Aus dem Cockpit ins Gesundheitsamt
2020 war Patrick Link noch Piloten-Anwärter, jetzt ist er Contact Tracer / Serie (8)
Aichach Wie geht’s? Selten war diese Frage wichtiger als momentan. Wir stellen sie deshalb Landkreisbewohnern aus sämtlichen Bereichen – vom Profisportler bis zur Studentin, vom Unternehmer bis zur Lehrerin, vom Künstler bis zum Menschen mit Handicap. Heute: Patrick Link, Contact-Tracer am Gesundheitsamt Aichach-Friedberg.
„Fast genau ein Jahr ist es her, da kam die Nachricht: Die PilotenAusbildung bei der Lufthansa wird wegen Corona unterbrochen. Das hieß für alle Anwärter, also auch mich: Unklarheit, wie es weitergeht. Ich saß dann zu Hause in Mühlhausen, Gemeinde Affing, und dachte: Ich muss irgendetwas tun. Einerseits, um einen Job zu haben, andererseits, um in der Pandemie dort zu helfen, wo es notwendig ist. Da kam die Ausschreibung als Mitarbeiter im Kontaktnachverfolgungsteam
des Gesundheitsamtes wie gerufen. Seit September arbeite ich dort, bin inzwischen Teamleiter – und habe extreme Wochen und Monate hinter mir. Man merkt schon: Auf Dauer nagt Corona an einem – privat, aber auch beruflich. Das vergangene halbe Jahr war in vielerlei Hinsicht schon sehr stressig. Je mehr Infizierte es im Landkreis Aichach-Friedberg gibt, desto mehr Arbeit liegt bei uns auf dem Tisch. Vor allem zwischen November und Januar, als die Corona-Zahlen sehr hoch waren und wir zwischenzeitlich auch mit einer Software-Umstellung zu kämpfen hatten, mussten wir viele Überstunden machen. Oft ging es dann bis spät in den Abend hinein. Trotzdem: Wir haben zu jeder Zeit die Kontrolle über die Kontaktnachverfolgung behalten können, selbst bei höheren Inzidenzwerten.
Privat versucht man, den Umständen entsprechend, das Beste aus der Situation zu machen. Natürlich nervt es, auf das verzichten zu müssen, was man sonst gerne macht: Freunde treffen, Reisen, in ein Bierzelt oder einen Biergarten gehen. Das sind auch die ersten Punkte auf meiner Liste, sobald es wieder möglich ist.
Ich würde mich freuen, wenn die Angst und Panik, die momentan bei vielen Menschen das Leben bestimmt, wieder durch Zuversicht und Freude am Leben verdrängt wird. Ein positiver Nebeneffekt von Corona ist aber das Kennenlernen von vielen netten Leuten im Gesundheitsamt. Unsere Lebenswege hätten sich sonst wohl nie gekreuzt. Bis Ende des Jahres bleibe ich wahrscheinlich noch hier. Wie es danach weitergeht, auch mit meiner Pilotenkarriere, ist noch offen.“