnern werden seit dem 15. März in Eigeniniti­ative Proben aus den Abwasserab­läufen der Schulen und Kindergärt­en entnommen. Man hofft, auf diese Weise Rückstände von Corona-Viren frühzeitig nachweisen zu können.

Mit Erfolg: Schon nach wenigen Tagen der Aktion lieferte eine Probe in der Mittelschu­le Hinweise, dass das Coronaviru­s im Schulhaus vorhanden sei. Daraufhin wurden 214 von 250 anwesenden Jugendlich­en und Lehrkräfte von Mitarbeite­rn des Roten Kreuzes getestet, und es stellte sich tatsächlic­h ein positiver Befund heraus. „Der Fall wäre wohl nicht aufgefalle­n, denn das Kind hatte keine Symptome gezeigt“, so Schulleite­r Peter Reitmeir.

Inzwischen konnte nachträgli­ch noch ein zweiter Corona-Fall festgestel­lt werden. Im Meitinger Kindergart­en wurde ein Kind positiv getestet. Unmittelba­r darauf fiel auch die Abwasserpr­obe positiv aus.

Ins Rollen gebracht hatte die in der Region bisher einzigarti­ge Aktion Norbert Uhl. Der Abwasserme­ister in der Kläranlage Meitingen hatte von einem ähnlichen Monitoring im belgischen Antwerpen gelesen. „Ich habe mir gedacht, dass sich das doch auch mit einzelnen Gebäuden machen lassen müsste“, so Uhl, der mit seinem Vorschlag bei Bürgermeis­ter Michael Higl offene Türen einrannte. In Kooperatio­n mit dem Landkreis Augsburg und in Absprache mit Landrat Martin Sailer wurde neben den Meitinger Schulen auch die Dr.-Max-Josef-Metzger Realschule Meitingen einbezogen.

Mittlerwei­le steht das Telefon des Gemeindeob­erhauptes nicht mehr still. In vielen anderen Städten ist das Meitinger Modell auf großes Interesse gestoßen.

Wie funktionie­rt nun die Probenentn­ahme? Norbert Uhl öffnet den Deckel des Revisionss­chachts. Dann wird ein Schlauch nach unten gelegt, mit dem ein automatisc­her Probenehme­r, während der Schulbetri­eb läuft, alle fünf Minuten 50 Milliliter eines Gemischs aus flüssigen und festen Stoffen zieht. Das kann ohne spezielle Corona-Schutzausr­üstung erfolgen. „Es ist normal, dass man mit Handschuhe­n, Brille sowie Nasen-Mund-Bedeckung mit Abwasser umgeht“, so Uhl. 400 Milliliter bilden eine Mischprobe, die dann im Labor untersucht wird. Dort wurden bei bisher 14 Proben in zwölf keine Sars-CoV-2-RNA nachgewies­en. Bei zwei Tests hat sich die Maßnahme, für die der Markt 10.000 Euro Eigenantei­l aufgewende­t hat, bewährt. „Der Vorteil liegt darin, dass mit einer einzelnen Probe eine größere Personenza­hl einbezogen werden kann und bei einer Auffälligk­eit dem Ergebnis nachgegang­en werden kann“, sagt Michael Higl. Aufgrund der bisherigen positiven Erfahrunge­n soll das Abwasser-Monitoring nach den Osterferie­n fortgesetz­t werden.

Wie es nach den Ferien weitergeht, ist abhängig vom Inzidenzwe­rt im Landkreis Augsburg.

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Foto: Marcus Merk Abwasserme­ister Norbert Uhl zieht eine Probe, die dann auf Coronavire­n untersucht wird.

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