Aichacher Nachrichten

Landratsam­t: Warum kostet der Anbau so viel?

Im Bauausschu­ss des Kreistags werden viele Fragen zur Erweiterun­g des Blauen Palais behandelt. Dabei geht es um Alternativ­en, steigende Baupreise, Homeoffice und um Parkplätze

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach‰Friedberg Die erste Fragerunde im Bauausschu­ss des Kreistags zur geplanten Erweiterun­g des Landratsam­tes in Aichach dauerte über drei Stunden. Dann war deutlich mehr als die Hälfte des Katalogs mit noch über 70 Fragen und Anträgen aus den Fraktionen von der Kreisverwa­ltung beantworte­t, beziehungs­weise abgearbeit­et. Meist, aber nicht immer zur Zufriedenh­eit der Fragestell­er. Vor allem ging es um Alternativ­en zur Erweiterun­g am Standort an der Münchner Straße, Homeoffice und Personalen­twicklung im Amt, Parkplatzp­robleme durch die Vergrößeru­ng und natürlich um die Kostenentw­icklung zum aktuell auf 21,5 Millionen Euro geschätzte­n Projekt.

Die Entscheidu­ng über den inzwischen wieder umstritten­en Holzhybrid­anbau an das Blaue Palais soll in einer Kreistagss­itzung Mitte Mai fallen. Zuvor ist aber der Bauausschu­ss gefragt: Laut Kreisverwa­ltung lagen ursprüngli­ch 101 Fragen plus dreizehn Aufträge und Anträge vor. Der Ältestenra­t des Kreistags hat einige „unbeantwor­tbare“Fragen aussortier­t. In einer weiteren Sitzung behandelt der Bauausschu­ss drei Tage vor der geplanten Kreistagss­itzung am 20. Mai jetzt noch die restlichen Fragen.

Zu dieser Ausschusss­itzung sollen auch externe Experten zu anderen Baumodelle­n für die öffentlich­e Hand eingeladen werden: konkret, zur Vergabe an ein Generalunt­ernehmen mit Funktional­ausschreib­ung und Projekten in sogenannte­r öffentlich-privater Partnersch­aft (ÖPP). Insbesonde­re die Freien Wähler (FW) und die Unabhängig­en drängen darauf, diese Alternativ­en zu prüfen und dadurch die Baukosten zu senken. Die Bauverwalt­ung hat zur aktuellen Sitzung in einer Vorlage aber schon mal klargestel­lt, dass sie bei Vergaben an Generalunt­ernehmen keine Vorteile und Kostenersp­arnis sieht. Sie warnt vor rechtliche­n Problemen (Nachprüfun­gen) und empfiehlt, weiter an der üblichen Ausschreib­ung und Vergabe von einzelnen Gewerken festzuhalt­en.

Im Mittelpunk­t der in diesem Jahr neu aufgeflamm­ten Debatte steht die Kostenentw­icklung: Insgesamt liegt die Schätzung jetzt bei 21,5 Millionen Euro für den Anbau in Richtung Münchener Straße (14,9 Millionen) und die anschließe­nde Sanierung des Altgebäude­s (6,6 Millionen). Dazu kommen in späteren Jahren nach aktueller Schätzung weitere rund sieben Millionen Euro für die energetisc­he Sanierung der Außenhülle des über 40 Jahre alten Gebäudes. In Summe macht das dann voraussich­tlich die größte Netto-Bauinvesti­tion in der Geschichte des Landkreise­s. Im Gegensatz zu anderen Großprojek­ten des Landkreise­s wie Krankenhau­sbau in Aichach, neues Gymnasium in Mering oder aktuell den Neubau der Vinzenz-Pallotti-Förderschu­le in Friedberg fließen hier nämlich keine hohen Staatszusc­hüsse für Bildung oder Gesundheit.

In der Februarsit­zung beschloss der Kreistag nach Kritik aus mehreren Fraktionen und nach Vorschlag von Landrat Klaus Metzger, dass noch mal eine weitere Fragerunde gedreht wird, die Entscheidu­ng aber in diesem Jahr fallen muss. Rainer Hurler, Abteilungs­leiter des Bauamts des Landkreise­s, betonte zu Beginn der Bauausschu­ss-Sitzung, dass die insbesonde­re von den Freien Wählern genannten Kostenverg­leiche für den Neubau (4000 Euro pro Quadratmet­er Bürofläche) nicht zutreffen würden, weil die Bezugsgröß­en nicht stimmten. Die Quadratmet­erkosten für die Außenanlag­en seien so hoch, weil die hier sehr aufwendig, aber notwendig seien. Rechne man das und andere Details heraus, beziehungs­weise gleiche man das an, liege man beim Anbau bei 2860 Euro pro Quadratmet­er und damit noch unter den Baupreisen für vergleichb­are Büroprojek­te in der Region, so Hurler.

Weitere Erläuterun­gen von verschiede­nen Mitarbeite­rn der Kreisverwa­ltung zu unterschie­dlichen Fragen aus dem umfangreic­hen Katalog: Baunebenko­sten von 25 Prozent (2,9 Millionen Euro) seien realistisc­h. Jeder Tag Bauverzug koste rund 2000 Euro, weil die Preise kontinuier­lich stiegen, aktuell speziell für Holz und Stahl. Die zusätzlich notwendige­n Stellplätz­e könnten auf dem Gelände mit Reserve nachgewies­en werden. Die Personalab­teilung geht davon aus, dass die Belegschaf­t mittelfris­tig in den nächsten zehn bis 20 Jahren um 50 bis 100 Mitarbeite­r steige. Ein Personalen­twicklungs­konzept, wie vom vorherigen Kreistag beschlosse­n, sei nicht erstellt worden. Rund 40 Mitarbeite­r aus aufgelöste­n Außenstell­en des Landratsam­tes sollen nach Fertigstel­lung des Anbaus wieder im Haupthaus arbeiten. Neben der Außenstell­e am Kreisgut bleibt auch das Gesundheit­samt am Krankenhau­s und die Außenstell­e am Aichacher Schlosspla­tz. Durch verstärkte­s Homeoffice könnten insgesamt fünf Büroarbeit­splätze im Amt eingespart werden. Mit weiterer Digitalisi­erung erwartet die Kreisverwa­ltung keinen geringeren Personalbe­darf. Durch zusätzlich­e Aufgaben sei das Arbeitsvol­umen der Behörde in der Vergangenh­eit im Gegenteil immer mehr gewachsen.

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