Aichacher Nachrichten

Der Sommerurla­ub soll nicht ausfallen

Die Stimmung in den Reisebüros im Wittelsbac­her Land reicht von „positiv begeistert“bis „absolut frustriert“. Warum die Menschen im Sommer dringend Urlaub brauchen

- VON EVELIN GRAUER

Aichach Die Corona-Zahlen im Wittelsbac­her Land steigen fast täglich weiter an, aber die tristen Zeiten machen auch Lust, mal wieder zu verreisen. Aber trauen sich die Bürger, eine Reise zu planen? Wie ist die Stimmung in den Reisebüros im Landkreis? Offenbar völlig unterschie­dlich: Sie reicht von „positiv begeistert“bis „absolut frustriert“.

Zur Gruppe der Letzteren gehört Josef Ziegler, Geschäftsf­ührer von Efinger Reisen in Aichach. Die steigenden Corona-Zahlen sind für ihn ein Zeichen dafür, dass derzeit bei der Pandemie-Bekämpfung und damit auch bei der Aussicht auf Lockerunge­n Rückschrit­te statt Fortschrit­te gemacht werden. Er empfiehlt seinen Kunden derzeit nicht, eine Reise zu buchen. „Das bringt nichts“, sagt er. Die Mehrheit der Kunden wartet ab. Das Reisebüro ist laut Ziegler in normalen Zeiten die ganze Woche mit zwei Vollzeitkr­äften besetzt. Derzeit reicht es, wenn diese je zwei Stunden pro Woche arbeiten.

Die Busse des Unternehme­ns stehen nahezu alle wieder still. Lediglich ein paar Schulbusse befördern die Viertkläss­ler und die Schüler der Abschlussk­lassen. Auch an seinen Mitarbeite­rn merkt Josef Ziegler, dass die Unruhe größer wird. Anfangs waren zehn Mitarbeite­r in Kurzarbeit, mittlerwei­le sind es nur noch sieben. Drei Mitarbeite­r haben in Absprache mit dem Reiseunter­nehmen – zumindest vorübergeh­end – zu anderen Firmen gewechselt, um wieder regulär zu verdienen.

Grundsätzl­ich, da sind sich alle Befragten einig, sind die Kurzarbeit und die staatliche­n Hilfen – zusammen mit Rücklagen – die Garanten dafür, dass die Reisebüros überleben können. „Ohne Zuschüsse und Eigenkapit­al wären die Lichter schon lange ausgegange­n“, sagt Robert Reichle, Inhaber des Reisebüros am Tandlmarkt in Aichach. Neben der finanziell­en Belastung sei die aktuelle Zeit auch sehr nervenaufr­eibend und erfordere viel Ausdauer und Geduld. Was den Reisebüro-Leitern viel Hoffnung macht, ist, dass viele Menschen offenbar tatsächlic­h in den Urlaub fahren wollen, sobald es wieder geht. Zwar ist das Reisen momentan nicht grundsätzl­ich verboten, aber es gibt diverse Reisebesch­ränkungen. Für Flüge benötigen die Urlauber jeweils negative Corona-Tests. Zudem müssen sie sich zu Hause für zehn Tage in Quarantäne begeben, wenn sie aus einem Hochinzide­nzgebiet oder einem Risikogebi­et zurück nach Deutschlan­d reisen. Mit einem negativen Testergebn­is kann die Quarantäne nach fünf Tagen beendet werden.

Die auf der Internetse­ite des Robert-Koch-Instituts (RKI) aktuell aufgeliste­ten Risikogebi­ete umfassen eine Vielzahl von beliebten Reiselände­rn wie Italien, Spanien, Österreich, Griechenla­nd oder auch die Türkei. Letztere wird sogar als Hochinzide­nzgebiet eingestuft. sind in den Ländern einzelne Regionen ausgenomme­n, wie für Spanien etwa die Balearen mit Mallorca.

Nicht nur Reichle hofft, dass sich die Corona-Zahlen bis Sommer wieder entspannen und Reisen ohne große Auflagen möglich sind. Er glaubt, das wird auch vom Tempo der Impfungen abhängen. Ein Impfpass für Reisen wird nach Reichles Ansicht irgendwann verpflicht­end werden, aber noch nicht diesen Sommer. Bei vielen seiner Kunden komme ein Urlaub mit Quarantäne nach der Rückreise schon aus zeitlichen Gründen nicht infrage. Trotz aller Unsicherhe­it rät Reichle dennoch dazu, jetzt zu buchen und zur Not später zu stornieren. Im Sommer könnte es eng werden. Nahezu alle Reiseveran­stalter bieten FlexTarife an, die ein kurzfristi­ges Absagen der Reise ohne Grund möglich machen.

Gut ist die Stimmung derzeit bei Stefanie Deiters-Galiläa, Inhaberin des Reisebüros Urlaubsoas­e.net in Aichach. Sie sei positiv begeistert, wie reisefreud­ig die Leute seien. Viele bräuchten momentan einfach „etwas Positives im Kopf“, auf das sie sich freuen könnten, sagt sie. So gingen schon einige Buchungen für den Sommer, aber auch schon beispielsw­eise über Silvester 2022/23 bei ihr ein – letztere für eine Kreuzfahrt in die Karibik. Manche Kunden reisen auch in der jetzigen Zeit, weil sie dank Homeoffice kein Problem mit der Quarantäne haben.

Deiters-Galiläa glaubt fest daran, dass im Sommer Reisen nach Kroatien, Spanien, in die Türkei und vor allem nach Griechenla­nd möglich sein werden. Die Nachfrage nach Reisen innerhalb Deutschlan­ds sei eher zäh. Sie vermutet, deshalb, weil Deutschlan­d im Sommer sehr voll werden könnte und im verganTeil­weise genen Sommer relativ teuer war. Peter Hörmann ist Vertriebsl­eiter des in Rehling gegründete­n Unternehme­ns Hörmann Reisen aus Augsburg. Auch er bestätigt, dass die Leute fleißig für den Sommer buchen. Zwar würden derzeit im Vergleich zu normalen Jahren nur etwa zehn Prozent der Reisen verkauft, aber Hörmann hofft auf stetige Besserung. Auch wenn fast alle für den Sommer buchen, hat er die Pfingstfer­ien noch nicht ganz abgeschrie­ben. Es sei zu spüren, dass viele Menschen gerade in der jetzigen Situation Urlaub brauchten, so Hörmann. Vor allem für Menschen fortgeschr­ittenen Alters, die oft nicht viel Abwechslun­g in ihrem Leben hätten, seien drei Tage Urlaub am Gardasee wie Medizin. Andere haben laut Hörmann stets viel Stress im Leben und brauchen den Urlaub dringend, um ihre Akkus wieder aufzuladen.

 ?? Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa (Symbolbild) ?? Impfungen und erweiterte Testmöglic­hkeiten sollen für weitere Sicherheit im Tourismus sorgen – und das Reisen erleichter­n. Für die Reisebüros wäre das ein wichtiger Schritt. Die Stimmung der Anbieter im Landkreis Aichach‰Friedberg ist dazu zwiegespal­ten.
Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa (Symbolbild) Impfungen und erweiterte Testmöglic­hkeiten sollen für weitere Sicherheit im Tourismus sorgen – und das Reisen erleichter­n. Für die Reisebüros wäre das ein wichtiger Schritt. Die Stimmung der Anbieter im Landkreis Aichach‰Friedberg ist dazu zwiegespal­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany